An Rhein und Ruhr. Die pandemiebedingten Lieferengpässe sorgen für ein Rekordhoch auf dem Sekundärrohstoff-Markt in NRW. Die Branche fordert mehr Hilfe der Politik.

Aufgrund der pandemiebedingten Lieferengpässe im Rohstoffhandel boomt der Sekundärrohstoff-Markt. „Wir haben eine extreme Nachfrage an Altglas, Altpapier, Schrott, Metall und Altholz, weil der Markt leer gefegt ist. Das kommt uns natürlich zugute“, sagt Eric Rehbock, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE) in Bonn. Laut einer verbandsinternen Umfrage erwarten 70 Prozent der Mitglieder steigende Umsätze für dieses Jahr und das kommende.

Rund 1000 Unternehmen vertritt der BVSE bundesweit, etwa 180 Firmen in NRW – meistens mittelständische Entsorgungsunternehmen, vom kleinen Schrotthändler bis zum Altölverwerter.

Klimawandel: Recycling-Branche wird immer wichtiger

Die positive Entwicklung im Sekundärrohstoff-Handel habe bereits vor rund sechs Monaten eingesetzt, so Rehbock. Generell habe die Branche die Coronapandemie gut überstanden. „Im Bereich Abfälle gab es wenig Veränderung. Der Altkleiderbereich ist zeitweise zusammengebrochen, es gab Insolvenzen“, sagt Rehbock. Der Sektor habe sich inzwischen wieder erholt.

Nicht nur die hohe Nachfrage freut Eric Rehbock. Die Recycling-Branche dürfte angesichts der Herausforderungen des Klimawandels immer wichtiger werden. Er spricht von einem „Riesenpotenzial“. Um dieses voll auszuschöpfen, muss die Landes- wie Bundespolitik nach Ansicht des BVSE die Sekundärrohstoff-Branche aber besser unterstützen. „Im Rahmen des Wahlkampfes haben wir gefordert, die Genehmigungen für Anlagen der Abfallbetriebe zu vereinfachen“, sagt Rehbock.

Bundesverband kritisiert lange Verfahren

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Die Verfahren dauerten aktuell zu lange, die Auflagen für den Betrieb der Anlagen seien extrem hoch. „Das ist ein Riesenhemmnis für kleine und mittelständische Unternehmen, die wir vertreten. Es gibt in dem Bereich bislang keine ausreichende Förderung aus der Politik.“ Rehbock schlägt deshalb eine Verminderung der Umsatzsteuer für die Unternehmen sowie eine Beschleunigung von Genehmigungsverfahren vor. „Wenn ich den Markt pushen will, muss die Politik auch etwas anbieten.“

Auch nach Ansicht von Matthias Kleinke läuft noch längst nicht alles rund. Der Professor für Umwelttechnik an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve lobt, dass sich in Deutschland ein gut funktionierendes Entsorgungssystem gebildet hat. Bei Kunststoffen beispielsweise müsse man nicht nur an eine hohe Sammelquote,sondern an eine bessere Wiederwendungsquote denken.