An Rhein und Ruhr. Rote Zahlen statt Überschuss beim Landesbetrieb Wald und Holz, Privatwaldbesitzern geht es kaum anders. Die SPD fordert einen Waldfonds.

Schlimmer Borkenkäferbefall, Trockenheit und Stürme - die Wälder in Nordrhein-Westfalen erleben das dritte Krisenjahr in Folge. Der Landesbetrieb Wald und Holz wird auf absehbare Zeit keine Erlöse mehr an den Finanzminister weiterreichen können und hat zuletzt ein dickes Minus gemacht. Bei Privatwaldbesitzern sei die Lage kaum anders, erklärte Landesbetriebschef Andreas Wiebe an diesem Freitag (25. September 2020).

Die immensen Schaden haben dafür gesorgt, dass zuletzt drei Mal so viel Holz geschlagen werden werden musste wie sonst üblich. Angesichts solcher Mengen sind die Preise im Keller. 2019 machte der Landesbetrieb mehr als 19,2 Millionen Euro Minus. In guten Jahren hingegen hatte er sieben Millionen Euro Überschuss erzielen können;L vor der Krise immerhin noch fünf Millionen Euro.

Erholung und Freizeit, Klimaschutz

„Überschüsse wird es auf absehbare Zeit nicht geben“, erklärte Hanns Christian Wagner, der beim Landesbetrieb für den Staatswald zuständig ist. Er verwies auf hohe Kosten für die Wiederwaldung und fürs Herrichten der vom Holztransport ramponierten Wege. Für die nächsten Jahrzehnte seien die Zeiten vorbei, in denen Gewinne erwirtschaftet werden, die auch dazu dienen, Leistungen des Waldes für die Gesellschaft zu finanzieren (z. B. für Freizeit und Erholung).

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Landesbetriebschef Wiebe erinnerte deshalb an den Vorstoß von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) für die bundesweite Einführung einer „Baumprämie“, mit der die Klimaschutz- und Ökosystemleistungen von Wäldern besser honoriert werden sollen. „Wir müssen uns darüber verständigen, was unser Wald in Zukunft leisten soll“, meinte Wiebe. Er betonte, dass er im Wiederaufbau des Waldes als Mischwald mit klimastabilen Arten eine Chance sieht. Zu solchen Arten zählen zum Beispiel Küstentanne, Douglasie und Esskastanie.

„Qualifizierte Forstleute sind Mangelware“

Mit Blick auf die schwierige Lage der privaten Forstbesitzer fordert die SPD-Opposition im Landtag einen Waldfonds: „Unsere grüne Lunge ist schwer krank“, sagte Fraktionschef Thomas Kutschaty der Redaktion. Das Land NRW solle privaten Waldeigentümern das Angebot machen, ihnen den Wald abzukaufen und den Wald mit neuen Baumarten wieder aufzubauen. „Das halte ich ganz klar für eine staatliche Aufgabe! Denn die wenigsten privaten Waldbesitzer können das bezahlen“, so Kutschaty.

Es fehlt aktuell auch an Personal im Wald - wie eine bundesweite Umfrage der Gewerkschaft IG Bau vor wenigen Tagen deutlich gemacht hat. 64% der Forstarbeiter fühlen sich überlastet. „Qualifizierte Forstleute sind Mangelware“, sagte Kutschaty. Die Landesregierung biete zumeist nur befristete Stellen. Man müsse aber Festanstellungen anbieten, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. „Ansonsten kippen immer mehr Forstleute vor Überarbeitung von der Leiter“, warnte der SPD-Fraktionschef.