Zeeland. Regionale Genüsse treffen auf internationale Einflüsse. Wir stellen Ihnen hier einige kulinarische Highlights in der Ferienregion Zeeland vor.

Fisch und Muscheln – das ist klar. Wer an die Kombination aus Zeeland und Essen denkt, hat wohl zuerst diese beiden Spezialitäten im Kopf, schließlich kommen sie meist fangfrisch aus der Nordsee. Doch Zeeland hat kulinarisch noch weit mehr zu bieten, wie ich auf meiner Reise durch die niederländische Urlaubsprovinz erfahren darf.

Sie führt mich zunächst ins beschauliche Burgh-Haamstede. Genauer gesagt in die Bäckerei Sonnemans, in der mich der gut gelaunte Inhaber Tjeu Sonnemans herzlich empfängt. Hier ist die Zeit stehengeblieben. Der Verkaufsraum ist eine Mischung aus schnuckeligem Tante-Emma-Laden, altehrwürdiger Backstube und rustikalem Café. „Wir haben alles im Stile Anton Piecks gestaltet“, erklärt mir Sonnemans. Pieck war ein bekannter niederländischer Künstler mit verspieltem Stil, der auch in Burgh-Haamstede gewirkt hat.

Herzhaft und süß

Während ich mich noch umsehe und viele alte Gegenstände und Bilder aus 101 Jahren Firmengeschichte entdecke, kreiert Tjeu Sonnemans mir ein kleines Menü. Zunächst probiere ich eine Art Pizzabrötchen, das mit einigen Kräutern und anderen Zutaten aus Zeeland verfeinert ist. „Sie stammen direkt aus dem Meer“, sagt Sonnemans. Das erklärt auch den überraschenden, aber leckeren Salzgeschmack, den der Snack abgibt.

Nach herzhaft folgt süß. Und süß ist das Gebäck, das ich jetzt serviert bekomme, definitiv. Der zeeländische Bolus ist ein aufgerollter Strang Hefeteig, der durch braunen Zucker gezogen wird. Kalorien sollten dabei nicht gezählt werden. Meinen Geschmackstest besteht der leicht klebrige Hefekringel mit Bravour. Sonnemans freut’s und er packt mir für die Weiterreise gleich noch einen Bolus und ein – natürlich – selbst kreiertes Naturbrot ein.

Nicht nur in der Backstube von Tjeu Sonnemans, sondern auch anderswo in Zeeland fällt mir auf, dass lokale und regionale Produkte eine wichtige Rolle bei der Zubereitung von Speisen einnehmen.

Kochen auf Sterne-Niveau

Ortswechsel: In Zierikzee hat erst vor wenigen Monaten das Hotel Mondragon geöffnet, in dem sich auch das Restaurant Cristó befindet. Für Inhaber Govert Janzen liegt der Schwerpunkt auf den kulinarischen Genüssen. „Wir sind kein Hotel, in dem man essen kann, sondern ein Restaurant, in dem man auch schlafen kann“, sagt er. Dort möchten er und seine Mitarbeiter die Geschmackssinne der Gäste angenehm überraschen. Dazu arbeitet das junge, aber ambitionierte Küchenteam mit verschiedenen Restaurants zusammen, die einen Michelin-Stern haben. „Auf dieses Niveau möchten wir irgendwann auch einmal kommen“, verrät er mir. „Aber wir sind schon jetzt auf einem guten Weg.“ In Zeeland befänden sie sich damit in guter Gesellschaft: Die Provinz hat pro Einwohner die meisten Sternerestaurants der Niederlande.

 In Zeeland kommt auch Deftiges auf den Tisch.
 In Zeeland kommt auch Deftiges auf den Tisch. © julian binn

Ein Großteil der Zutaten stammt aus der direkten Umgebung. Entweder fangfrisch aus dem Meer – wie etwa der Fisch und die Meeresfrüchte – oder von landwirtschaftlichen Betrieben. Auch örtliche Bäckereien und Käsereien steuern hochwertige Produkte zur Küche des Cristó bei.

Der regionale Bezug heißt aber nicht, dass es keine Ausnahmen gibt. Dem Namensgeber nach unternimmt das Cristó auch mal einen Ausflug in die baskische Küche. Und ab und zu blitzen französische Einflüsse durch. Das Team möchte seine Gäste eben „überraschen“.

Was darf’s zu trinken sein?

Wer sich auf einen Streifzug durch Zeeland begibt, kann viele Bestandteile der dortigen Küche erkennen: Rinder, die auf weitläufigen Weiden heranwachsen; Schafe, die auf salzigen Wiesen grasen; Obstgärten, in denen Äpfel und Birnen üppig gedeihen. Das Obst ist nicht nur Teil vieler Gerichte, sondern auch Hauptzutat köstlicher Getränke wie Appelaere und Perelaere. Und sogar Wein, der aus speziellen Rebsorten gewonnen wird, gibt es auf zeeländische Art. Zudem ist die Provinz für ihre vielen kleinen, lokalen Brauereien und verschiedenen Biersorten bekannt – Freunde des Gerstensafts kommen also ebenfalls voll auf ihre Kosten.

Mehr Infos zur südwestlichsten Region der Niederlande unter www.vvvzeeland.nl.

Und so gelingen zeeländische Bolus:

Zutaten: Teig: 500 Mehl, 15 g Kristallzucker, ½ Ei, 10 g Salz, 50 g frische Hefe, 215 ml Wasser, 50 ml Milch, 25 g Butter. Zuckermischung: 250 g brauner Farinzucker, 4 EL Zimt

Tjeu Sonnemans und eine Ladung zeeländischer Bolus.
Tjeu Sonnemans und eine Ladung zeeländischer Bolus. © julian binn

Zubereitung: Den Backofen auf 225°C vorheizen. Alle Teigzutaten – außer der Butter – miteinander mischen und 6 Minuten lang mit der Hand oder in der Maschine kneten. In den letzten 4 Minuten die Butter zufügen und gut durchkneten. Den Teig in 80 g schwere Kugeln aufteilen und ca. 20 Minuten ruhen lassen. Anschließend jede Kugel zu einem 30 cm langen Strang rollen. Farinzucker und Zimt in einer Auflaufform mischen. Die Stränge mit etwas Wasser bestreichen und die Stränge durch die Zuckermischung rollen. Eine Schnecke daraus drehen. Die Bolusse auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech setzen. Nochmals 5 Minuten gehen lassen und dann 7 Minuten im vorgeheizten Ofen backen. Wenn sie fertig sind, sofort umgedreht auf eine große Platte legen und auskühlen lassen.