Dinslaken. Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor – Adnan Köse ist ein Tausendsassa. Dinslaken, Niederrhein und Ruhrgebiet liegen ihm dabei besonders nah.

Adnan Günter Köse wurde als Sohn des türkischen Gastarbeiters Sevket Köse und der Dinslakenerin Elfriede Wilhelmine in Dinslaken-Lohberg geboren. Als Regisseur arbeitete er schon mit einigen bekannten Schauspielern zusammen. Florian Langhoff hat mit ihm über seine Arbeit gesprochen.

Wie kam es dazu, dass Sie als Arbeiterkind aus Lohberg ins Filmgeschäft gekommen sind?

Angefangen hat das, als ich ungefähr sieben Jahre alt war. Da habe ich in der Lichtburg in Dinslaken eine Wiederaufnahme von „Jenseits von Eden“ gesehen. Und ich war absolut geplättet. Da habe ich gesagt: Ich will Regisseur oder Schauspieler werden. Der Gedanke hat sich gefestigt, als ich als Jugendlicher in den falschen Film gelaufen bin. Da lief neben dem Film, den ich eigentlich sehen wollte, „Shining“ von Stanley Kubrick – und da bin ich reingelaufen. Davon war ich total begeistert. Kubrick ist für mich der größte Regisseur aller Zeiten.

Sie sind dann zuerst Schauspieler geworden. Wie kam es dazu?

Ich habe mir gesagt, wenn ich Schauspieler inszenieren will, dann muss man selbst auch schauspielen können. Aber ich habe zwei Anläufe gebraucht, um auf die Schauspielschule zu kommen. Beim ersten Versuch war ich noch sehr jung – und außerdem hatte ich einen Sprachfehler und ich habe leider von Kindheit an gestottert, wenn ich nervös wurde. Und dann sagte mir der Dozent wegen meines Sprachfehlers: „Wenn es der liebe Gott nun mal nicht will...“ Da wollte ich es erst recht. Ich habe zwei Jahre lang bei einer Logopädin an dem Sprachfehler gearbeitet. Danach habe ich in Köln am Theater der Keller vorgesprochen und bin dann da genommen worden.

Vom Schauspieler zum gefragten Regisseur

Dann sind Sie irgendwann auf dem Regiestuhl gelandet...

Ich wollte, nachdem ich erst zehn Jahre am Theater und dann beim Film gespielt hatte, selbst inszenieren. Ich habe 2003 „Zur Hölle mit dir“ gemacht. Da fehlte uns für den Film das Geld, weil ich in 35 Millimeter drehen wollte. Ich bin dann zum Kulturamt der Stadt Dinslaken gegangen und von dort die Förderung bekommen. Außerdem förderte der FFF Bayern, das Kuratorium Junger Deutscher Film und der Pay-TV Sender „13th Street“ den Kurzspielfilm, mein offizielles Filmregiedebüt Dann konnten wir drehen und der Film lief überall. Er ist sogar auf die Shortlist für den Oscar gekommen und der Film wurde in Los Angeles und auf vielen Europäischen Filmfestivals gezeigt und erhielt das Prädikat „Besonders Wertvoll“ von der Filmbewertungsstelle. Aber wir hatten damals kein Geld, um nach Los Angeles zu fliegen und so lief „Zur Hölle mit dir“ leider ohne mein Beisein dort im Kodak Theatre.

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Ihrer Karriere als Regisseur hat der fehlende Ausflug nach Hollywood aber nicht geschadet...

Nein. Fritjof Hohagen von der Enigma-Film hat den Film gesehen und mir dann angeboten, einen Spielfilm zu machen. Die Geschichte von Andreas Niedrig. Mit dem habe ich mich getroffen und dann „Lauf um dein Leben“ geschrieben und inszeniert. Der Film ist bis heute noch mein Baby. Und ich bin stolz darauf, dass wir den dass wir den nicht nur in Amsterdam und auf Lanzarote, sondern überwiegend in Dinslaken gedreht haben. Der Film lief auf allen großen Festivals weltweit und German Films präsentierte „Lauf um dein Leben“ im Tribeca Kino in New York, das ist das Kino von Robert de Niro, und das legte den Grundstein für die Filmkarriere bis heute.

Sie sagten, dass beim ersten Film das Geld fehlte. Wie läuft die Finanzierung von Filmen ab?

Wir haben in Deutschland das Glück, dass wir 50 Prozent staatlich fördern lassen können. Der Rest kommt über Verleih oder Sender und der Produzent muss fünf Prozent Eigenkapital mitbringen. Alles andere ist Fremdkapital. In Amerika ist das anders: Da sagt ein Studio, es macht einen Film und bezahlt ihn dann. Auch wenn in den USA natürlich ganz andere Summen fließen. Aber man kann englischsprachige Filme mit Stars natürlich auch weltweit vermarkten.

Filme mit Stars und ein Theaterstück übers Ruhrgebiet

Sie haben selbst schon mit bekannten Schauspielern gearbeitet. Ist das für Sie anders, als mit unbekannteren Darstellen zu arbeiten?

Wenn wir drehen, spielt das keine Rolle. Da muss Gleichberechtigung herrschen. Aber bei den bekannteren Namen habe ich eine große Verantwortung: Die sollen auch nach der Arbeit mit mir noch bekannt bleiben (lacht). Generell bin ich jemand, der das Team und alle Schauspieler fordert – weil ich auch selbst gefordert werden will.

An welchen Ideen arbeiten Sie gerade?

Ich habe die Idee, das Leben von Franz-Josef Strauß als Serie umzusetzen. Ich finde, dass ist eine großartige Geschichte – auch über die Entstehung Deutschlands. Da versuche ich gerade, Partner zu finden, die das mit mir umsetzen. Außerdem verfolge ich seit fünf Jahren die Verfilmung von „Wie der Soldat, der das Grammophon repariert“. Die Besetzung steht, aber in Deutschland fehlt immer noch Geld. Und es gibt eine Komödie, ich mit Kida Ramadan von „4 Blocks“ und Sibel Kekilli machen möchte. Das Drehbuch ist bereits fertig. Da werden wir nächstes Jahr in die Schlussphase der Finanzierung gehen.

Gibt es auch etwas, was man in nächster Zeit von Ihnen sehen kann?

Wir werden am 26. Februar 2021 die Kathrin-Türks-Halle in Dinslaken mit dem Theaterstück „Roter März“ eröffnen. Danach spielen wir auf Zollverein in Halle 5. Da geht es um eines der blutigsten und unglaublichsten Kapitel in der Geschichte des Ruhrgebiets und wir konnten Dieter Landuris als Hauptdarsteller gewinnen. Im Stück werden Theater, Tanz und Film vermischt. Ich hoffe, Corona greift nicht in die Probenzeit ein. Ich habe deswegen schon alle Massenszenen in Monologe und Szenen mit weniger Figuren umgeschrieben. Wir werden mit dem Stück Theatergeschichte in Dinslaken schreiben und möchten das Stück im Sommer im Burgtheater präsentieren.

>>>Adnan Köse und „Roter März“

Mehr Informationen zu Adnan Günter Köse, seinen Filmen und noch anstehenden Projekten gibt es auf der Internetseite des Regisseurs unter der Adresse www.adnankoese.de.

Zum Theaterstück Roter März, das Köse im Februar auf die Bühne bringt, gibt es eine eigene Internetseite mit weiteren Informationen. Diese ist unter www.roter-maerz.de zu finden.