An Rhein und Ruhr. Die Skepsis vor der neuen Corona-Impfung ist groß. Viele haben Zweifel wegen der kurzen Testphase, zeigt eine Leser-Umfrage der NRZ.

Nachdem mehrere Pharma-Firmen Impfstoffe gegen das Corona-Virus auf den Markt bringen wollen, war das die beste Nachricht in diesen Zeiten. NRW-Gesundheitsminister Laumann meint, dass sich rund 70 Prozent der Bürger impfen lassen wollen. Die NRZ-Redaktion wollte sich dazu ein Stimmungsbild verschaffen und fragte Passanten. Nicht repräsentativ, aber sehr interessant.

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Unterm Strich zeigt unsere Umfrage: Nur jeder zweite Befragte (49,2 Prozent) würde sich sofort impfen lassen, falls ein Impfstoff bereitstünde. Jeder Fünfte würde zunächst abwarten, rund 32 Prozent gaben an, eine Corona-Impfung strikt abzulehnen. Insgesamt 183 Personen wurden befragt. Die Bürgerinnen und Bürger konnten uns ihre Meinung in der Fußgängerzone (99 Stimmen) oder auf unseren Facebook-Kanälen (84 Stimmen) mitteilen.

NRZ-Umfrage: Auf Facebook eher Impfgegner

Vor allem auf Facebook sprechen sich die Befragten eher gegen eine Impfung aus: Rund 49 Prozent gaben an, sich nicht impfen lassen zu wollen. Gut möglich, dass dies auch an der besonderen Leserschaft bei Facebook liegt. Elf Prozent würden zunächst abwarten. 40 Prozent stimmten für eine Corona-Impfung. Bei unseren Befragungen in den Innenstädten sammelten unsere Reporter prozentual mehr Ja-Stimmen (56,6 Prozent). Doch auch unter den Fußgängern lehnt fast jeder Fünfte Befragte eine Impfung ab.

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Vor allem das Tempo beim Testverfahren und die Angst vor möglichen Nebenwirkungen treibt Skeptiker um. „Ich habe nichts gegen Impfungen, aber der Corona-Impfung traue ich nicht“, schreibt Facebook-Nutzerin Sandra Hartmann. Der Impfstoff sei „zu schnell auf dem Markt“, es gebe keine Langzeitstudien. Auch Anja Juland äußert Bedenken: „Ich bin hin- und hergerissen. Einerseits sehe ich die Notwendigkeit, um Corona dauerhaft Einhalt zu gebieten, andererseits macht auch mich die Kürze der Entwicklungszeit skeptisch.“

Düsseldorfer Arzt beruhigt Kritiker

Der Düsseldorfer Allgemeinmediziner Andre Schumacher kann die Sorgen nachvollziehen. „Das ganze Hick-Hack ist mehr als unglücklich und verunsichert stark.“ Die Sorge vor der „deutlich flotteren Entwicklung“ des Impfstoffs versucht er aber zu lindern: „Die gesetzlichen Bestimmungen zur Zulassung sind gut.“ Impfstoffe, die eine Zulassung erhalten, seien sorgfältig geprüft, versichert der Arzt. Ob man sich impfen lasse, müsse jeder für sich persönlich entscheiden, sagt Schumacher, er selbst habe diese Entscheidung schon getroffen: „Ich selber werde mich sofort impfen lassen, sobald dies möglich ist.“

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Auch Dr. Michael Weyer, Chef der KV Nordrhein im Kreis Wesel , nimmt eine gewisse Verunsicherung in der Bevölkerung wahr: „Meine Patienten machen sich schon Gedanken.“ Wer wird zuerst geimpft? Wie funktioniert der Impfstoff? Und: „Wie sicher ist eine Corona-Impfung“, so Dr. Weyer. Eine Hysterie unter den Patienten könne er aber nicht feststellen. „Auch die Grippeimpfung war in diesem Jahr bislang stark nachgefragt.“

Systemrelevante Berufe sollten Impfung früher bekommen

Bei aller Kritik gibt es mehr Stimmen, die sich für eine Corona-Impfung aussprechen. „Ich würde mich impfen lassen, weil mir der Schutz aller wichtig ist“, sagt Jutta Radtke aus Wesel. „So kann ich andere auch nicht anstecken.“ Auch Risikopatientin Elsbeth Grüttgen muss nicht zweimal überlegen.

Ebenfalls interessant: Nicht jeder Bürger, der angibt, zunächst abwarten zu wollen, ist verunsichert. „Wir sind nicht gegen die Impfung“, betont Birgit Strack aus Rees. „Ich finde, systemrelevante Berufe, ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen sollten zuerst geimpft werden.“