Krefeld. Die Videos des Tortenbosses aus Krefeld werden millionenfach geklickt. Seine Torten sehen aus wie echte Farbeimer, Chipstüten oder Radarfallen.

Alles beginnt mit einem klitzekleinen Streich. Mohammed Omairat möchte seine Kinder im ersten Lockdown aufheitern. „Guckt mal, ich habe euch etwas zu essen mitgebracht“, sagt er. Seine Tochter beugt sich über den Tisch und beäugt kritisch den Eimer Hühnchen einer bekannten Schnellrestaurantkette. So richtig traut sie dem Ganzen nicht. Zu Recht! Denn kurz darauf nimmt ihr Papa ein Messer in die Hand… und schneidet aus dem rot-weiß gestreiften Eimer ein riesiges Stück Torte! Damit überrascht er nicht nur seine Kinder, sondern auch Millionen von Menschen, die sein Video auf der Plattform TikTok anklicken. Der Tortenboss, so nennt er sich, wird zum Internetstar.

Der Ruhm ist dem 36-Jährigen jedoch nicht zu Kopf gestiegen. Entspannt schlendert er in sein Café am Ostwall in Krefeld, lächelt breit und fragt: „Kaffee?“ Nee, wir sind ja für die Torten hier! Deswegen geht’s jetzt auch direkt zur Theke. In der Auslage präsentieren sich Sahnetorten mit glänzendem Überzug und zuckrigen Verzierungen von ihrer besten Seite… das sieht lecker aus! „Ach, das ist doch normal. Sowas machen wir aus dem Effeff“, winkt Mohammed Omairat ab. Auch die schwarze Torte mit Minnie-Maus-Ohren ist nix Besonderes, zumindest nicht für ihn. Viel mehr Spaß hat er an den 3D-Torten, die er seit dem Streich an seinen Kindern immer weiter perfektioniert hat.

Erster männlicher Konditorfachverkäufer Deutschlands

Dabei war Mohammed Omairat schon vor besagtem Video ein Profi. Sein erstes Praktikum absolvierte er im Wiener Café in Krefeld. Und weil ihm die Arbeit dort so viel Spaß gemacht hatte, entschied er sich nach dem Schulabschluss für eine Ausbildung zum Konditoreifachverkäufer. „Mir war vorher gar nicht bewusst, dass das ein typischer ‘Frauen-Beruf’ ist“, sagt er. „Bis ich an der Berufsschule als einziger Mann mit 30 Frauen in einer Klasse saß und der erste männliche Konditoreifachverkäufer Deutschlands wurde.“ Doch nur die Kuchen und Torten zu verkaufen, das reichte ihm nicht. Also hing er noch eine Ausbildung zum Konditor dran, übernahm später sogar das Wiener Café.

Ja, das ist eine Torte! Vom Tortenboss aus Krefeld.
Ja, das ist eine Torte! Vom Tortenboss aus Krefeld. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Und es lief gut. Bis zum ersten Lockdown. Dann aber wurden Hochzeits- und Geburtstagsfeiern abgesagt, Thementorten nicht mehr gebraucht. Damit brach eine der Haupteinnahmequellen weg, die Miete des großen Cafés in bester Lage konnte der Konditor nicht mehr bezahlen. Er wechselte den Standort und legte den Fokus nun vor allem auf seine 3D-Torten, die ja bereits im Internet gut angekommen waren. „Das ging so weit, dass ich jeden Gegenstand, den ich gesehen habe, als Vorlage für eine Torte benutzen wollte“, sagt er und lacht. Darunter auch eine Radarfalle, die er nun aus einem Karton hervorzaubert. Die sieht ja tatsächlich täuschend echt aus!

Polizei fällt auf kalorienreiche Radarfalle rein

„Ich wollte sie so realistisch wie möglich machen und habe deshalb noch eine Stange besorgt, um sie an die Straße zu stellen“, erzählt Mohammed Omairat. Die Leute schauten schon aus den Fenstern, wunderten sich über den neuen Blitzer, bis zehn Minuten später die Polizei anhielt. „Wir mussten denen zwei Minuten lang erklären, dass es sich dabei um eine Torte handelte.“ Doch erst als er ein Stück abschnitt, konnten die Beamten es wirklich glauben. „Sie fanden das so krass, dass sie direkt Fotos für ihre Kollegen auf der Wache gemacht haben.“ Tja, und seitdem hat er schon so einige kalorienreiche Radarfallen an Polizeiwachen verkauft, die zu einem besonderen Anlass eine besondere Torte bestellen.

Der Tortenboss aus Krefeld backt nicht nur 3D-Torten, sondern auch „klassische“ Torten.
Der Tortenboss aus Krefeld backt nicht nur 3D-Torten, sondern auch „klassische“ Torten. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Doch nicht nur die Polizei, auch große Firmen sind längst auf den Geschmack gekommen. Als er eine Anfrage von Hugo Boss bekommen habe, sei das sein „größter Erfolg“ gewesen, sagt der Tortenboss. Die aktuellste E-Mail in seinem Postfach ist übrigens vom Gehäusehersteller der Radarfalle. Mittlerweile stellen er und seine Mitarbeitenden bis zu 40 Torten an einem Tag her, nicht alle aber sind so aufwendig wie dieses Exemplar... „Bringst du mir mal eben die Mikrowelle?“, ruft er seinem Mitarbeiter in der Backstube zu. „Also die Torte!“ Ein wichtiger Zusatz, denn nicht erst einmal ist es vorgekommen, dass am Ende jemand die echte Mikrowelle oder die echte Chipstüte (ja, auch die gibt’s als Torte) gebracht hat.

Torte für Schnellrestaurantkette

Es sind kleine Kunstwerke, die hier in der Backstube entstehen. „Die Kunst ist ja nicht nur, dass es gut aussieht, sondern auch noch gut schmeckt“, hält Mohammed Omairat fest. Was aber ist denn nun der Trick des Tortenbosses? Als Antwort darauf gibt’s nur ein Schulterzucken. „Man braucht einfach Fingerspitzengefühl.“ Er macht es mal eben vor und formt aus einem rosafarbenen Fondant-Klumpen ein paar kleine Kügelchen, die er platt drückt. Anschließend setzt er die Stücke in Sekundenschnelle zusammen, zupft hier und dort etwas nach, und fertig ist eine perfekte Rose aus Zucker. „Das ist die einfache Art, es geht noch aufwendiger.“

Der Tortenboss zaubert in seiner Backstube in Krefeld in Sekundenschnelle kleine Rosen aus Fondant.
Der Tortenboss zaubert in seiner Backstube in Krefeld in Sekundenschnelle kleine Rosen aus Fondant. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

So wie die riesige Torte beispielsweise, die Mohammed Omairat im Auftrag einer bereits erwähnten Schnellrestaurantkette kreiert hat. Dafür wurde er sogar als „Ehrenfan“ ausgezeichnet. Kein Wunder, die rot-weiß gestreiften Eimer mit Hühnchen sehen auch einfach täuschend echt aus. Nur die Kinder des Tortenbosses, die fallen ganz bestimmt nicht mehr auf diesen Trick rein.

>>> Der Tortenboss in Krefeld und Essen

Das Café des Tortenbosses ist zu finden am Ostwall 68 in Krefeld. Außerdem hat er seit November eine zweite Filiale an der Vogelheimer Straße 133 in Essen.

Weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten gibt’s im Internet unter www.tortenboss.de oder über 0177/8809694.