An Rhein und Ruhr. Der Wald steckt in einer tiefen Krise, Wiederaufforstung wird zur Herausforderung. Landesbetrieb bevorzugt Naturverjüngung.

Erst Stürme, dann sommerliche Trockenheit und Heerscharen von Borkenkäfern: In Nordrhein-Westfalens Wäldern klaffen riesige Löcher. Rund 80.000 Hektar Fläche müssen in den nächsten Jahren wieder bewaldet werden, teilt der Landesbetrieb Wald und Holz auf Nachfrage der Redaktion mit (29. Oktober 2020). "Naturverjüngung ist ökonomisch und ökologisch der Königsweg bei der Wiederbewaldung", meint Sprecher Michael Blaschke.

Naturverjüngter Wald - das ist Wald, der sich von selbst sät, aus dem Samenreservoir der Vorbestände. Teilweise können Samen fünf bis acht Jahre im Boden liegen. Erst kommen Bäume wie Birke, Aspe, Salweiden oder Vogelbeere. "Nach zehn Jahren können die schnellwachsenden Pionierbaumarten eine Höhe von fünf bis acht Metern erreichen", erklärte Blaschke. Entscheidend sei, dass rasch ein Waldinnenklima und Schatten entstehe: "Wichtige Baumarten wie die Buche oder die Weißtanne brauchen das, um in jungen Jahren wachsen zu können."

Nutzbar für Möbel, als Sperrholz oder für Papier

Die Fachtagung Arnsberger Waldforum am 5. November befasst sich mit eben dieser Art der Wiederbewaldung, die bei der Pflanzung keine Kosten verursacht. Ökologische Vorzüge liegen auf der Hand. Ein natürlicher Vorwald schützt mit seinen rasch wachsenden Arten die empfindlichen Böden und steigert die biologische Vielfalt. Er ist mit seinen Bäumen aber auch wirtschaftlich nutzbar - und das nicht nur als Brennholz zum Beispiel in Form von Holzhackschnitzeln.

"Vor allem Birke und Vogelbeere bieten zahlreiche weitere Verwendungsmöglichkeiten", erläuterte Blaschke. Das reiche vom Möbelholz über spezielle, besonders leichte Sperrhölzer bis zum Rohstoff für besonders weißes Papier, welches aufgrund des hellen Birkenholzes ohne oder mit wenig chemischen Bleichmitteln auskommt.

"Die Natur übernimmt viel Arbeit"

Wald und Holz NRW ist für die Bewirtschaftung der landeseigenen Wälder zuständig - 13% der NRW Waldfläche, konkret 118.000 Hektar. Für seine Kahlflächen durch Borkenkäfer und Klimawandel favorisiert der Landesbetrieb Naturverjüngung: "Die Natur übernimmt viel Arbeit, bevor der Mensch pflegend eingreift", sagt Sprecher Blaschke.

- Wegen der Corona-Pandemie findet das vom Landesbetrieb veranstaltete Arnsberger Waldforum ausschließlich digital statt. Interessierte können sich am 5. Oktober in Themenblocks einklicken, es gibt keine Teilnahmegebühren. Zum Themenblock 1 "Pionierbaumart Birke" (ab 10 Uhr) geht es hier. Zum Block 2 "Natürlich verjüngte Vorwälder" (ab 12 Uhr) geht es hier. Zum Block 3 "Ökonomische und ökologische Bedeutung" (ab 14.15 Uhr) geht es hier.