Krefeld. Lisa Sanders und Marvin Coböken haben eine Mission: Sie wollen mit ihrem Start-Up „Once upon a bean“ die Schokoladenbranche revolutionieren.

Es war einmal eine kleine Bohne, die sich in eine köstliche Schokolade verwandeln sollte. Dazu musste sie einen weiten Weg zurücklegen, von Peru (oder einem anderen Land nahe des Äquators) bis nach Deutschland (oder in ein anderes Land in Europa). Was sie auf ihrer turbulenten Reise erlebte, wissen jedoch nur die allerwenigsten Schleckermäulchen. Genau das aber wollen Lisa Sanders und Marvin Coböken mit ihrer Plattform „Once upon a bean“ ändern. Und auch wenn alles nach einem zuckersüßen Märchen klingt, so beginnt es doch eigentlich mit der bitteren Realität…

Schokolade lieben die beiden, klar, wer tut das auch nicht. Aber als sie eines Tages mal wieder im Supermarkt eine Tafel kaufen wollten, ist es ihnen „wie Schuppen von den Augen gefallen“, erzählt Marvin Coböken. „Die Kakaobohne wächst so ähnlich wie die Kaffeebohne.“ Das fand er deshalb so spannend, weil er gerade seinen Master im Nachhaltigkeitsmanagement abgeschlossen hatte und nun in einer Kaffeerösterei arbeitete. Und als Fachmann wusste er: „Schokolade ist genauso wie Kaffee vom Preisdumping betroffen.“ 100 Gramm für 59 Cent? Davon kann doch nicht viel beim Bauern ankommen.

Kinderarbeit auf Kakaoplantagen

Tatsächlich ist die Situation dramatisch, wie das alle zwei Jahre veröffentlichte Kakaobarometer beweist. „In Ghana und der Elfenbeinküste, wo ein Großteil der industriell hergestellten Schokolade herkommt, arbeiten 1,6 Millionen Kinder in der Kakaoindustrie“, erklärt Marvin Coböken. Nun gibt’s mittlerweile immer mehr fair gehandelten und lokal gerösteten Kaffee, aber wie sieht’s mit einer leckeren Schokolade fürs gute Gewissen aus? „Wir waren bereit, mehr für eine Tafel zu bezahlen, wenn wir die Geschichte dahinter kennen“, sagt er. Aber gibt’s das? Oder sollten sie nicht lieber selbst eine „Craft Chocolate“ herstellen?

Mmmh… sieht ganz schön lecker aus. Aber bitte immer nur ein Stückchen auf der Zunge zergehen lassen, erklären Lisa Sanders und Marvin Coböken. Dann erst entfalten sich alle Aromen.
Mmmh… sieht ganz schön lecker aus. Aber bitte immer nur ein Stückchen auf der Zunge zergehen lassen, erklären Lisa Sanders und Marvin Coböken. Dann erst entfalten sich alle Aromen. © Once upon a bean

„Wir haben uns in unserer kleinen Wohnung umgeschaut und festgestellt, dass das schwierig werden würde“, erzählt Marvin Coböken. „Dann haben wir die Idee weitergesponnen, weil es doch eigentlich schon längst mehr als die bekannten Marken gibt.“ Denn tatsächlich, sie sind durchaus da: kleine Manufakturen, die fair gehandelte Kakaobohnen zu schmackhaften Schokoladen weiterverarbeiten. Bean-to-bar nennt sich der Trend, der vor zehn Jahren in Amerika aufgekommen und langsam auch in Europa angekommen ist. „In Deutschland sind es mittlerweile eine gute Handvoll Manufakturen.“

„Bean-to-bar“ in Deutschland

So stießen die beiden auf Peggy und Patrick Walter aus Burgstädt, die als „bean-to-bar-Pioniere in Deutschland“ gelten. Mit ihrer „Choco del Sol“ setzen sie auf Nachhaltigkeit, Transparenz und Handwerkskunst. Denn klar, die Schokolade soll natürlich schmecken. Oder, wie Marvin Coböken es formuliert: „Wir wollen eine Geschmacksexplosion erleben.“ Weil alles passte, fragten die beiden einfach mal nach einem Treffen, um ihnen die Idee von einer Plattform für „Craft Chocolate“ vorzustellen. Die Reaktion: „Genau so etwas brauchen wir!“

Denn Manufakturen wie „Choco del Sol“ sind vor allem in ihrer Region bekannt, kaum aber darüber hinaus. Das soll sich nun durch „Once upon a bean“ ändern. Das Konzept: Lisa Sanders und Marvin Coböken nehmen im Online-Shop nur Herstellerinnen und Hersteller auf, die ihrem strengen Regelwerk entsprechen. „Wir müssen wissen, woher jede Zutat kommt“, ist ein Punkt. Sojalecithin beispielsweise ist ein No-Go. „Weil wir nicht wissen, ob dafür nicht Regenwälder abgeholzt wurden.“ Die Manufaktur „Mesjokke“ aus Utrecht ist daher auf Sonnenblumlecithin umgestiegen – und seitdem bei ihnen gelistet.

Schokolade bewusster essen

„Außerdem muss klar sein, wie viel die Bauern für die Bohnen bekommen. Und das muss mindestens das Dreifache vom aktuellen Fairtrade-Preis sein“, betont Marvin Coböken. Natürlich wirkt sich das auch auf den Verkaufspreis aus… statt 59 Cent kostet eine Tafel bei ihnen im Online-Shop rund sieben Euro. Aber sind die Leute auch bereit, so viel zu bezahlen? Das haben sich die beiden natürlich auch gefragt und deshalb im Jahr 2021 einen Testdurchlauf im Rahmen ihres Crowdfunding gestartet. Das Ziel, 200 Bestellungen in einem Monat, hatten sie bereits nach zwei Tagen erreicht.

Das war der Beweis. „Dafür, dass unsere Idee ihre Zielgruppe findet“, sagt Marvin Coböken. Und so sind die beiden gestartet, haben von den 23.179 Euro aus dem Crowdfunding unter anderem eine Website aufgebaut und einen Lagerraum gefüllt. Letzteren übrigens in Krefeld, denn hier ist Lisa Sanders aufgewachsen. Ihre Mutter kümmert sich seitdem um die Abwicklung, verpackt und verschickt die bestellten Tafeln, während die beiden von Hamburg aus ihr Projekt noch bekannter machen. „Wir wollen mehr Menschen ermöglichen, bewusster Schokolade zu konsumieren“, sagen sie.

Kauen verboten!

Denn ja, sieben Euro ist viel Geld für eine Tafel, das wissen die beiden auch. Dafür aber ist der Geschmack auch ein ganz anderer als „der Einheitsbrei aus dem Supermarkt“. Bei Kakaobohnen aus Peru beispielsweise, „da dominiert die rote Fruchtnote“. Im Gegensatz zur Kakaobohne aus Belize, „da schmeckt man die Zitrusrichtung raus“. Und je nachdem, wie die Bohnen geröstet werden, können sie noch ganz andere Aromen entwickeln. Um das allerdings auch zu schmecken, gilt es einige Regeln zu beachten – die praktischerweise jeder Bestellung beiliegen.

Das Wichtigste: „Kauen verboten!“ Stattdessen ein Stückchen langsam auf der Zunge zergehen lassen, sodass sich nach und nach alle Aromen im Mund entfalten können. „Oft startet es nussig“, erklärt Marvin Coböken, „später kommt dann die fruchtige Note durch.“ Das mussten die beiden selbst aber auch natürlich erstmal lernen, wobei – das müssen sie lachend zugeben – es wirklich schlimmere Jobs gibt, als sich durch diverse Schokoladen zu probieren… Manchmal stoßen sie dabei auch auf völlig verrückte Sorten, wie die Sauerteigbrotschokolade oder die Hundertprozentige. Letztere aber ist, das betonen sie, nur was für „Hardcore-Schokoladen-Fans“.

>>> Geschenkbox zu gewinnen

Wer jetzt Heißhunger auf etwas Süßes bekommen hat, kann mit etwas Glück eine Geschenkbox von „Once upon a bean“ gewinnen. Unsere Verlosung ist bis Sonntag, 5. März, freigeschaltet: www.nrz.de/schoki

Wir verlosen eine Geschenkbox von „Once upon a bean“.
Wir verlosen eine Geschenkbox von „Once upon a bean“. © Simon Erath

Aktuell arbeiten Lisa Sanders und Marvin Coböken mit zwölf Manufakturen zusammen. Alle Hintergrundinfos und natürlich auch die Schokoladen (einzelne Tafeln und verschiedene Geschenk- sowie Probierboxen) sind zu finden auf www.onceuponabean.de