Düsseldorf. Ein Mitarbeiter der Sicherheitsfirma berichtet über die chaotischen Zustände am Flughafen Düsseldorf, was das mit ihm macht und was er verdient.
Seine Stimme klingt müde, ausgelaugt. Dabei steht ihm sein Dienst noch bevor. Um 12 Uhr beginnt seine Schicht, doch schon auf dem Weg dorthin wird er sehen, was auf ihn zukommt. Die Menschen stehen in Schlangen vor den Sicherheitskontrollen am Flughafen Düsseldorf, manche von der Sorge geplagt, ihren Flieger zu verpassen. All die muss der Mitarbeiter der Sicherheitsfirma mit seinen – zu wenigen – Kollegen in den nächsten Stunden kontrollieren.
Wir nennen den Mitarbeiter Gustav. Er will seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen – aus Sorge vor Konsequenzen durch seinen Arbeitgeber. Dabei werden doch alle Kräfte derzeit dringend gebraucht. Seit Wochen berichten wir von langen Schlangen und chaotischen Zuständen. Nun endlich will die Bundespolizeiab Freitag die dringend benötigte zweite Sicherheitsfirma einsetzen. Hört man, was Gustav zu sagen hat, ist das auch dringend nötig.
Mitarbeiter: Auch 2017 war es schon schlimm
Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Gustav in der Sicherheitskontrolle am Düsseldorfer Flughafen. 2017, erinnert er, war es auch schon mal schlimm. Aber was er jetzt erlebt, ist der bisherige negative Höhepunkt. Das Personal fehlt an allen Ecken und Enden, die Reisenden sind frustriert, lassen ihren Unmut auch am Sicherheitspersonal aus. „Wir stehen vor einer Wand aus Menschen, und man hat kein Ziel vor Augen“, sagt er.
Der Lärm in den Hallen, die Wärme und je nach Einsatzgebiet die Dunkelheit, das lange Stehen auf „betonhartem Boden“ – all das schafft ihn. So sehr, dass er sich nach dem ruhigen Feierabend sehnt. „Laute Veranstaltungen oder viele Menschen brauche ich dann nicht mehr“, sagt er im Gespräch mit der NRZ. Diese Belastungen führen – neben Corona – auch zu einem hohen Ausfall beim Personal. Von rund 20 Prozent spricht die Gewerkschaft Verdi, vor allem wegen Erkrankungen an der Muskulatur und der psychischen Belastung.
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Dabei macht er seine Arbeit eigentlich gern, für die Sicherheit der Fluggäste zu sorgen, Passagiere zu schützen, gefährliche Gegenstände herauszufiltern. 19,81 Euro verdient er pro Stunde, demnächst soll der Stundenlohn auf 20,60 Euro steigen. Für den Sonntagsdienst gibt es einen Zuschlag von 40 Prozent, für die Nachtschicht kommen 15 Prozent obendrauf. Allerdings kostet auch der Mitarbeiter-Parkplatz am Flughafen 55 Euro pro Monat.
Schichten werden mit zu knapp besetzt
Doch die Bedingungen könnten besser sein, ist Gustav überzeugt. Die Schichten werden zu knapp mit Personal besetzt, weil der Sicherheitsdienst DSW als Privatunternehmen gewinnorientiert arbeiten muss. Wäre der Sicherheitsdienst in öffentlicher Hand, wäre es sicherlich besser, meint er und blickt nach Bayern. Dort würde insgesamt mehr Personal eingesetzt, das zwar dann, wenn es nicht zu großem Fluggastaufkommen kommt, weniger zu tun hat. Das aber schnell einsatzbereit ist, wenn plötzlich doch viele Passagiere abzufertigen seien.
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Doch selbst wenn mehr Personal eingesetzt werden würde: Es müsste erst einmal da sein. Der Schichtdienst schrecke viele Menschen ab, vor allem (alleinerziehende) Mütter und Väter. Die Schichten würden kaum familienfreundlich gestaltet. Zudem würde das Personal inzwischen nur in Teilzeit angestellt. Das kritisierte auch Özay Tarim, der für die Luftfahrtbranche zuständige Verdi-Gewerkschaftssekretär, in einem Gespräch mit der NRZ.
Für jede Kontrollstraße am Flughafen braucht es sechs Sicherheitskräfte. Spätestens alle 30 Minuten werden die Aufgaben gewechselt. Die erste und letzte Station sind die, die für etwas Entlastung sorgen sollen. Das ist der Einweiser, also der erste Kontakt zwischen Passagier und Sicherheitsmitarbeiter, der sagt, was alles in die Wanne gelegt werden muss, dass die Hosentaschen geleert werden, keine Flüssigkeiten im Handgepäck sein sollen. Die letzte Position ist die des „Wannenrückführers“. Hier werden die leeren Wannen wieder an Position eins gebracht. Das ist auch für Gustav die entspannteste Position.
Am Monitor und am Scanner brauchen Mitarbeiter eine hohe Konzentration
Hohe Konzentration brauchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hingegen am Monitor, über den die Gegenstände im Gepäck geprüft werden, und an der Personenkontrolle. Wird hier etwas übersehen, kann es böse Folgen haben. „Es sind viel zu wenige Kollegen für zu viele Fluggäste“, sagt Gustav. Irgendwann lässt die Konzentration nach, doch eigentlich ist keine Schwäche erlaubt. Im schlimmsten Fall, so Gustav, wenn die Sicherheitskräfte was übersehen „stürzt ein Flugzeug vom Himmel“. Er warnt: „Wir können nur bis zu einem gewissen Maß die Sicherheit garantieren“.
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An Pfingsten war die Arbeitsbelastung schon hoch, doch auch für die Sommerferien erwartet er „ein hohes Stresslevel“. Auch von den Passagieren.
Sein Rat: Fluggäste sollten versuchen, die Nerven zu behalten, ,sich auf den Sicherheitscheck vorzubereiten und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Sicherheitskontrolle vielleicht ein wenig Verständnis entgegenbringen. Denn: „Wir können nichts für die Situation“, sagt Gustav.