Kreis Paderborn. Tier streift seit mindestens Oktober 2020 durch die Region. Lässt sich die Wölfin dauerhaft in Ostwestfalen nieder?

Vier am 8. Januar auf einer Weide in Lichtenau gerissene Schafe gehen auf das Konto einer Wölfin, die bereits im Herbst in der Region aufgetreten war. DNA-Spuren konnten eindeutig dem Weibchen mit der Kennung GW1897f zugeordnet werden, teilte das Landesumweltamt (Lanuv) an diesem Freitag (12. Februar 2021) mit. Forscher vom Senckenberg Forschungsinstitut in Gelnhausen bei Frankfurt untersucht.

Die Wölfin GW1897f war bereits am 16. Oktober durch einen Kotfund in einem Wald bei Altenbeken erfasst worden. Die Gemeinde Altenbeken und die Stadt Lichtenau liegen nur gut 20 Kilometer voneinander entfernt. Zudem zeigen Aufnahmen einer Wildkamera von Mitte Dezember einen Wolf - möglicherweise ebenfalls jene GW1897f, eine genaue Zuordnung ist nur bei DNA-Spuren möglich. Entstanden waren die Bilder Mitte Dezember etwas weiter nördlich auf dem Gebiet der Stadt im Nachbarkreis Lippe.

Viel Wild und Rückzugsmöglichkeiten

Die ganze Region Senne in Ostwestfalen gilt als geeigneter Lebensraum für Wölfe. "Die Gegend ist wildreich, es sind nicht so viele Menschen unterwegs, der Truppenübungsplatz dort bietet Rückzugsmöglichkeiten", sagt Thomas Pusch, Wolfsexperte beim Naturschutzbund (Nabu), auf Nachfrage der Redaktion. Im Jahr 2018 hatte sich dort bereits eine Wölfin niedergelassen, von dem Tier mit der Kennung GW1044f fehlt aber seit mehr als zwei Jahren jede Spur. "Wir vermuten, dass diese Wölfin verendet ist", sagte Thomas Pusch.

Gut möglich, dass es mit GW1897f nun eine ortsansässige Nachfolgerin gibt. Nabu-Experte Pusch sagt vorsichtig: "Der Wölfin scheint es in der senne zu gefallen." Erst bei mehreren Nachweisen auf ein konkretes Tier binnen eines halben Jahres sprechen Fachleute davon, dass ein Tier wirklich territorial geworden ist. "Wir beobachten die Lage", heißt es deshalb auch beim Lanuv. Aus wechem Rudel GW1897f stammt, ist nicht bekannt.

Herdenschutz: Appell an Schafhalfter

Bereits 2018 hatten die Behörden wegen der Wölfin damals schon die Senne als sogenanntes "Wolfsgebiet" ausgewiesen nebst großer Pufferzone. Die Ausweisung gilt bis heute. Halter von Schafen & Co. bekommen die Anschaffung spezieller Zäune und speziell ausgebildeter Hunde zu 100% gefördert, um ihre Tiere vor Wölfen zu schützen. "Weidetierhalter sollten diese Möglichkeit nutzen und einen Herdenschutz aufbauen", sagte ein Lanuv-Sprecher.