Dinslaken. . Adnan G. Köse und Dr. Hans Feldhoff lasen im Ledigenheim aus „Roter März“. Ein Theaterstück ist in Arbeit.

Eines muss man Adnan G. Köse lassen: Er beherrscht sein Metier, selbst wenn es sich dabei „nur“ um eine Lesung handelt. Doch auch hier lebt der Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur Köse seine Rollen, steigert sich hinein und lässt bei manch einem seiner Zuhörer den kalten Schauder über den Rücken laufen. Denn die meist älteren Zuhörer kennen die Geschichte um Lohbergs schlimme Zeiten nur zu genau. Nein, dieses Mal handelt es sich nicht um die Schrecken des Zweiten Weltkrieges. Bei der Lesung mit Adnan Köse und seinem Freund und Koautor Dr. Hans Feldhoff am Sonntag im Ledigenheim ging es um die März-Unruhen 1920 und die Umstände in den Jahren zuvor, die zum Aufstand führten.

Die Gartenstadt-Siedlung war gerade entstanden, die ersten Kohleförderungen waren angelaufen. Es war eine Zeit, die geprägt war von Angst, bitterer Not und Elend, aber auch von Hoffnung, die ins Bergwerk Lohberg gesetzt wurde. Da waren die ortsansässigen Lohberger, die Katholiken, die mit ihrem Pfarrer Nienhaus um eine Schule für ihre Kinder kämpften, die neidisch auf die Evangelischen sahen. Aber da gab es auch schon die ersten „Revoluzzer“, die Kommunisten, die eine vernünftige Entlohnung der Arbeiter forderten, die ihre Anhänger um sich scharten und versuchten, Pastor Nienhaus für ihre Ziele zu gewinnen.

Ermordung des Bergwerksdirektors

Der aber paktierte mit dem Bergwerksdirektor Heinrich Sebold, im Stück nicht mit Namen genannt. Sebold gewährte, je mehr Zulauf die Kommunisten in Lohberg bekamen, Gelder für seine geplante Marienschule, eine Wohnung fürs Pfarramt. Sebold wurde am 23. März 1920 von den Aufständischen ermordet. Lohberger, so hieß es, seien an seiner Ermordung nicht beteiligt gewesen.

Im Anschluss an die Lesung aus „Roter März“, das als Theaterstück für 2018 geplant ist, flimmerte schließlich die kürzlich entstandene Dokumentation „Lohberg – Zeitzeugen erzählen“ über die Leinwand. Manch Anekdote wurde da zum Besten geben, wenn etwa Kemal Karaman von seiner Lehrlingszeit berichtete: „Den Neuankömmlingen aus der Türkei habe ich erzählt, sie müssten sich die Prise Schnupftabak in die Ohren streuen, dann könnten sie besser hören.“ Da klang es stolz, als Hans-Karl Bellinghausen erzählte, dass im Ledigenheim die größte Ärzteweiterbildung Deutschlands stattfindet. Und geradezu philosophisch erschien es, als Werner Heuking meinte, dass Lohberg wie ein Rohdiamant sei, der noch geschliffen werden müsse. Aus dem reinen Rohstoff werde ein strahlender Diamant, und auch aus Lohberg werde etwas ganz Fantastisches, da sei er sicher.

Trilogie zum ehemaligen Zechenstandort Lohberg

Die Lesung mit Regisseur und Drehbuchautor Adnan Köse bildete den ersten Teil einer Trilogie. Ein Dokumentationsfilm über den früheren Zechenstandort Lohberg wird im Jahr 2017 zu sehen sein, das Theaterstück „Roter März“ ist für das Jahr 2018 vorgesehen. Das Stück soll in der Kohlenmischhalle zur Aufführung kommen.

In den Märzunruhen des Jahres 1920 wurde auch Lohberg zum Ausgangspunkt bitterster Kämpfe mit blutigen Ausschreitungen zwischen der Roten Ruhrarmee und der Reichswehr.