An Rhein und Ruhr. Diese Woche starten die Abiprüfungen in NRW. Schüler berichten von ihren Vorbereitungen und von ihren Plänen für die Abifeier in Corona-Zeiten.

Beim Abiball das bestandene Abitur mit allen Freunden und mit der Familie in einem großen Saal feiern, zur Belohnung nach dem Abitur auf Reisen gehen: Das sind die Vorstellungen, die viele Schüler haben, wenn sie nach zwölf oder 13 Jahren Büffeln endlich ihr Abitur in den Händen halten. Doch die Schüler am Niederrhein und im Ruhrgebiet müssen auf all das in diesem Jahr verzichten: Corona verbietet jegliche Art von Spaß, der doch genau diese Zeit der Jugendlichen so besonders und einzigartig macht.

„Dass der Abiball ausfallen soll, ist besonders deprimierend, denn keine Feier wird ihn ersetzen können“, zeigt sich Lilly Paessens, Schülerin des Konrad-Adenauer Gymnasiums in Kleve betrübt. Sie und ihre Mitschüler hoffen nun „wenigstens auf eine schöne Zeugnisvergabe“. Aber auch hier sei noch überhaupt nicht sicher, „ob Geschwister und beide Elternteile mitkommen dürfen“, wirft ihr Mitschüler Tim Janssen ein.

Moerser Gymnasium wollte Abifeier in der Enni-Halle feiern

Auch die Schülerinnen Anna Jeup und Caroline Stec, vom Grafschafter Gymnasium in Moers, denken, „falls eine Abifeier stattfindet, dann wohl sehr spontan und nicht so, wie wir es geplant hatten“. Eigentlich sollte durch Kuchenverkauf Geld in die Stufenkasse fließen, um die Enni-Halle in Rheinkamp für den Abiball mieten zu können. „Durch den Lockdown und den vielen Distanzunterricht konnten wir in den Pausen aber keinen Kuchen verkaufen, wir haben kaum Einnahmen gemacht“, erklärt die 18-jährige Anna. Es seien einfach „komplizierte Zeiten“, die durch ständige Regeländerungen und Abistress viel Unsicherheit mitbringen.

„Dabei ist gerade diese Zeit so wichtig für unsere Zukunft“, sagen Lea Schaefers und Philip Mohry. Die beiden 17-Jährigen absolvieren in diesem Jahr ihr Abitur am Landfermann-Gymnasium in Duisburg. „Ich kann für mich sagen, dass ich den Spaß an dieser Zeit, an der Schule verloren habe“, zeigt sich Lea traurig über ihre vergangenen anderthalb Schuljahre in Pandemiezeiten: „Mir fehlt der Austausch mit Lehrern und Mitschülern sehr. Das ist auch gerade jetzt eigentlich total wichtig. Wir sitzen fast nur zu Hause, haben kaum soziale Kontakte.“

Keine gemeinsamen Abiturvorbereitungen der Kamp-Lintforter Abiturienten

Dies führe dazu, dass vielen Schülern auch die Motivation zum Lernen fehle, sagen die Schülerinnen Ricarda Buhl und Katrin Janssen, die in diesem Jahr ihr Abitur am Georg-Forster-Gymnasium in Kamp-Lintfortmachen. „Es ist einfach schade, wenn man sich am Wochenende, gerade bei schönem Wetter, nicht mit mehreren treffen und über die Abivorbereitungen sprechen kann“, beklagen die beiden 18-Jährigen.

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Zudem stellten sich die jungen Erwachsenen oft die Fragen: Hatte ich wirklich genug Zeit den Stoff zu lernen, bin ich beim Videoschooling wirklich genauso aufmerksam, wie ich es in der Schule gewesen wäre? Celina Lackermann und Malte Philippen, Abiturienten des Konrad-Duden-Gymnasiums in Wesel, fragen sich außerdem: „Wie kann ein Zentralabitur für alle fair gestellt sein, wenn nicht alle direkt von Anfang an die gleichen Bedingungen hatten?“ Damit spielen die Schüler auf fehlendes digitales Equipment an, das an vielen Schulen nicht direkt von Anfang an für den Distanzunterricht zur Verfügung stand.

Schülerin aus Wesel plant trotz Corona einen Roadtrip

Das „sture Vor-sich-hin-Lernen“ und „den ganzen Tag nur an einer Stelle sitzen“ macht auch für Celina die Abiturvorbereitungen schwer: „Abschalten, mal was mit Freunden unternehmen zu können, das fehlt und blockiert auch mein Lernen sehr. Man hat einfach keine Ablenkung.“

Diese erhofft sich die Schülerin nun nach dem Abitur zu finden. Wie viele andere Schüler auch, hat sie vor zu reisen. „Mein Freund und ich haben einen Bulli gemietet und wollen damit nach Norwegen und Schweden. Uns ist aber auch bewusst, dass es sein kann, dass wir wegen Corona nicht dahin können. Wir denken aber, dass wir mit dieser Art der Reise sehr flexibel sind und wir spontan schauen, was geht und was nicht.“

Klever Schüler hat Auslandsjahr nach dem Abitur bereits abgesagt

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Bei anderen ist der Traum von dem großen Auslandsabenteuer bereits geplatzt. Tim Janssen hat sein freiwilliges ökologisches Jahr in Griechenland längst aufs Eis gelegt und will, genauso wie die Schülerinnen Anna und Caroline, direkt mit dem Medizinstudium beginnen: „Und auch das wird nicht so sein, wie wir uns das vorgestellt haben, wenn alles erstmal nur online stattfindet“, zeigen sich die Schüler betrübt.

Doch bis dahin gilt für alle: Gerade jetzt durchhalten, die schwierige Zeit der Kontaktbeschränkung durchziehen: „Wir haben alle Angst, uns jetzt noch anzustecken und dann nicht das Abitur schreiben zu können. Social Distancing ist für uns jetzt einfach so wichtig wie noch nie“, betont Lea Schaefers.

So viele Schüler machen in NRW ihr Abitur im Jahr 2021

Rund 79.000 Schüler an öffentlichen und privaten Gymnasien, Gesamtschulen, Weiterbildungskollegs und Waldorf-Schulen sowie rund 11.000 Schüler an den öffentlichen und privaten Berufskollegs werden in diesem Jahr in NRW die schriftlichen Abiturprüfungen ablegen, teilt das Schulministerium auf Anfrage unserer Redaktion mit.