An Rhein und Ruhr. Ein Naturspektakel: Nabu-Expertin erwartet Massenflug in Kürze. Vögel sammeln sich zu Tausenden in Mecklenburg-Vorpommern.
Definitiv, der Sommer ist vorbei. Erste Kraniche ziehen über Nordrhein-Westfalen. In Dortmund wurden die gern in lauter Unterhaltung fliegenden Vögel an diesem Dienstagabend (6. Oktober 2020) um 20.35 Uhr zwar nicht gesehen - aber gehört.
Das geht aus einer Meldung im Internetportal "Naturgucker" hervor. "Das trompetenhafte Rufen der Vögel ist unverwechselbar", sagte Birgit Königs vom Naturschutzbund (Nabu) an diesem Mittwoch auf Nachfrage der Redaktion.
Vögel sammeln sich in Mecklenburg-Vorpommern
Kraniche gelten - jedenfalls jetzt - als absolute Herbstboten. Aus Skandinavien, dem Baltikum, Polen, Weißrussland und der Ukraine ziehen die Vögel in ihre Winterquartiere, zum Beispiel in Spanien oder Südfrankreich. Aktuell sammeln sich sehr viele Tiere in der Boddenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern.
Im Rhin- und Havelluch etwa, einem beliebten Rastplatz dort, waren laut Birgit Königs zuletzt rund 66.000 Kraniche. Die Sprecherin des Nabu-NRW geht davon aus, dass der Massenabflug unmittelbar bevorsteht. "Die Vögel warten nur auf schönes Wetter", sagt Königs. Bei Hochdruck zieht es sich eben angenehmer.
Kraniche fliegen in V-Formationen und Ketten
Kraniche können 80 Stundenkilometer schnell fliegen. "Wenn die Vögel morgens in Mecklenburg starten, sind sie nachmittags in Düsseldorf", erklärt die Nabu-Sprecherin. Ziel der Tagesetappe sei Frankreich.
Die Kraniche fliegen in V-Formationen und langen Ketten, oft mit sehr vielen Tieren. "Ein Naturspektakel - der Blick zum Himmel lohnt", schwärmt Birgit Königs. In NRW überfliegen Kraniche das Weserbergland, OWL und das Münsterland und biegen dann übers Ruhrgebiet auf Köln und Bonn ab. Auf der Route übers Nachbarbundesland Hessen sind schon jetzt vermehrt Tiere unterwegs; diese Route scheint nach Einschätzung von Experten ohnehin immer beliebter zu werden.
Erste Rückkehrer dieses Jahr im Februar
Bis die Kraniche dann als Frühlingsboten wiederkehren, das dauert. "In diesem Jahr waren erste Vögel im Februar unterwegs", berichtet die Nabu-Sprecherin. Der Frühjahrszug erfolgt erfahrungsgemäß aber nicht so geballt wie Herbst, sondern eher kleckerweise.
Der Klimawandel aber sorgt laut Königs auch dafür, dass einige Tiere gar nicht ziehen, weil genug Futter vorhanden ist (z. B. Samen und Körner, Insekten, Würger, kleine Fische und Säuger). Erste Kraniche haben NRW auch als Brutgebiet für sich entdeckt. Zuletzt war beim Landesumweltamt von nrw-weit etwa zehn Brutpaaren die Rede, Tendenz langsam steigend.