An Rhein und Ruhr. NRW-Landwirte hoffen auf eine Neuauflage der Corona-Einreiseregeln aus dem Jahr 2020. Eine “Arbeitsquarantäne“ habe sich bewährt.
Die ersten Saisonkräfte aus Osteuropa sind schon wieder da. Auf Bauernhöfen machen sie Wintergemüse marktfertig und sortieren Äpfel. Obstbäume müssen geschnitten werden. "Einige hundert Helfer sind wohl schon im Einsatz", schätzt Peter Muß vom Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauer an diesem Mittwoch (20. Januar 2021) im Gespräch mit der Redaktion.
Die Zeit läuft. Spätestens Ende Februar/Anfang März wird in der Landwirtschaft jede Hand gebraucht. Spargelfelder müssen abgedeckt werden, das erste Gemüse kommt ins Freiland. Weil die viele Arbeit ohne Unterstützung der Helfer insbesondere aus Polen und Rumänien nicht zu schaffen ist, zugleich aber die Corona-Pandemie anhält, hoffen Landwirte auf eine Neuauflage der Einreise-Sonderregeln aus dem vergangenen Jahr.
Infektionen waren schnell bemerkt worden
Die jetzt schon auf den Höfen eingesetzten Saisonarbeiter sind auf Basis bestehender Regeln eingereist (z. B. negativer Test vor Einreise, keine 48 Stunden alt). Sobald mehr Kräfte benötigt werden, hoffen Landwirte, dass dann auch wieder eine "Arbeitsquarantäne" möglich ist - sprich: Saisonarbeiter können nach der Einreise sofort eingesetzt werden, sind aber in den ersten zehn oder 14 Tagen von anderen Arbeitern getrennt, dürfen solange auch das Betriebsgelände nicht verlassen.
Erste Gespräche für eine Neuauflage der Regeln laufen offenbar auf Bundesebene. "Das Problem ist, dass die Politik derzeit immer nur zwei oder drei Wochen weit blicken kann", sagte Muß und äußerte aber ausdrücklich Verständnis. Die "Arbeitsquarantäne" habe sich im vergangenen Jahr bewährt. In Nordrhein-Westfalen habe es unter Saisonkräften "lediglich einige wenige Infektionsfälle gegeben, die aber nach der Einreise schnell bemerkt wurden".
Spargel blieb 2020 teilweise auf den Feldern
Erfahrungsgemäß werden auf Höfen in NRW bereits in der ersten Jahreshälfte rund 53.000 Helfer benötigt. Diese Zahl hatte das Landwirtschaftsministerium genannt. Allein im Rheinland gibt es etwa 1000 Obst- und Gemüsebetriebe. Trotz der Einreiseregeln hatte im vergangenen Jahr allerdings nicht der komplette Spargel geerntet werden können. Deutliche Ertragseinbußen gab es ebenso bei Erdbeeren, da spielten auch andere Gründe eine Rolle. Insgesamt waren die Obst- und Gemüsebauern aber mit der 2020-er Ernte zufrieden.