An Rhein und Ruhr. Auf zahlreichen Bauernhöfen in NRW bilden Gastronomie oder Tourismus schon jetzt das Haupteinkommen. Wer bestehen will, muss professionell sein.
Direktvermarktung und hofnahe Dienstleistungen werden für Landwirte auch in Nordrhein-Westfalen immer wichtiger. Hofläden oder Bauernhofcafés, Ferien auf dem Bauernhof, Kindergeburtstage und Catering, Reiten, Wellness und Kosmetik: Die Landwirtschaftskammer schätzt, dass mittlerweile rund 9500 Betriebe in NRW, also landesweit bald jeder dritte Hof, solche Angebote bereithalten.
Laut einer Befragung der Kammer beträgt der Bruttoumsatz mit solchen sogenannten Landservice-Produkten NRW-weit rund 1,3 Milliarden Euro und sichert 22.000 Arbeitsplätze – davon fast 12.000 direkt auf den Höfen. In vielen Betrieben liefert dieser Geschäftszweig schon das Haupteinkommen und sichert den Erhalt des Hofes. „Und die Landwirtschaft läuft nebenbei“, sagte Kammersprecher Bernhard Rüb an diesem Freitag (10. Januar 2020) auf Nachfrage der Redaktion.
Landwirtschaftskammer sieht weiteres Potenzial
Beispiel: eine Bauernhofgastronomie. Der Kammerbefragung zufolge sorgt sie in NRW im Schnitt für 160.000 Euro Jahresumsatz und sichert drei Arbeitsplätze. Freilich gebe es große Unterschiede. Es gibt kleine Cafés, aber auch sehr große; so berichtete Rüb beispielsweise von einer Bäuerin aus dem Rheinland, die in der Lage sei, über 500 Gäste bestuhlt unterzubringen.
Angesichts von 18 Millionen Einwohnern in NRW als – zumindest denkbaren – Kunden sieht die Kammer weiteres Potenzial. Landservice sei aber kein Selbstläufer – wer bestehen will, müsse sich professionalisieren und oft auch wachsen, mahnt Sprecher Rüb. Es gelte, Faktoren wie Personalplanung, Präsentation und Werbung, Anfahrt und Parkplätze zu bedenken. Für die Direktvermarktung sei das Einkaufserlebnis wichtig. Die Kammer bietet Landwirten eine spezialisierte Beratung. Verbraucher können sich im Internet über das Landservice-Angebot in NRW informieren.