Kreis Wesel. Kitas im Kreis Wesel droht das Aus, weil nicht genug Geld da ist. Landrat Brohl schreibt deshalb nun ans Land – die SPD übt Kritik an den Worten.
In der Debatte um die Finanzierung der Kinderbetreuung im Kreis Wesel hat sich Landrat Ingo Brohl nun in einem Schreiben an die nordrhein-westfälische Landesregierung gewandt. „Aus Sicht des Kreises Wesel steht zu befürchten, dass Träger von Kindertageseinrichtungen ihre Angebote einstellen und die Trägerschaft abgegeben, wenn eine auskömmliche Finanzierung nicht sichergestellt wird“, heißt es in dem Schreiben, das der Redaktion vorliegt und sowohl an das Familienministerium als auch an das Finanzministerium in Nordrhein-Westfalen adressiert ist.
Hintergrund sind die gestiegenen Personalkosten durch die Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst sowie vereinbarte Sonderzahlungen, die den Schilderungen zufolge für einen Kostensprung von rund elf Prozent sorgen, während die sogenannte Kindspauschale durch das Land nur um 3,46 Prozent steigen soll. Deshalb hatten sich die Kindertageseinrichtungen unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes im Kreis Wesel in einem Brandbrief an die Öffentlichkeit, den Landrat und die Bürgermeister gewandt – sie sehen sich in ihrer Existenz bedroht. Kitas aus dem gesamten Kreisgebiet hatten diesen Brief unterzeichnet. Laut dem Paritätischen klafft in den Einrichtungen eine Finanzierungslücke von rund sieben Prozent.
„Dieses Problem trifft jedoch nicht nur die durch den Paritätischen Wohlfahrtsverband vertretenen Kindertageseinrichtungen, sondern alle Träger. Diese kommen an ihre finanziellen Grenzen, da kaum Rücklagen vorhanden sind, um die Mehrkosten zu tragen“, schreibt Landrat Brohl. Deshalb sei es dringend erforderlich, die Finanzierung der Kindertagesbetreuung in Nordrhein-Westfalen kurzfristig zu überprüfen und diese so anzupassen, dass sie auskömmlich für die Träger sei. Bis das umgesetzt sei, brauche es zudem eine sinnvolle Übergangslösung, so Brohl.
Kitas im Kreis Wesel in Not: SPD kritisiert Schreiben des Landrats
Kritik an dem Schreiben des Landrats kommt prompt von der SPD-Fraktion im Kreistag. „Seine Forderungen gegenüber den zuständigen Landesministerien werden dem Ernst der Lage jedoch keinesfalls gerecht“, heißt es in einer Pressemitteilung der Fraktion. Die Sozialdemokraten fordern deutlichere Worte und klare Forderungen für eine sofortige finanzielle Unterstützung. Wenn hier nicht ein deutlicher Aufschrei vor Ort erfolge und das Land sich weiter ducke, stünden die Trägereinrichtungen vor einem Scherbenhaufen, heißt es von den Sozialdemokraten weiter. Dazu dürfe es nicht kommen, betont Richard Stancyck, stellvertretender Vorsitzender im Kreisausschuss für Kinder und Jugendliche, in der Mitteilung: „Landrat Brohl ist aufgefordert, zu einem runden Tisch einzuladen und eine Auffangstrategie zu erarbeiten, statt nur mit Wattebäuschchen Richtung Düsseldorf zu werfen.“
Auch die FDP-Fraktion im Kreistag äußerte sich besorgt über Finanzierungsproblematik. „Die Kitas benötigen dringend Unterstützung, und zwar jetzt!“, mahnte Borges. Die FDP setzte sich nachdrücklich für eine schnelle und nachhaltige Lösung ein, damit die Kitas im Kreis Wesel ihre wichtige Arbeit für die frühkindliche Bildung auch weiterhin erfolgreich leisten könnten.