An Rhein und Ruhr. Landesumweltamt definiert zwei Szenarien zum Windkraft-Potenzial in NRW. Streit um geplante Ausbaubeschränkungen geht weiter.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung bekommt bei ihren Plänen für eine Beschränkung des Windkraftausbaus kräftig Gegenwind. Mehr als 43.000 Menschen haben sich den Angaben zufolge bereits in eine erst am vergangenen Freitag gestartete Online-Protestpetition der Verbände BUND und Campact eingetragen. "Wir sammeln weiter", sagte BUND-Geschäftsleiter Dirk Jansen an diesem Dienstag der Redaktion (23. Februar 2021).

Der Umweltverband fürchtet, dass "99,5% der Landesfläche in NRW Windradsverbotszone werden". Ein besonderer Streitpunkt ist, dass die schwarz-gelbe Landesregierung selbst bei Kleinsiedlungen von nur zehn Häusern einen Mindestabstand von 1000 Metern zu neuen oder erneuerten Windkraftanlagen vorschreiben will. "Und mit der Änderung des Landesentwicklungsplanes wurde schon der Windkraftausbau in Wäldern erschwert", so Jansen. Für den BUND ist klar: Die nötige Energiewende rückt so in weite Ferne.

Angestrebte Verdoppelung ist "grundsätzlich möglich"

Die Landesregierung behauptet das Gegenteil. Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sah sich an diesem Dienstag durch Zwischenergebnisse einer Studie des Landesumweltamtes (Lanuv) bestätigt. Das von der Landesregierung angestrebte Ziel, die derzeit installierte Windkraft-Leistung auf 10,5 Gigawatt im Jahr 2030 zu verdoppeln, ist demnach auch mit 1000-Meter-Regel "grundsätzlich erreichbar".

Allerdings weisen die Autoren auf Unsicherheiten hin, etwa durch Artenschutzvorgaben oder Flächennutzungspläne. Mit Blick aufs Windkraft-Potenzial in NRW definieren sie zwei Szenarien, eines mit 3.462 Anlagen und einer Leistung von 14,6 Gigawatt und eines mit nur 1.633 Windenergieanlagen und 4,9 Gigawatt. Irgendwo dazwischen werde das tatsächliche Ausbaupotenzial liegen - Lanuv-Präsident Thomas Delschen spricht von "einem Rahmen, in den das Gesamtpotenzial einzuordnen ist".

SPD warnt vor weiteren Arbeitsplatzverlusten

"Die Spannbreite von 4,9 und 14,6 Gigawatt Leistung macht die ganze Unsicherheit deutlich, die beim dringend notwendigen Ausbau der Windkraft in NRW herrscht", klagte André Stinka, Umweltexperte der SPD im Düsseldorfer Landtag. Wirtschaftsminister Pinkwart drehe sich die Zahlen so, wie er sie gerne hätte, schimpfte Stinka - und warnte vor weiterem "Arbeitsplatzverlust in der Zukunftsbranche Windkraft".

Der Umweltverband BUND sieht die angestrebte Verdoppelung der Windkraftleistung auch nicht als besonders ambitioniert an. "Erneuerbare Energien führen hier in NRW ein klägliches Schattendasein. Die Pläne der Landesregierung werden daran nichts ändern", ist BUND-Geschäftsleiter Dirk Jansen überzeugt. Erwartet wird, dass die Pläne für die Windkraftbeschränkungen bald das NRW-Kabinett passieren. An diesem Donnerstag tagt ein Arbeitskreis von Wirtschafts- und Umweltministerium.