Am Niederrhein. Nach den Fällen in drei Schweinehaltungen in Brandenburg wächst die Sorge auch im bislang ASP-freien Nordrhein-Westfalen.
Der Zugang erfolgt durch Hygieneschleusen, ausschließlich in hofeigener Kleidung. „Man kommt nur geduscht in den Stall“, erklärt Theresa Hellmanns. Die Regeln auf dem familiengeführten Hof in Geldern sind strikt. Sie sind eine Vorsichtsmaßnahme - auch für den Fall, dass der Erreger der Afrikanischen Schweinepest (ASP) Nordrhein-Westfalen erreicht.
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Er soll dann nicht hineingetragen werden zu den 430 Muttersauen und ihren Ferkeln. „Eine 100%-ige Sicherheit gibt es aber nicht“, weiß Tochter Theresa Hellmanns, frischgeprüfte Landwirtin. Die Tierseuche drängt von Osteuropa nach Westen. Bislang ist NRW frei von ASP.
Betroffene Haltungen liegen in gefährdeten Gebieten
In Brandenburg aber ist jetzt passiert, was lange befürchtet wurde: Nachdem ASP bereits bei über 1200 Wildschweinen nachgewiesen wurde, sind nun auch drei Schweinehaltungen betroffen, zwei davon sehr klein. „Die Fälle zeigen, dass die Befürchtungen berechtigt waren“, sagt Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer NRW, auf Nachfrage der Redaktion (19. Juli 2021).
An der Lage der Schweinehalter in NRW ändert sich zunächst mal nichts - zumal die betroffenen Haltungen in Brandenburg in bereits als gefährdet eingestuften Gebieten liegen. Exportbeschränkungen für für bestimmte Länder gab es schon vor den Fällen jetzt. Und der Preis für Schweinefleisch war auch schon vorher im Keller.
Schlachtpreise sind für viele Bauern nicht kostendeckend
1,42 Euro bekommen die Landwirte aktuell pro Kilo Schlachtgewicht. Viele dürften damit nicht über die Runden kommen, heißt es beim Rheinischen Landwirtschafts-Verband (RLV). Etwa 1,60 Euro gelten als kostendeckend - was aber noch von weiteren Faktoren abhängt, etwa der Größe des Bestandes oder der Frage, ob noch Ställe abbezahlt werden müssen.
Grundproblem bleibt aus Sicht des Verbandes, dass die gestiegenen Haltungsanforderungen nicht mit den Preisen zusammenpassen, die Handel und Verbraucher bislang bereit sind zu zahlen. „Hier müsste ein Umdenken stattfinden“, meint RLV-Sprecherin Marilena Kipp. Die Sorgen über ein mögliches Übergreifen der ASP kommen noch obendrauf. Sie passen auch nicht recht zu Überlegungen, neue Ställe mit Außenklima und Auslauf zu bauen - jetzt da es gilt, die Tiere vor der drohenden Seuche abzuschirmen.
Etwa 650 Schweinehalter im Rheinland - Zahl geht zurück
Die ASP-Gefahr wird die Schweinehalter vermutlich noch geraume Zeit begleiten. Bernhard Rüb von der Kammer wie auch der RLV gehen davon aus, dass weitere Halter aufgeben. NRW-weit geht die Zahl der Haltungen und die der Schweine seit Jahren zurück.
Zuletzt hielten 6340 Betriebe rund 6,59 Millionen Schweine. Die meisten Höfe befinden sich in Westfalen und Lippe, im Rheinland gibt es etwa 650 Schweinehalter. Am Niederrhein wollen die Hellmanns „weiter alles geben“ - auch wenn die wirtschaftlichen Perspektiven „nicht rosig“ sind: „Schweinehaltung ist eine Lebenseinstellung“, sagt Theresa Hellmanns.