Im Ruhrgebiet. . Regionalverband Ruhr und Landwirtskammer bereiten eine „Route der Agrarkultur“ vor. Zunächst sind drei Strecken im östlichen Emschertal geplant.
Die „Route der Industriekultur“ für Fahrradfahrer kennt man, im Ruhrgebiet kommt demnächst die „Route der urbanen Agrarkultur“ hinzu. Regionalverband Ruhr (RVR) und Landwirtschaftskammer wollen, dass Radler die Landwirtschaft in der Region im Wortsinn „erfahren“ können. „Wir verbinden große Hoffnungen damit“, sagt Eduard Eich von der Kammer im Gespräch mit der Redaktion.
Ein Testlauf ist im östlichen Emschertal, also im Bereich Dortmund-Castrop-Waltrop, vorgesehen. Insgesamt drei bis zu 25 Kilometer lange Routen sind auf bestehenden Radwegen zunächst geplant. Vorgestellt werden sollen sie voraussichtlich im Herbst, wie der RVR mitteilte. Dann soll im Internet auch eine Karte zur Verfügung stehen.
Gut 20 Bauern sind im Boot
Eine Route soll insbesondere Hofläden und -Cafés ansteuern. Zielgruppe seien u. a. sogenannte „Best Ager“, also die Generation 50 plus, hieß es auf NRZ-Nachfrage. Route zwei ist besonders für Familien gedacht und soll Mitmacherlebnisse auf Bauernhöfen bieten. Mit regionalen Innovationen wie dem Weinanbau in Dortmund soll die dritte Route aufwarten, sie ist dem Vernehmen nach vor allem für junge Leute gedacht.
Erklärtes Ziel des Projektes ist es, über Landwirtschaft im Ruhrgebiet und die regionalen Versorgungsstrukturen zu informieren. Gut 20 Bauern sind mit im Boot. Für den Testlauf im östlichen Emschertal stehen Fördergelder des Bundesbildungsministeriums zur Verfügung. Eine Ausweitung der Route ist erklärter Wunsch.
Nicht mehr größter Flächennutzer
Auch wenn das Ruhrgebiet immer mit Industrie verbunden wird: Im RVR-Gebiet gibt es viel mehr Landwirtschaft als gemeinhin bekannt. Rund 4.100 bäuerliche Betriebe erzeugen Nahrungsmittel auf einer Fläche von rund 165.000 Hektar. Bis vor kurzem war die Landwirtschaft, die zum Beispiel im Kreis Wesel stark ist, auch noch größter Flächennutzer. Jetzt liegt sie auf Platz zwei (37%) hinter den Siedlungs- und Verkehrsflächen, Tendenz: weiter rückläufig.
Landwirtschaftskammer und RVR befinden sich seit Jahren in regelmäßigen Gesprächen. Bei einem Treffen auf dem Hof Punsmann sprach jetzt Kammer-Direktor Dr. Martin Berges die Sorge um Flächen an. „Um die Landwirtschaft im Ruhrgebiet zu sichern, dürfen unsere Flächen nicht weiter in größerem Umfang für Wohnungsbau, Verkehr, Industrie und Gewerbe verloren gehen.“,Bei Planungsentscheidungen solle „so sparsam wie möglich mit diesen fruchtbaren Böden umgegangen“ werden.
Wichtige Frischluftschneisen
Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel versprach einen schonenden Umgang mit den wertvollen Agrarflächen: „Die urbane Landwirtschaft sichert nicht nur die verbrauchernahe Lebensmittelerzeugung. Die Freiflächen sorgen vor allem als Frischluftschneisen für den klimatischen Ausgleich im Ballungsraum.“