Aus den Niederlanden. Seit Jahrzehnten ist Urlaub in den Niederlanden für Menschen aus NRW Tradition. Warum eigentlich - und was hat sich mit der Pandemie verändert?
Eine Radtour auf Texel, ein “strandhuisje” in Zeeland oder aufs Surfbrett in Zandvoort: Der jährliche Urlaub in den Niederlanden scheint einfach in der DNA der Menschen aus NRW verankert zu sein. Seit Jahrzehnten ist ein Strandurlaub in den Niederlanden Tradition, selbst während des Pandemiesommers in diesem Jahr.
Vor allem seit den letzten zwei Jahrzehnten boomt die Reise zu den Nachbarn. “In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Zahl der Gäste aus Deutschland verdoppelt”, sagt Martin Pohl vom Niederländischen Büro für Tourismuns und Kongresse (NBTC) in Köln. „Das könnte unter anderem daran liegen, dass sich die Beziehungen zwischen den Niederlanden und Deutschland sich generell verbessert haben.“
Meisten Urlaubsgäste in den Niederlanden kommen aus NRW und Niedersachsen
Ganz vorne mit dabei im jährlichen Stau über die Grenze: Reisende aus ganz NRW, vom Sauerland, übers Ruhrgebiet bis zum Niederrhein. “Von unseren regelmäßig stattfindenden Befragungen wissen wir, dass der Anteil Gäste aus NRW und Niedersachsen zusammengenommen rund 75 Prozent aller Übernachtungsgäste in den Niederlanden ausmacht“, so Pohl.
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Und die bescheren der niederländischen Tourismusbranche einen ordentlichen Umsatz: Knappe 2.730.350.000 Euro waren es in 2019. Alleine 911.845.000 Euro davon verbucht die beliebte Provinz Nordholland. Die liebsten Unterkunftsarten: Hotels und Bungalwos, wie die NBTC-Statistiken zeigen. Campingunterkünfte belegen – anders als vielleicht erwartet – nur Platz drei.
Niederländische Küste bleibt auch während der Pandemie beliebt
Natürlich hat sich das alles während der Pandemie auf einen Schlag verändert. Kamen laut NBTC 2019 noch beinahe 6,2 Millionen Gäste für 21,6 Millionen Übernachtungen aus Deutschland in die Niederlande, sank deren Anteil 2020 um rund 47 Prozent. Auch der Tagestourismus habe stark unter der Pandemie gelitten, so Pohl. „Wir haben noch keine Zahlen, aber den Eindruck, dass die Appelle aus der deutschen Politik Früchte getragen haben.“
Am geringsten sei der Rückgang an Gästen in den niederländischen Küstenregionen gewesen, so Pohl. „Schon zuvor war die Küste am Beliebtesten bei Touristen aus Deutschland und auch während der Pandemie ist das weiterhin so geblieben.“ Doch warum lieben der Niederrhein und das Ruhrgebiet die niederländische Küstenregion so?
Zeeland, Nordholland und die Wattinseln locken mit Natur und Entspannung
„Generell spricht viele Urlauber die niederländische Mentalität, sprich Offenheit, Lockerheit und besonders auch Kinderfreundlichkeit an, was viele zu Wiederholungstätern macht”, so Martin Pohl. “Die niederländische Küste ist für viele Gäste schnell und einfach erreichbar, sowohl mit dem eigenen Auto als auch teilweise mit der Bahn.”
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Zudem bieten die niederländischen Küstenregionen viel Abwechslung, wie Pohl beobachtet. “Süd-Holland hat eine Kombination aus Strand- und Stadtgebieten, Nord-Holland große Dünengebiete, die Nordseeinseln sind ein Naturparadies und Zeeland hat Süß- und Salzwassergebiete mit vielen Wassersportmöglichkeiten.”
Gelderland und Overijssel erleben Boom während Pandemie
Gerade in Zeeland – dem Urlaubsmekka für Reisende aus NRW schlechthin – lassen sich angesichts der sinkenden Infektionszahlen wieder mehr Menschen aus Deutschland blicken. Geht es also wieder steil bergauf für den niederländischen Tourismus? „Für 2021 erwarten wir wieder einen Anstieg, aber sicher nicht keine Rückkehr zum Zustand von 2019“, sagt Martin Pohl.
Die Pandemie hat aber auch andere Regionen in den Niederlanden stärker in den Fokus rücken lassen. “Auch wenn die Besucherzahlen überall stark zurückgegangen sind, so haben doch gerade einige grenznahe Regionen, wie Gelderland und Overijssel in 2020 einen kleinen Boom erlebt”, sagt Pohl. “Sicher durch die Nähe zu Deutschland, aber auch durch die vielen Naturgebiete, die vielen Ferienhäuser, die es sicher machten, um Abstand zu halten.”