Schermbeck. Dieses Jahr mit der Corona-Pandemie verlangt den Abiturienten mehr ab, als jedem Jahrgang zuvor – finden Schüler der Gesamtschule Schermbeck.

Jugendliche, die in diesem Jahr ihr Abitur machen, haben eines mit Sicherheit gelernt: flexibel zu sein und Hoffnung zu haben. Die 18-jährige Paula Lensing und der 19-jährige Max Beemelmans stehen vor den Abiklausuren an der Gesamtschule Schermbeck und setzen sich jetzt oft mit der Frage auseinander, ob das, was sie gelernt haben, eigentlich auch für die Prüfungen reicht. „Wenn uns auch die Lehrer immer wieder ermutigen und uns unterstützen, wo es nur geht“, sagen sie unisono und betonen ihre Dankbarkeit dafür.

Als sie im vergangenen Jahr die Verzweiflung vieler Schüler des Abiturjahrgangs erlebten, haben sie nicht im Entferntesten daran gedacht, dass sie ein noch viel turbulenteres Schuljahr erleben würden: Unterricht in Distanz, Präsenz oder gar nicht, ohne und mit Maske, in Lerngruppen, abgesagte Jahrgangsfahrten.

Max Beemelmans erzählt, dass er wohl damit gerechnet habe, dass die gemeinsame Fahrt der 85 Schüler ausfällt, aber das sei es schon gewesen. „Ich bin frustriert und enttäuscht“, sagt er. Klar werde untereinander das Thema Abitur diskutiert, aber: „Es ist klar, dass die Politik nicht auf unsere Bedürfnisse eingeht, sondern das macht, was sie medial gut verkaufen kann.“

Pläne ändern sich

Paula wollte im vergangenen Jahr im Mai den TMS oder „Medizinertest“ machen, da sie ein Medizinstudium nach einer Bundeswehrzeit von einem Jahr geplant hatte. Der Test wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, so dass sie sich entschloss, nun ein freiwilliges soziales Jahr auf der Jugendburg Gemen zu absolvieren.

Das Interrail-Ticket, welches sie sich kaufen wollte, hat sie auch gecancelt. „Europa bereisen geht ja nicht, deswegen wandere ich jetzt zwei Wochen mit meinem Vater über den Rothaarsteig.“

Studieren in Coronazeiten?

Max Beemelmans wird Forstwirtschaft studieren. Die einzige Frage ist, ob er das als duales Studium absolviert. „Niemand weiß ja, wie ein Studium aussieht. Wenn das tatsächlich nur online stattfindet wie derzeit, kann ich zumindest praktische Erfahrungen sammeln.“

Und er setzt sich auch mit der Frage auseinander, wie das erste Semester wohl wird, denn die sozialen Kontakte zu anderen Studenten fallen, wenn es schlecht läuft, weiterhin weg, Hilfestellungen und Zusammenkünfte mit älteren Studenten gebe es auch nicht. Der Schüler wollte nach dem Abitur für einige Zeit seinen Bruder in Schottland besuchen. „Fällt ins Wasser, dank Corona“, sagt er.

Raus aus dem Elternhaus

Was Paula und Max auf jeden Fall machen, ist nach dem Abitur zuhause ausziehen. „Das Leben zuhause ohne soziale Kontakte, ohne Freizeitaktivitäten, ohne Partys und nur mit der Familie ist ganz schön anstrengend“, erzählen sie lachend.

Derzeit bereiten sie sich auf ihre Abiklausuren vor und arbeiten den Stoff noch mal auf. Auf der einen Seite fehlt ihnen der Austausch untereinander in den Kursen, oder spontan die Lehre um Hilfe zu bitten. Auf der anderen Seite würde das Onlinelernen auch eine ganze Menge bringen. Paula erzählt: „Wenn man sich persönlich trifft, hat man doch mehr zu quatschen.“

Wie die Zeugnisübergabe stattfinden kann, ist noch nicht geklärt. Das Autokino wie im letzten Jahr fällt als Veranstaltungsort aus. „Wir müssen 250 Personen irgendwie unterbringen, aber wir haben mehrere Optionen, die wir derzeit prüfen“, berichten Paula und Max.

Der Worst Case für sie wäre natürlich, wenn sie das mit wenigen Personen in der Aula machen müssen und dann gestreamt wird. Aber sie haben es ja gelernt, Hoffnung zu haben. Was sie die Abiturienten für die Zukunft wünschen: „Sicherheit, eine Perspektive und dass dieses Abitur nicht belächelt, sondern gewürdigt wird.“ Denn: „Das hat uns mehr abverlangt als jedem Abiturienten vorher.“