Kreis Kleve/Aachen. 1996 wurde in einer Grube in Rheurdt die Leiche eines Mannes gefunden. Jetzt wurde ein Verdächtiger ermittelt – mit modernster Technik.

Die Genugtuung ist Gerhard Hoppmann an diesem Nachmittag anzusehen. „Ich bin froh, dass ich diese Tat noch aufklären konnte“, sagt der Krefelder Kriminalbeamte. Hoppmann ist Leiter der „Mordkommission Sandkuhle“, und er hat etwas geschafft, an das vermutlich viele nicht mehr geglaubt haben: Er hat einen Mord aufgeklärt, der fast 24 Jahre zurückliegt. Der mutmaßliche Täter sitzt seit vergangener Woche in Untersuchungshaft.

Der Fall, um den es geht, passierte im Dezember 1996. In einer Sandgrube bei Rheurdt-Schaephuysen nahe Duisburg wird eine männliche Leiche gefunden. Die Ermittler sind sich heute sicher: Der Tote, den die Ermittler erst im Laufe dieses Jahres identifizieren konnten, wurde von zwei 26-Jährigen in Würselen aus Habgier ermordet. Das geht aus Zeugenaussagen hervor – die Männer sollen kurz nach der Tat mit mehreren Personen über das Geschehene gesprochen haben, so Hoppmann. Die mutmaßlichen Täter hatten nach Angaben der Ermittler bei dem späteren Opfer in der Werkstatt gearbeitet.

Mord aus Habgier: Täter sollen es auf 5000 Mark abgesehen haben

Sie sollen den damals 43-jährigen Wilfried Kalitz erschlagen, entkleidet und dann in einem Teppich eingerollt nach Rheurdt gebracht haben. Einer der Männer habe dort als Kind gewohnt und kannte sich deswegen in der Gegend aus, so die Polizei. Das Motiv der Männer: Sie hatten es auf 5000 Mark abgesehen, die das Opfer besessen haben soll.

Der nun Beschuldigte – ein 50-Jähriger alleinstehender Mann aus der Nähe von Aachen – schweigt bislang zu den Vorwürfen. Sein mutmaßlicher Mittäter ist offenbar im Mai 1997, also ein halbes Jahr nach der Tat, bei einem Verkehrsunfall in der Türkei tödlich verunglückt.

Aktenzeichen XY: Hinweise nach ZDF-Sendung

Die Identität des Unbekannten blieb den Ermittlern lange ein Rätsel, der Fall ungeklärt. Bis jetzt galt die Tat als einziger ungeklärter Mordfall – ein sogenannter Cold Case – im Kreis Kleve. Erst neue technische Möglichkeiten hatten Anfang des Jahres wieder Bewegung in den Fall gebracht. Auf Basis der Leichenfotos hatte das Landeskriminalamt (LKA) neue Bilder des Opfers erstellt, die im August 2019 in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ gezeigt wurden. Mehr als 50 Hinweise gingen daraufhin ein – und einer war der entscheidende.

Das Opfer hatte nach fast 24 Jahren endlich einen Namen: Wilfried Kalitz. Der 1953 geborene Mann stammte nicht, wie lange vermutet, aus Osteuropa, sondern aus Würselen bei Aachen. Der damals 43-Jährige war laut den Beamten seinerzeit überraschend verschwunden, wurde jedoch nie als vermisst gemeldet. Angehörige gingen nach eigenen Angaben davon aus, dass er sich wegen finanzieller Probleme ins Ausland abgesetzt und den Kontakt abgebrochen habe.