Xanten. Die grenzüberschreitende Radroute Via Romana feiert 30-jähriges Jubiläum. Zu entdecken gibt’s zwischen Xanten und Nijmegen so einiges.

Eigentlich, ja eigentlich stimmt das nicht so richtig mit dem 30-jährigen Jubiläum. „Die Via Romana besteht ja schon seit über 2000 Jahren“, sagt Sjaak Kamps. Da hat der Geschäftsführer der Euregio Rhein-Waal irgendwie Recht. Schließlich handelte es sich dabei einst um das antike Straßennetz, das die niederrheinischen Römersiedlungen im heutigen Xanten und Nijmegen miteinander verband. Doch vor 30 Jahren hat die römische Verbindung eine neue Bedeutung hinzugewonnen und so gibt’s nun eben doch etwas zu feiern: die Fahrradroute Via Romana!

Und wie das bei solchen Jubiläen eben so ist, schauen alle Beteiligten, und davon gibt’s viele bei einem grenzüberschreitenden Projekten wie diesem, gern auch mal zurück. „Bekommen Sie keinen Schreck“, sagt Walter Hoffmann und zeigt in der Mühle des LVR-Archäologischen Parks Xanten, wo der Empfang stattfindet, auf einen dicken Aktenordner. Nee, es folgt kein trockener Rückblick auf bürokratischen Schriftverkehr, stattdessen eine kleine Einführung in die turbulenten Anfänge der Namensfindung. „Als wir 1989 mit der Planung anfingen, war das etwas komplett Neues“, erklärt der Projektleiter von damals.

Radeln zwischen Xanten und Nijmegen

Gedacht als „Kulturachse zwischen Xanten und Nijmegen“, lösten sich die Verantwortlichen schnell von dem doch etwas „kuriosen Begriff“, so Walter Hoffmann. Die Römer als Namensgeber waren dabei aber auch nicht sofort gesetzt. „Tour de Gothique“ oder „Kultur-Routen“ schwebten als Vorschläge im Raum, bis schließlich der eingängige Name „Via Romana“ gefunden war. Das war also schon mal geklärt. Wie aber eine 260 Kilometer lange Radroute mit (römischem) Leben füllen? So etwas funktioniert nur im Miteinander, im Austausch.

In der Schiffshalle des LVR-Archäologischen Parks Xanten arbeiten die Schiffsbauer aktuell am sechsten Nachbau eines römischen Schiffs.
In der Schiffshalle des LVR-Archäologischen Parks Xanten arbeiten die Schiffsbauer aktuell am sechsten Nachbau eines römischen Schiffs. © FFS | Kai Kitschenberg

Denn zu bieten haben die neun Kommunen entlang der Via Romana so einiges. Klar, Xanten mit seinem Archäologischen Park und Römermuseum sowieso, aber da ist auch das Museum Forum Arenacum in Kleve-Rindern, der Museumspark Orientalis in Heilig Landstichting, das Aquädukt in Berg en Dal oder das Museum Het Valkhof in Nijmegen. Ein solches Projekt schweißt zusammen, das will Walter Hoffmann betonen. Deshalb darf auch mal mit einem Augenzwinkern erzählt werden, wer denn zur Eröffnungsfeier im Jahr 1992 zu spät kam. „Die Niederländer...“

Via Romana als Erfolgsgeschichte

Und wer saß zur Presseradtour mit kurzen Hosen auf dem Fiets? Der Deutsche… Ja, es sind grenzüberschreitende Freundschaften entstanden über die Jahre, gemeinsam darf diskutiert oder eben auch gelacht werden! Nur eines hätte sich Walter Hoffmann noch gewünscht. So ein Sandalenlauf, das wäre doch eine Aktion, die in den kommenden 30 Jahren angegangen werden könnte, oder? Dass die Radroute mindestens so alt wird, davon ist auch Dr. Martin Müller überzeugt. „Die Via Romana ist eine Erfolgsgeschichte, auf die wir alle stolz sein können“, betont der Leiter des Archäologischen Parks.

Stolz sei er natürlich auch darauf, dass durch die Unesco-Auszeichnung der niedergermanische Limes noch einmal touristisch aufgewertet wird. Wobei die Via Romana natürlich nur einen Abschnitt des Welterbes abdeckt. „Aber es ist der schönste Abschnitt!“ Das sagt Martin Müller nicht, weil man das eben so macht bei Jubiläumsfeiern, sondern weil er als Archäologe weiß: „Entlang der Strecke gibt’s ein Potpourri des römischen Lebens wie sonst an keiner Stelle.“ Als Archäologe denkt er übrigens immer in größeren Zeitabschnitten, 30 Jahren sind viel zu schnell um. Also auf die nächsten 100 Jahre Via Romana!

Alle Infos zur Radroute Via Romana sind zu finden auf www.via-romana.de

>>> Römische Schiffe im Zelt und auf der Südsee

„Kulturtourismus ist ein Leitthema unserer Arbeit“, betont Dr. Martin Müller. Die Aufgabe des Archäologischen Park Xanten (APX) sei es, die Menschen für die Geschichte zu begeistern und dadurch zu animieren, die Region weiter zu entdecken.

Eine Maßnahme ist der seit 2014 laufende Nachbau von römischen Schiffen. Dabei handelt es sich nur um Typen, die einst tatsächlich auf dem Rhein gefahren sind. Aktuell arbeitet der niederländische Schiffsbauer Kees Sars mit seinem Team am sechsten und vorerst letzten Schiff, das vielleicht schon im kommenden Jahr auf der Xantener Südsee schippern kann – um zu testen, ob es denn auch tatsächlich fährt.

Dr. Gabriele Schmidhuber leitet den Schiffbau im LVR-Archäologischen Park Xanten.
Dr. Gabriele Schmidhuber leitet den Schiffbau im LVR-Archäologischen Park Xanten. © FFS | Kai Kitschenberg

In einem Zelt auf dem Gelände des APX können Besucherinnen und Besucher aktuell zwei der Schiffe bestaunen. Geplant ist aber etwas noch Größeres: In Zukunft soll am Ufer der Xantener Südsee eine Schiffshalle entstehen. Die Nachbauten sollen dann regelmäßig übers Wasser fahren und somit Geschichte erlebbar machen.