An Rhein und Ruhr. Viele Spaziergänger sind in diesem Frühjahr in den NRW-Wäldern. Nach dem trockenen Vorjahr ist die Baumblüte 2020 vielerorts besonders üppig.

Bäume wie Kastanien oder Wildkirschen müssen Insekten zur Bestäubung anlocken - sie präsentieren sich üppig von oben bis unten im Blütenkleid, weithin sichtbar. Bei anderen hingegen - Fichten oder Buchen etwa - müssen Spaziergänger genauer hinschauen, um die vielen Blüten zu erkennen. Bei ihnen sorgt der Wind fürs Bestäuben. Landauf, landab lässt sich aber in Nordrhein-Westfalen feststellen: "Die Baumblüte fällt in diesem Jahr vielerorts besonders üppig aus", berichtet Michael Blaschke vom Landesbetrieb Wald und Holz an diesem Donnerstag (7. Mai 2020) im Gespräch mit der Redaktion.

Zu tun habe das mit trockenen Vorjahr 2019. "Bäume 'entscheiden', ob sie ihre Kraft aus dem Stoffwechsel in die aktuelle Frucht oder in die Blütenanlagen fürs nächste Jahr legen", erklärte Blaschke. Bäume seien "ökonomische Wesen" - weshalb sich eben auch die auf Windbestäubung angewiesenen Arten üppige und farbenfrohe Blüten sparen. Da hat denn auch der menschliche Betrachter das Nachsehen: "Niemand würde sich einen Strauß Buchenblüten in eine Vase stellen", meinte der Landesbetriebssprecher.

"Gelbe Wolken" über Fichtenwäldern

Angesichts der Corona-Auflagen und der bis vor kurzem noch sehr eingeschränkten Freizeitmöglichkeiten sind in diesem Frühjahr besonders viele Besucher in den Wäldern an Rhein und Ruhr. Die meisten Waldbäume blühen zwischen April und Juni. Aktuell sind das zum Beispiel Fichte, Buche, Ahorn, Eiche, Esche oder die Hainbuche und - worunter viele Allergiker besonders leiden - auch die Birke.

Diese Bäume blühen in nordrhein-westfälischen Wäldern

Eine Ahornblüte: Ahorn ist in NRW verbreitet. Klimawandel und Russrindenpilzkrankheit machen den Bäumen aktuell zu schaffen.
Eine Ahornblüte: Ahorn ist in NRW verbreitet. Klimawandel und Russrindenpilzkrankheit machen den Bäumen aktuell zu schaffen. © Wald und Holz NRWQ | Jan Preller
Buchenblüte: eher unscheinbar. Her sorgt der Wind fürs Bestäuben. Buchen gelten als
Buchenblüte: eher unscheinbar. Her sorgt der Wind fürs Bestäuben. Buchen gelten als "das Rückgrat" der Laubmischwälder in NRW, eine ganz wichtige Baumart. © Wald und Holz NRW | Jan Preller
Eschenblüten: Die esche ist ein
Eschenblüten: Die esche ist ein "großes Sorgenkind" der Förster in NRW. Befürchtet wird, dass 90% der Bestände infolge des Eschentriebsterbens verschwinden werden. © Wald und Holz NRW | Jan Preller
Eine blühende Fichte: Die Nadelbäume können für Unmengen von gelbem Blütenstaub sorgen.
Eine blühende Fichte: Die Nadelbäume können für Unmengen von gelbem Blütenstaub sorgen. © Wald und Holz NRW | Jan Preller
Nochmal eine Buchenblüte:
Nochmal eine Buchenblüte: "Junges Buchenlaub ist sogar essbar", wie Michael Blaschke vom Landestrieb Wald und Holz berichtet.  © Wald und Holz NRW | Jan Preller
Eichenblüte: Aus winzige Pollen entstehen dicke Samen - Eicheln.
Eichenblüte: Aus winzige Pollen entstehen dicke Samen - Eicheln. © Wald und Holz NRW | Jan Preller
Eine blühende Hainbuche: Hainbuchen findet man im Wald, oft werden sie aber auch Heckenbäume genutzt. Die Bäume haben sehr hartes Holz, das u. a. beim Klavierbau verwandt wird.
Eine blühende Hainbuche: Hainbuchen findet man im Wald, oft werden sie aber auch Heckenbäume genutzt. Die Bäume haben sehr hartes Holz, das u. a. beim Klavierbau verwandt wird. © Wald und Holz NRW | Jan Preller
Eine Stieleiche - auch hier gilt: aus winzigen Pollen werden dicke Samen.
Eine Stieleiche - auch hier gilt: aus winzigen Pollen werden dicke Samen. © Wald und Holz NRW | Jan Preller
Eine Kastanie im Sonnenlicht: Ihre Blüten werden Insekten bestäubt.
Eine Kastanie im Sonnenlicht: Ihre Blüten werden Insekten bestäubt. © Wald und Holz NRW | Jan Preller
Eine Waldkiefer: Aus ihren Blüten werden dekorative Zapfen. Kiefernwälder findet man u. a. am Niederrhein.
Eine Waldkiefer: Aus ihren Blüten werden dekorative Zapfen. Kiefernwälder findet man u. a. am Niederrhein. © Wald und Holz NRW | Jan Preller
Ein Spitzahorn: Nicht nur seine Pollen sondern, auch die Samen werden vom Wind verbreitet.
Ein Spitzahorn: Nicht nur seine Pollen sondern, auch die Samen werden vom Wind verbreitet. © Wald und Holz NRW | Jan Preller
Ein Fest für Bienen: die Blüten der Kornelkirche.
Ein Fest für Bienen: die Blüten der Kornelkirche. © Wald und Holz NRW | Jan Preller
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Apropos Fichte: Mögen ihre Blüten auch unscheinbar sein, ihr üppig verteilter Blütenstaub ist es nicht. "Bei schönen Wetter und etwas Wind kann man über Fichtenwäldern manchmal richtige gelbe Wolken sehen", erklärt Wald-und-Holz-Sprecher Blaschke. Der gelbe Staub lagere sich auch auf Autos und Fensterbänken ab.

Förster hoffen auf reichlich Samen für die Waldjüngung

Die üppige Baumblüte 2020 freut die Forstleute. Sie verheißt - wenn die Wetterbedingungen im weiteren Jahresverlauf stimmen - auch eine üppige Frucht, sprich: reichlich Samen. "Wir brauchen große Mengen Saatgut für die riesigen Flächen, auf denen Borkenkäfer Fichtenbestände zerstört haben", sagt Blaschke.

Saatgut aus der Region - also von Bäumen, die die klimatischen Bedingungen vor Ort erlebt haben - gilt als besonders wertvoll. Neueste epigenetische Forschungen lassen zudem erhoffen, dass Saatgut aus Trockenjahren für Bäume sorgt, die mit dem Klimawandel toleranter umgehen.