An Rhein und Ruhr. Windkraft kann in Deutschland viel mehr Strombedarf decken als bisher vermutet. Das zeigt eine neue Studie im Auftrag zweier Branchenverbände.

Weil Windräder immer größer und leistungsstärker werden, kann durch Windkraft viel mehr Strombedarf gedeckt als bisher angenommen. Eine an diesem Montag (23. November 2020) präsentierte Studie kommt zu dem Schluss, dass die Windstromerzeugung bundesweit auf den bisher ausgewiesenen Flächen bis zum Jahr 2030 auf über 200 Terrawatt Stunden (TWh) mehr als verdoppelt werden kann - und das mit weniger, aber moderneren Anlagen als heute.

Aktuell drehen sich in Deutschland rund 30.000 Windräder mit einer Gesamtleistung von 54 Gigawatt, sie erzeugen rund 100 TWh pro Jahr. Den Autoren von der Beratungsgesellschaft Deutsche Windguard zufolge, werden im Jahr 2030 rund 22.000 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 85 Gigawatt in der Lage sein, 212 Terrawattstunden pro Jahr zu erzeugen. In Auftrag gegeben wurde die Studie vom Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) und dem Bundesverband Windenergie (BWE).

Anteil der Windkraftflächen müsste auf bundesweit 2% steigen

Rein rechnerisch wäre es mit den modernen Anlagen sogar möglich, den heutigen bundesdeutschen Strombedarf von aktuell gut 530 TWh fast allein durch Windkraft zu decken - dann nämlich, wenn man die Windkraft auf See hinzunimmt und an Land zusätzliche Flächen ausweist. Der Anteil der Windkraftflächen müsste dafür der Studie zufolge von derzeit 0.9% bundesweit auf zwei Prozent steigen - so wie jetzt schon in Schleswig-Holstein. In NRW liegt der Anteil bei nur 0.8% der Landesfläche .

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„Moderne Windkraftanlagen produzieren heute rund 10-mal so viel Strom wie solche, die zur Jahrtausendwende gebaut worden sind“, sagt Christian Mildenberger, Geschäftsführer des LEE NRW. Noch im Jahr 2000 lag die durchschnittliche Nabenhöhe von Windkraftanlagen in Deutschland bei 60 bis 80 Metern und der Rotordurchmesser bei 60 Metern.

Nächste Windrad-Generation steht in drei bis fünf Jahren bereit

Das aktuell größte Windrad in NRW hat eine Gesamthöhe von 230 Metern , steht im westfälischen Ahaus (Kreis Borken, hat eine Nabenhöhe von 160 Metern, einen Rotordurchmesser von 141 Metern und bringt eine Leistung von 4,2 Megawatt. Laut LEE NRW und BWE arbeiten die Hersteller schon an der nächsten Generation mit über sieben Megawatt Leistung, die in drei bis fünf Jahren verfügbar sein werde.

Die Technik macht also viel mehr Stromerzeugung durch Windkraft möglich. Der LEE NRW beklagt aber, dass das Ersetzen alter durch neue Anlagen, also das sogenannte Repowering, durch genehmigungsrechtliche Hürde erschwert bis unmöglich gemacht werde. „Es gibt keine Ökostromlücke, es gibt nur eine Genehmigungslücke “, sagt Verbandsgeschäftsführer Mildenberger. Und die müsse schnell überwunden werden, um Klimaziele zu erreichen.