Mülheim. Hofläden haben in Corona-Zeiten Konjunktur – auch im Ruhrgebiet. Der neue Kreislandwirt Andreas Bolten freut sich über den Zuspruch.
Landwirtschaft im Ballungsraum hat gute wie schlechte Seiten. Flächen sind knapp, es ist eng in Großstädten. Man ist nah bei den Menschen und das ist die beste Ausgangsposition für Direktvermarktung via Hofladen. Ob Landwirtschaft im Ruhrgebiet eine Perspektive hat? „Davon bin ich überzeugt“, sagte Andreas Bolton auf Nachfrage der Redaktion (7. April 2021).
Der 44-jährige Mülheimer ist neuer Kreislandwirt fürs westliche Ruhrgebiet - also für die Großstädte Duisburg, Essen, Mülheim und Oberhausen. Vorgänger Christoph Ridder stand aus familiären und betrieblichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Neue Stellvertreter sind Christoph Köster (47 Jahre, Oberhausen) und Nicolas Weber (38 Jahre, Essen). „Wir werden als Team arbeiten“, betonte Bolton.
Angebot in Hofläden weiter ausgebaut
270 Mitglieder zählt der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) - aktive Betriebe, Verpächter und sogenannte „Altenteiler“, also Ruheständler. Die Betriebe bauen zum Beispiel Kartoffeln, Obst oder Gemüse an und halten Hühner oder andere Tiere. Oder sie bieten Stellmöglichkeiten für Pferde - sehr begehrt wegen der Stadtnähe.
Hofläden haben in Corona-Zeiten Konjunktur. „Der Zulauf hat zugenommen“, berichtet Bolten. Ihn freut ausdrücklich, dass Kunden Fragen stellen, sich für die vor Ort produzierten Lebensmittel interessieren. Bolten weiß von Berufskollegen, die in dieser Zeit investiert und ihr Hofladen-Angebot ausgebaut, zum Teil sogar ganz neu eingerichtet haben.
Ein Betrieb in Mülheim, der andere in Willich
Sorgen bereitet die Flächenknappheit. Pachtverträge sind in häufig jährlich kündbar: „Etwas mehr Planungssicherheit würde da schon helfen“, sagt der Kreislandwirt. Ebenfalls ein Problem: Hundekot auf Äckern und Weiden. „Auch Blühstreifen waren teilweise so verschmutzt, dass sie nicht mehr anerkannt wurden“, sagt Bolten, der mit seiner Frau einen Betrieb in Mülheim-Dümpten betreibt und zugleich aber auch noch den elterlichen Hof im rheinischen Willich fortführt.
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Weil Hunde Allesfresser sind, Pferde aber eben nicht, sei ein Kothaufen in einem Sillageballen eine Gefahr. „Kritisch ist es auch, wenn Hundekot auf einem Kartoffelacker liegt und ich da mit dem Roder durchfahre“, sagt Bolton. Er betont, dass nur eine kleine Minderheit der Hundehalter sich rücksichtslos verhalte: „Die weitaus meisten haben vor Augen, dass wir hier Lebensmittel produzieren und Tiere versorgen.“
Erhalt von Freiflächen, die auch der Erholung dienen
Im Schnitt verliert der RLV pro Jahr zwei Prozent der Mitglieder in den westlichen Ruhr-Großstädten - nicht mehr als in ländlichen Gebieten. „Klar, werden wir auch künftig verlieren, noch weniger werden“, sagt der Kreislandwirt. Um die Zukunft ist dem Familienvater trotzdem nicht bang. Andreas Bolton setzt auf den Rückhalt in der Bevölkerung: „Die Leute nehmen wahr, dass wir hier regionale Lebensmittel produzieren und Freiflächen erhalten, die auch der Erholung dienen.“