An Rhein und Ruhr. Die Erntemenge ist drastisch eingebrochen. Wegen der Coronakrise fehlen Erntehelfer. Es gab aber auch weitere Gründe für den Rückgang.

In der Corona-Krise sind die Erntemengen bei heimischen Erdbeeren in diesem Jahr in Nordrhein-Westfalen noch stärker zurückgegangen als beim Spargel. Das geht aus Zahlen hervor, die das Landesamt für Statistik an diesem Montag (3. August 2020) veröffentlicht hat.

18.619 Tonnen Spargel wurden den Statistikern zufolge geerntet und bislang knapp 20.560 Tonnen Erdbeeren. Während die Erntemenge beim Edelgemüse um 16,6% unter der des Vorjahres lag, werden bei Erdbeeren Rückgänge von 41,4% im Freiland und 37,8% unter hohen begehbaren Schutzabdeckungen gemeldet.

Nachtfröste während der Blütezeit im Mai

Weil den Bauern in der Corona-Krise Hilfskräfte fehlen, konnten sowohl beim Spargel wie auch den Erdbeeren nicht alle Felder abgeerntet werden. Bei den Erdbeeren kommen aber weitere Faktoren hinzu: Die Anbaufläche war angesichts ungünstiger Preise reduziert worden (Freiland -17,7%, Gewächshäuser -16,2%). Zudem gab es während der Blütezeit Anfang Mai Frostschäden. Beim Spargel hingegen war die Anbaufläche sogar ausgedehnt worden - um 7,4% auf 4195 Hektar.

Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen seien die Bauern mit der Ernte bislang zufrieden: "Welche wirtschaftlichen Folgen sich daraus ergeben, wird man am Jahresende sehen", sagt Peter Muß vom Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauer auf Nachfrage der Redaktion. Bei den Erdbeeren sei der Ernterückgang teilweise mit etwas höheren Preisen abgefangen worden.

Mehraufwand belastet die Betriebe

Anders als beim Spargel, bei dem die Pflanzen ab dem 24. Juni (Johannistag) Ruhe haben, läuft die Ernte bei den Erdbeeren auch jetzt noch weiter - im Freiland bis Oktober. Da geht es dann aber um kleinere Mengen. Denn: "Verbraucher essen jetzt eher Pflaumen- als Erdbeerkuchen", erklärt Muß.

Klar sei: Der corona-bedingte Mehraufwand werde die Bilanz der Betriebe belasten. Mit Blick auf den Infektionsschutz können Helfer-Unterkünfte nur teilweise belegt werden, zusätzliche Hygiene-Maßnahmen kosten extra Geld. Landwirtschaftsverbände hatten sich im Juni mit der Bitte um Unterstützung ans Land NRW gewandt - frei nach dem Vorbild von Niedersachsen, wo Bauern ein Zuschuss von 150 Euro gewährt wird. "Das ist abgelehnt worden", berichtete Muß.

Auch Apfel-Bauern mit Corona-Sorgen

Die Corona-Sorgen ziehen sich bei den Obst- und Gemüsebauern quer durch alle Kulturen. Am 17. August steht in Meckenheim bei Bonn der offizielle Auftakt der Apfelernte an, Frühsorten werden bereits geerntet. "Auch die Apfelerzeuger fragen sich, ob sie genug Helfer haben", berichtet Muß.