Kleve. Kilian Peters übernimmt die Schlossbergkellerei Peters in Kleve. Er verrät, wie sich ein guter Wein erkennen lässt und was aktuell angesagt ist.

Im Gewölbekeller ganz hinten, zwischen Fass und Kisten, befindet sich… „der Privatschatz“, sagt Kilian Peters. Und der besteht aus zahlreichen Flaschen, von Riesling über Chardonnay bis hin zu Spätburgunder ist so ziemlich alles dabei. Denn klar, wer bald einen jahrhundertealten Weinhandel führt, muss – oder besser: darf – auch mal den ein oder anderen Jahrgang testen. „Ja, ich habe fast jeden Wein aus dem Sortiment probiert“, erklärt der 29-Jährige. Wie viele das sind? „So um die 800.“ Er ist also bestens vorbereitet fürs nächste Jahr, wenn er offiziell die Schlossbergkellerei Peters übernimmt. Und damit das Familienerbe weiterführt.

Während Kilian Peters weiter durch den Gewölbekeller führt und dabei immer mal wieder eine besondere Flasche hervorzieht, erzählt er davon, wie alles im Jahr 1887 anfing. Damals war sein Ur-Ur-Ur… wie viele waren es noch mal… egal, „ich bin auf jeden Fall die fünfte Generation“, sagt er und lacht, „und Heinrich Peters war Konditormeister, der mit 27 Jahren ein Feinkostgeschäft gegründet hat.“ Früher gab’s keine Konserven, „da war das noch etwas Besonderes“, und auch ein paar Flaschen Wein gehörten zum Sortiment. 1900 eröffnete er noch eine Weinstube und dann ging’s so richtig los. „Damals kam der Wein in Fässern und dann wurde er hier in Flaschen abgefüllt“, erzählt er.

Sekt aus England

Später, nach dem Zweiten Weltkrieg, gab die Familie den Verkauf von Feinkostenwaren auf – und spezialisierte sich auf den Weinhandel. Franz Peters, der Papa, übernahm 1992 und setzte unter anderem auf „badische Weine, von der Sonne verwöhnt“, so hieß doch der Werbespruch, erinnert sich Kilian Peters. „Heute passt das nicht mehr, weil es überall heißer wird und Wein immer nördlicher angebaut wird.“ Wein von Sylt? Gibt’s, hält er aber nix von. Sekt aus England? „Schmeckt fantastisch.“ Ja, er kennt sich mit Weinen aus, „ich bin damit groß geworden“, deshalb kam auch seine Studiumswahl nicht überraschend: „Internationale Weinwirtschaft“.

In der Schlossbergkellerei Peters gibt’s auch einen Klever Wein.
In der Schlossbergkellerei Peters gibt’s auch einen Klever Wein. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Danach arbeitete der Klever einige Zeit am Weinberg, hing außerdem noch eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann dran. Dennoch wollte er zunächst nicht zurück in die Heimat, zurück zum Familienbetrieb… „Aber als meine Oma verstorben ist und mein Papa überlegt hat, was er mit dem Laden machen soll – verkaufen oder verpachten –, das habe ich dann doch nicht übers Herz gebracht“, erklärt er. Und nach knapp zwei Jahren kann er sagen: „Zu tausend Prozent alles richtig gemacht!“ Denn während sich der Papa langsam aus dem Geschäft zurückzieht, kann der Sohn immer mehr seine eigene Note, den persönlichen Weingeschmack einbringen. Der da wäre?

Alles Geschmackssache

„Die Älteren mögen den Wein breiter, cremiger und nicht so säuerlich“, weiß Kilian Peters. „Die Jüngeren dagegen bevorzugen schlankeren, strafferen und ruhig auch mal etwas säuerlicheren Wein.“ Dem absoluten Liebling, dem Burgunder, versuchen viele Winzerinnen und Winzer nachzueifern, „mit Weinklonen“, erklärt er. Ähnlich wie beim Chardonnay, der dadurch ebenfalls in vielen Regionen angebaut werden kann. A propos Chardonnay… stimmt’s eigentlich, dass die Sorte unbeliebt geworden ist? „ABC – Anything but Chardonnay“, kennt auch er, „aber das kann ich nicht so bestätigen.“ Chardonnay hat sich ähnlich etabliert wie Pinot Noir. Ist alles Geschmackssache.

Und doch hat der Experte sicher einige Tipps, wie auch Laien einen guten Wein im vollen Regal finden können… Kilian Peters nickt. „Je mehr Infos auf dem Etikett stehen, desto besser“, sagt er. Bei deutschen Weinen zeichnet zudem der „Traubenadler“ die Weine des „Verbands Deutscher Prädikatsweingüter“ aus. Und da immer mehr Winzerinnen und Winzer auf Nachhaltigkeit und Bio setzen, hilft auch der Blick auf die entsprechenden Siegel. Was hat es denn mit dem Mythos auf sich, dass die Einkerbung am Flaschenboden möglichst tief sein sollte? „Mumpitz“, antwortet er. „Das war früher vielleicht so, aber mittlerweile versuchen alle die Flaschen möglichst nachhaltig zu gestalten.“

Zwischen 4 und 450 Euro

Auch von der Meinung, „guten Wein gibt’s nicht unter zehn Euro“, hält Kilian Peters nix. „Wir wollen für jeden Geldbeutel etwas da haben.“ Deshalb steht im Laden, den er nach dem Rundgang im Gewölbekeller nun erreicht hat, alles zwischen 4 und 450 Euro. Moment, 450 Euro? Er nickt und geht schnell zum Kühlschrank, um eine Flasche zu holen. Ja, auf dem Etikett steht ganz schön viel… „Vega-Sicilia“ zum Beispiel, und „Unico 2005“. „Das ist ein Spanier“, erklärt er. „Den habe ich auch schon ein paar Mal verkauft.“ Oder wie wäre es mit dem „Batonnage“, der kostet 150 Euro die Flasche. „Fünf Winzer haben es sich in den besoffenen Kopf gesetzt, den teuersten Wein Österreichs zu machen.“ Das haben sie geschafft.

Über 800 Weine gehören zum Sortiment der Schlossbergkellerei Peters in Kleve – Kilian Peters hat so ziemlich jeden schon mal probiert.
Über 800 Weine gehören zum Sortiment der Schlossbergkellerei Peters in Kleve – Kilian Peters hat so ziemlich jeden schon mal probiert. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Aber auch die Weine aus Deutschland können sich durchaus sehen lassen, „so ein spritziger Riesling von der Mosel an einem Sommertag ist immer schön“, findet der 29-Jährige. Oder hier, er zieht eine kleine Flasche von „Schloss Lieser“ raus, „dafür werden die Trauben so lang hängen gelassen, bis sie schon fast Rosinen sind“, erklärt er. „Dadurch schmeckt der Wein so süß wie Honig.“ Süßwein war früher allerdings deutlich beliebter, heute kommt der Angesagteste – und Teuerste – dagegen eben aus Burgund. Auf dem Markt kann eine Flasche bis zu 40.000 Euro kosten, das ist dann aber schon eher eine echte Geldanlage und nix für den normalen Weintrinker. Er findet sowieso: „Der beste Wein ist der getrunkene.“ Deshalb muss er auch den Privatschatz, hinten im Gewölbekeller, regelmäßig auffüllen…

>>> Klever Wein

Mit dem Weinanbauam Niederrhein ist es schwierig. Dennoch bietet die Schlossbergkellerei Peters Klever Wein, eine Sonderedition von Kilian Peters und seinem Bruder, an. Dabei handelt es sich um Weiß- oder Spätburgunder aus dem Pfaffenweiler Weinhaus. Ebenfalls zum Sortiment gehört ihr „Sommer-Cuvée“.

Das Geschäft, Wasserstraße 10-12 in Kleve, ist montags bis freitags von 9.30 bis 18.30 Uhr sowie samstags von 9.30 bis 16 Uhr geöffnet. Interessierte können die Weine auch über den Online-Shop bestellen: www.wein-peters.de

Im kommenden Jahr möchte Kilian Peters, der sich aktuell zum Weinsommelier ausbilden lässt, verschiedene Tastings und Events anbieten. Weitere Infos dazu sind dann ebenfalls auf der Homepage zu finden.