Am Niederrhein. Bauern setzen weniger Dünger als früher ein. Landwirtschaftskammer: Auflagen der Düngeverordnung von 2017 zeigen Wirkung.
Auf nur noch elf Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Nordrhein-Westfalen gelten wegen der Nitratbelastung im Grundwasser besonders strenge Düngevorschriften. Das NRW-Umweltministerium hatte kürzlich den veränderten Zuschnitt der sogenannten "Roten Gebiete" veröffentlicht. Dass ihre Gesamtfläche von noch zu Jahresbeginn 350.000 auf jetzt 165.200 Hektar geschrumpft war, hatte für Verwunderung gesorgt - ist aber laut Landwirtschaftskammer NRW nur logisch.
Denn die Neuberechnung sei nach einem neuen Ansatz erfolgt, der eben nicht nur die punktuellen Messwerte tief unten im Boden im Blick habe, sondern auch das landwirtschaftliche Geschehen an der Oberfläche. "Es macht keinen Sinn, aktuelle Auflagen nur an den Sünden der Vergangenheit zu orientieren", sagte Kammersprecher Bernhard Rüb der Redaktion (16. Februar 2021).
Kammer arbeitete regionale Nährstoffbilanzen auf
Wo schon heute richtig gedüngt werde, müsse das nicht weiter reglementiert werden. Bis sich die Reduzierung des Düngers allerdings an Grundwasserwerten widerspiegele, könne das unterschiedlich lange dauern. "Bei Sandböden kann das sehr schnell gehen, bei mächtigen Lößboden aber auch Jahrzehnte dauern", erklärte der Kammersprecher.
Die Berechnung der 'roten Gebiete' sei im Zuge des bundesweit anerkannten GROWA plus-Projektes erfolgt (Rüb: "Das haben wir nicht alleine erfunden"). Grundwassermessdaten lieferte das Landesumweltamt, regionale Nährstoffbilanzen arbeitete die Kammer auf. Und eben diese Bilanzen wirkten sich deutlich auf den Zuschnitt der Gebiete aus. Es werde schon heute bedeutend weniger Dünger eingesetzt als früher, so der Kammersprecher.
Reduzierung der Flächen ist "kein Freibrief für die Landwirte"
Dafür sorgten zum Beispiel die Auflagen der schon 2017 verschärften Düngeverordnung. Seinerzeit war davon ausgegangen worden, dass sich Stickstoffeinträge nrw-weit um 20.000 bis 25.000 Tonnen reduzieren - "das wurde von den Landwirten mehr als erfüllt". Der Einsatz von Mineraldünger sei um 20.000 Tonnen zurückgegangen. Und Importe von Stickstoff in Wirtschaftsdüngern wie Gülle aus den Niederlanden seien um 4800 Tonnen, also um etwa die Hälfte (48%), reduziert worden.
Auch strenge Düngekontrollen der Kammer im Auftrag der Landesregierung haben zu "Verhaltensänderungen" geführt, ist Rüb überzeugt. im kommenden Monat werde der Nährstoffbericht für NRW veröffentlicht, dieser werde die Reduzierung der Düngemengen aufzeigen. Klar sei aber auch: "Die Reduzierung der 'roten Gebiete' ist kein Freibrief für Landwirte", so der Kammersprecher.
Für die übrigen 89 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche - also für die 'Grünen Gebiete', die keine erhöhte Nitratbelastung im Grundwasser aufweisen - gebe es ebenfalls strikte Dünge-Regeln, die mit der neuen Düngeverordnung vom vergangenen Jahr nochmals deutlich verschärft worden seien.