An Rhein und Ruhr. Für Schüler gilt ab Montag wieder Wechselunterricht mit negativem Corona-Test. Lehrer und Verbände kritisieren die Handhabung der Testungen.

Jeden Montag und Donnerstagmorgen um 7.30 Uhr geht’s los: Die 150 Abiturienten des Konrad-Adenauer-Gymnasiums in Kleve, die zur Zeit in Präsenz unterrichtet werden, werden in der Turnhalle der Schule auf Corona getestet. Ist der Test durchgeführt und negativ, dürfen sie ab acht Uhr am Unterricht teilnehmen. „Das klappt soweit auch gut“, lautet das erste Resümee von Schulleiter Bernd Westerhoff. Nur vereinzelt bekäme der Schulleiter Mails von Eltern, die ihre Sorgen bezüglich der Testung mitteilen. Bisweilen gäbe es jedoch keine Testverweigerer am Klever Gymnasium.

Ab kommenden Montag gilt die Testpflicht dann für weitere Jahrgänge: Die Landesregierung hat entschieden, mit allen Schulen in Kreisen und kreisfreien Städten mit einer Inzidenz unter 200 ab kommendem Montag wieder in den Wechselunterricht zu starten. Schulministerin Yvonne Gebauer sieht diesen Schritt als „Perspektive, die es ermöglicht, den Schulbetrieb für längere Zeit zu organisieren.“ Ein höheres Infektionsgeschehen führe zu Distanzunterricht. Sinkende Infektionszahlen ermöglichten mehr Präsenz in den Schulen.

Moerser Schulleitung kritisiert Wiederaufnahme des Wechselunterrichts

„Das ist viel zu verfrüht und sehr ungünstig den Wechselunterricht in der gleichen Woche wie das Abitur zu starten“, lautet die klare Meinung von Astrid Czubayko-Reiß, Schulleiterin des Grafschafter Gymnasiums in Moers. Sie schätze, dass die Gefahr für die Schüler, sich beispielsweise im Bus anzustecken, damit stark wächst. „Die erneute Einführung des Wechselunterrichts zu diesem denkbar schlechten Zeitpunkt, kann das Gelingen des Abiturs gefährden“, befürchtet die Schulleiterin.

Zudem bedeutet die Testpflicht für die Lehrer „einen enormen Aufwand“. Dass Lehrer die Tests organisieren und beaufsichtigen, ist nach Ansicht der Schulministerin jedoch zumutbar: „In außergewöhnlichen Zeiten sind solche Aufgaben an unseren Schulen nicht zu vermeiden.“ Dass das Testkonzept aufwendig ist, aber bislang gut funktioniere, bestätigt Karen Schneider. Sie ist Direktorin des Konrad-Duden-Gymnasiums in Wesel.

Testpflicht wirft an Schulen am Niederrhein viele Fragen auf

Dennoch werfe die seit Montag geltende Testpflicht viele Fragen auf, die bisher immer noch nicht beantwortet wurden: „Problematisch finde ich die möglichen falschen, positiven Befunde, die dazu führen könnten, dass Abiturienten am Tag einer Abiprüfung durch den morgendlichen Test nicht an der Abiklausur teilnehmen können, obwohl sie eigentlich negativ sind. Ein PCR-Test kann dann auch nicht schnell Klarheit bringen.“

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Von Testverweigerern sei das Konrad-Duden-Gymnasium bisher nicht betroffen gewesen: „Aber mal rein hypothetisch: Was mache ich denn als Schulleitung, wenn Lehrer die Tests verweigern? Ist derjenige dann vom Dienst befreit? Glücklicherweise ziehen bei uns Schüler- und Lehrerschaft gut mit.“ Gleiches gilt auch für das Grafschafter Gymnasium. Czubayko-Reiß und ihr Team mache vor allem der enorme Aufwand, der durch die Tests entsteht, große Schwierigkeiten, denn: Die Testflüssigkeit ist zentral abgefüllt und muss vor jeder Testung von den Lehrern selbst in die Röhrchen getropft werden.

Grundschulleiterin aus Neukirchen-Vluyn wünscht sich für Kinder einfachere Tests

„Diese Tests sind nicht für die Schule geeignet“, stellt sie klar. Dies kritisiert auch Regina Beste-Henke, Grundschulleiterin der Pestalozzi-Schule in Neukirchen-Vluyn. Sie wünsche sich vor allem für die jüngere Kinder „einfachere Tests“.

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Die Landesregierung räumt zwar ein, dass Tests in der Handhabung insbesondere für Grundschüler und für manche Förderschüler kompliziert seien, das Testen aber durchaus möglich. Die Regierung kündigte an, künftig möglichst alters- und kindgerechte Tests zu bestellen. Dies geschieht auch im Sinne des Elternvereins NRW. „Viele Eltern haben uns schon berichtet, dass sich ihr Kind bei der Testung verletzt hat. Bei einigen ist es zu Nasenbluten gekommen. Diese Stochertests sind für jüngere Kinder einfach unzumutbar“, bemängelt Regina Schwarzhoff, stellvertretende Vorsitzende.

Elternverein NRW hält Testungen für ein gutes Mittel

Generell halte sie die Testungen aber für ein gutes Mittel, die Lernatmosphäre im Klassenverband zu entspannen. Einige Eltern befürchten jedoch das Gegenteil und kritisieren vor allem die Testung im Klassenverband. Eine mögliche positive Testung könnte eine Diffamierung für das betroffene Kind darstellen. „Die Angst vor der Bloßstellung können wir nachvollziehen. Wir glauben aber auch, dass Eltern nun als Vorbild fungieren müssen und gelassener und rationaler mit einem möglichen positiven Test umgehen und dies auch ihren Kindern vermitteln sollten“, lautet die Meinung der stellvertretenden Vorsitzenden.