An Rhein und Ruhr. Ist die Corona-Impfung überhaupt sicher? Und hat sie Nebenwirkungen? Ein Experte klärt die wichtigsten Fragen zu dem neuen Mittel.
Wie sicher ist eine Corona-Impfung? Welche Nebenwirkungen könnten auftreten? Manche Menschen sind angesichts der schnellen Entwicklung verunsichert.
Dr. Rolf Hömke , Sprecher des Verbands forschender Arzneimittelhersteller, beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wie konnte der Impfstoff so schnell entwickelt werden?
Es gibt mehrere Gründe, warum es so schnell ging. Zum einen kannten Pharmaforscher bereits verwandte Viren. Das hat die Erfindung von Impfstoffen erleichtert. Außerdem hatten sich zahlreiche Unternehmen bereits auf eine Pandemie vorbereitet und konnten mit Ausbruch der Epidemie sofort starten. Hinzu kommt, dass es zwischen einzelnen Studien sonst oft Wartezeiten gibt. Die Arzneimittelbehörden und Ethikkommissionen haben jetzt aber alle Anträge so rasch und vorausschauend bearbeitet, dass es fast keine Unterbrechungen gab. Und viele Kliniken waren sofort bereit, mitzuwirken.
Einige Bürger befürchten, der Impfstoff sei nicht ausgereift.
Die Zulassungsbehörden sind sich einig, dass die Erprobung nicht auf Kosten der Gesundheit der Bürger abgekürzt werden darf. Das ist auch nicht geschehen. In den großen abschließenden Studien mit den Impfstoffen wurden und werden jeweils zwischen 25.000 bis 60.000 Personen getestet. Üblich sind sonst nur einige Tausend Teilnehmer. Aber natürlich kann man Langzeiterfahrungen nicht kurzfristig machen. Mit den Personen, die bereits in der ersten Testphase gegen Corona geimpft wurden, hat man jetzt immerhin schon Erfahrungen über ein dreiviertel Jahr; und sie haben alles gut vertragen. In der Regel werden Teilnehmer einer Impfstoffstudie ein Jahr lang regelmäßig untersucht.
Also ist unklar, welche Nebenwirkungen womöglich erst nach einem dreiviertel Jahr auftreten?
Zunächst muss gesagt werden: Jeder Impfstoff kann Nebenwirkungen haben – harmlose und vorübergehende in den ersten Tagen wie Schmerzen im Arm oder etwas Fieber. Das ist völlig normal. Aber die Bürger sorgen sich ja in erster Linie vor problematischen Nebenwirkungen. Diese sind beim Impfen glücklicherweise sehr selten; und aus Erfahrung weiß man, dass sie wenn überhaupt dann fast immer in den ersten zwei Monaten auftreten. Bei den Studienteilnehmern mit den aktuell getesteten Corona-Impfstoffen traten in diesem Zeitraum aber keine auf.
Immer wieder fällt das Argument, durch den Impfstoff werde das Erbgut verändert. Es könne zu Genveränderungen kommen. Stimmt das?
Nein, es kommt zu keiner Genveränderung. Die fortgeschrittensten Impfstoffe enthalten eine sogenannte messenger-RNA (mRNA) mit der Kopie eines einzelnen Virusgens. Jede Zelle weiß, was sie mit einer mRNA machen muss, weil sie selbst täglich zehntausendfach solche Kopien von eigenen Genen anfertigt: Sie benutzt die mRNA kurzzeitig als Anleitung, um ein bestimmtes Protein herzustellen; im Fall des Impfstoffs ein harmloses Virusprotein. Anschließend schreddert die Zelle die messenger-RNA. Sie gelangt nicht in den Zellkern und ändert dort folglich auch nicht das Erbgut.
Schütze ich mit einer Impfung auch meine Mitmenschen?
Das weiß man noch nicht. Bei den laufenden klinischen Studien mit den Impfstoffen in Risikogebieten konnte man als erstes auswerten, ob die Teilnehmer krank werden oder nicht. Um zu prüfen, ob die geimpften Personen trotz Impfung weiterhin ansteckend sind, müssen die Studien noch länger laufen. Das werden wir vermutlich erst in ein paar Monaten erfahren.
Gibt es Personen, denen Sie von einer Impfung abraten würden?
In die großen Corona-Impfstoff-Studien wurden auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer einbezogen, die Vorerkrankungen hatten. Die bisherigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass das keinen Unterschied macht. Die Zulassungsbehörden werden sich das aber gründlich anschauen und dann entscheiden, für welche Personen sie den jeweiligen Impfstoff zulassen. Wenn ein Impfstoff nicht für alle Erwachsenen zugelassen werden sollte, würde das von den Behörden und Ärzten öffentlich mitgeteilt. Was wir schon jetzt sagen können: Kinder und Jugendliche können sich zunächst nicht impfen lassen, weil die Impfstoffe mit dieser Altersgruppe noch nicht erprobt wurden. Das dürfte aber 2021 geschehen.