Im Rheinland. Die Polizei löst eine Baumbesetzung an der ehemaligen L277 bei Erkelenz-Keyenberg auf. Weitere Rodungen nördlich des Dorfes sollen noch folgen.

An der alten L277 bei Erkelenz-Keyenberg hat RWE an diesem Dienstag (3. November 2020) mit Rodungen für den Braunkohlentagebau Garzweiler begonnen. Klimaschützer protestierten gegen die Arbeiten. Eine Sprecherin der zuständigen Polizei Aachen berichtete am Morgen von einem besetzten Baum und einer Versammlung von "etwa 15 bis 20 Personen".

"Die Lage ist ruhig, überschaubar", sagte die Polizeisprecherin auf Nachfrage der Redaktion. Die Polizei war gleichwohl mit starken Kräften vor Ort. Laut Berichten im Kurznachrichtendienst Twitter kreiste seit dem frühen Morgen auch ein Hubschrauber über dem Gebiet.

Kurzzeitig in Polizeigewahrsam

Die Baumbesetzung wurde aufgelöst - ebenso die unerlaubte Versammlung auf RWE-Betriebsgelände. Die Polizei nahm die Personen kurzzeitig in Gewahrsam, um Personalien festzustellen - was aber nur bei einem Teil gelang, einige hatten sich die Fingerkuppen verklebt und weigerten sich ihre Personalien nennen. Auf richterlichen Beschluss kamen aber alle wieder auf freien Fuß.

Die Rodungen kamen im Laufe des Vormittags zügig voran. David Dresen von der Initiative "Alle Dörfer bleiben" zeigte sich gegenüber der Redaktion überrascht, dass RWE die Säge nicht nur bei Lützerath kreisen ließ, sondern eben auch 300 Meter vor Keyenberg: "Die hätten eigentlich noch ein paar Jahre stehen bleiben können."

"Man kann von Keyenberg jetzt direkt in die Grube blicken"

Dresen vermutete, dass es darum gehe, die noch verbliebenen Bewohner unter Druck zu setzen: "Man kann jetzt von Keyenberg aus direkt in die nahe Tagebaugrube schauen." Die Bäume an der alten Landstraße seien der letzte Sicht- und Lärmschutz gewesen.

"Alle Dörfer bleiben" hatte die Rodung mit einer Mahnwache begleitet. Gegen die "vorschnelle Abholzung der Alleebäume beim Keyenberg" hatten die Erkelenzer Grünen noch eine Petition gestartet und 1140 Unterschriften gesammelt - vergebens. Die Grünen hatten ein Moratorium bis zum nächsten Frühjahr gefordert, da Keyenberg selbst erst ab 2023 den Baggern weichen soll.

RWE: Arbeiten sind mit Behörde abgestimmt

Die Fällungen kommen nicht überraschend. Vor dreieinhalb Monaten hatte RWE den Asphalt der alten Landstraße entfernt. Bereits am Montag waren Arbeitsgeräte vorgefahren worden. Am Montagabend hielten Anwohner und Kohlegegner einen Gottesdienst ab.

Tagebau-Betreiber RWE betonte in einer Erklärung, die Arbeiten seien mit der Genehmigungsbehörde abgestimmt und vom aktuellen Hauptbetriebsplan des Tagebaus Garzweiler für die Jahre 2020 bis 2022 abgedeckt. Gerodet werde in zwei Phasen.

Veränderte Abbauführung für Garzweiler

Die erste Phase an diesem Dienstag betreffe den Abschnitt zwischen Lützerath und Keyenberg. "Das werden wir auch mit fertig", so ein Konzernsprecher auf Nachfrage der Redaktion. In der zweiten Phase sollen Rodungen nördlich von Keyenberg erfolgen - diese aber erst nach Gesprächen mit dem NRW-Wirtschaftsministerium.

Bei den Gesprächen geht es um die veränderte Abbauführung. Ob diese schon terminiert sind, vermochte der Sprecher nicht zu sagen.