Kleve. . Franz Peters und seine Schlossbergkellerei bringen seit 125 Jahren die Region auf den Geschmack
Wein = Poesie in Flaschen
( Rob ert Louis Stevenson)
Wein = Die Nachtigall unter den Getränken (Voltaire)
„Gott hat nur Wasser geschaffen, aber der Mensch machte den Wein.“ (Victor Hugo)
Franz Peters schmunzelt. Dönekes zum beliebten Rebensaft gibt es ja sooo viele - und: alle stimmen! Franz Peters ist einer von denen, denen Wein-Experten gern eine „spitze Zunge“ nachsagen, voller Anerkennung. Dabei kommt der Mann vom platten Land, ist waschechter Niederrheiner. Da wird eigentlich Bier getrunken und Schnaps. Und Weinberge gibt es auch eher wenig.
Franz Peters (55) aber hat den Wein im Blut, gewissermaßen. Immerhin ist er Chef der Schlossbergkellerei in Kleve – die ist stolze 125 Jahre alt und hat mal eben so schlappe 20 000 Flaschen Wein auf Lager. Bei idealen zehn bis 14 Grad schlummern die feinen Tröpfchen in den historischen Gewölbekellern im unterirdischen Bauch der alten Kurstadt. Früher gab es sogar einen unterirdischen Gang zur Schwanenburg – der wurde dann aber zugemauert. Aber auch Franz Peters weiß noch, dass vor den Wein-Leuten die Hoflieferanten und Bierbrauer da waren, und in den alten Gewölben so manches Fläschchen für die hohen Herrschaften in der Burg abgezapft wurde.
Ein Händchen und ein Gespür für leckere Sachen hatte die Familie Peters immer schon. Urgroßvater Heinrich Peters legte den Grundstein – mit einer kleinen Konditorei mit Feinkostgeschäft – anno 1887. Schon ein paar Jahre später eröffnete der Uropa dazu eine altdeutsche Weinstube – und brachte den Niederrhein und sogar das Ruhrgebiet auf den Geschmack.
Zug um Zug
„Mit dem Zug wurden die Weine von der Mosel, der Ahr und dem Rhein in 1000 und 1400 Liter großen Fässern nach Kleve gebracht“, erinnert sich Urenkel Franz. In der Schlossbergkellerei wurden die Weine dann in Flaschen abgefüllt.
Das sprach sich rund. Die Klever Schlossbergkellerei beglückte zahlreiche Fürstenhäuser, schickte in der Vorweihnachtszeit gar 25 Zentner Spekulatius in alle Welt – und mauserte sich zum Hoflieferanten. Eine Urkunde, fein gerahmt, belegt:
„Wir Wilhelm von Gottes Gnaden Fürst von Hohenzollern haben uns gnädigst bewogen gefunden, den Inhaber einer Spekulatius- und Honigkuchenfabrik Heinrich Peters in Kleve zu unserem Hoflieferanten zu ernennen“, Sigmaringen, den 01 Januar 1906“.
Als in den 70er und 80er Jahren Warenhäuser und Supermärkte verstärkt auf Feinkost setzten, gaben die Peters’ ihre Feinkostwaren auf. Dafür wurde der Weinhandel ausgebaut.
Wie das dann so geht – 1992 übernahm Franz Peters den Betrieb. Und steckte fortan seine Nase tief in Fässer und Gläser. Heute kennt er jeden seiner 800 Weine persönlich, weiß, wie er schmeckt, wonach er duftet, wie er lagern muss, was drin steckt. Inzwischen haben ihn Weinkritiker wie „Feinschmecker“ oder „Gault Millau“ mehrfach als hervorragenden Weinverkäufer ausgezeichnet. Wie man da hinkommt? „Wein verkosten. Und probieren, probieren, probieren.“ Dabei erlebt er auch immer wieder Überraschungen. „Wir waren im Oktober im Piemont. Da haben wir einen Barolo-Winzer kennengelernt, der hat einen Wein, der ist einfach sensationell.“ Die Niederrheiner haben gleich zugeschlagen, natürlich.
Wobei der Niederrheiner an sich beim Wein es durchaus trocken mag – aber bitte nicht mit so viel Säure drin. Prompt hat Franz Peters inzwischen jede Menge badischen Rebensaft im Sortiment. „Die in Baden haben einfach das beste Klima.“
Für den Chef selber kann es nur einen Wein geben: einen Sauvignon Blanc der besonderen Art: „Mit herrlichen Aromen. Sie schmecken Mango und Maracuja...“ Schade nur, dass das edle Tröpfchen vergriffen ist – es gab eine Auflage von 1500 Flaschen. Erfunden, pardon, kreiert hat den feinen Wein Sohnemann Marvin Peters. Der tritt als Weinküfer nun also auch in die Fußstapfen seines Ururgroßvaters.