Zeeland. Ein neuer Reiseführer von Ulrike Grafberger macht Lust auf Zeeland. Die Autorin verrät fünf schöne Ziele jenseits der großen Ferien-Hochburgen.

Ulrike Grafberger muss nur aufs Rad steigen, dann ist sie in zehn Minuten am Strand. Die gebürtige Bambergerin lebt seit 16 Jahren in Den Haag und konnte vor Corona, wenn sie wollte, in Scheveningen jeden Tag an die Nordsee gehen. Tut sie aber nicht – denn sie ist ganz gerne auch in anderen Teilen ihrer Wahlheimat unterwegs.

Zum Beispiel in Zeeland. Viele deutsche Touristen kennen die südlichste der insgesamt zwölf niederländischen Provinzen gut, wer war nicht schon mal in Renesse, Domburg oder Vlissingen? Ulrike Grafberger hat im Laufe der Jahre allerdings schon etwas mehr als die üblichen Ferien-Hochburgen gesehen – und ihre Eindrücke in einem neuen Reiseführer zusammengetragen.

„Natürlich gibt es in den Niederlanden viele wunderschöne Gegenden“, sagt die Autorin und fügt an: „Aber Zeeland hat seinen besonderen Reiz, und zwar nicht nur, weil es praktisch überall von Wasser umgeben ist, sondern dort auch so viele schöne Städtchen zu sehen sind.“

In Vlissingen stehen Strandhäuser direkt am Strand.
In Vlissingen stehen Strandhäuser direkt am Strand. © Ulrike Grafberger

Wer die Provinz mit ihren Inseln, Halbinseln und dem kleinen Stück Festland an der Grenze zu Belgien komplett erkunden möchte, sollte am besten mindestens eine Woche einplanen. Schließlich gibt es sechs einzelne Regionen zu erkunden, sie heißen Schouwen-Duiveland, Tholen und Sint-Philipsland, Nord-Beveland, Walcheren, Zuid-Beveland und Zeeuws-Vlaanderen. „Am schönsten ist es mit dem Rad“, meint Ulrike Grafberger. „Man kann sich im Internet oder per App Routen heraussuchen. Den Weg findet man dank der ausgezeichneten Beschilderung und anhand von Knotenpunkten eigentlich immer.“

Zeeland: Die fünf Top-Tipps von Ulrike Grafenberger

  • Goes: Reizvolles 30.000-Einwohner-Städtchen mit wunderschönen Plätzen direkt am Hafen.
  • Veere: Kleines Örtchen mit historischem Markt, Einwohner verkaufen Produkte in zeeländischer Tracht. Übernachten im Campveerse Toren, einem 500 Jahre alten Wehrturm.
  • Tiny Houses: Mini-Bungalows direkt am Strand des Grevelingenmeers. Strandhäuser gibt esunter anderem auch in Vlissingen.
  • Für Genießer: Örtchen Philippine in Zeeuws-Vlaanderen, auch Muscheldorf genannt.
  • Bier und Wein: Brauerei „Emelisse“ in Goes, fast 20 verschiedene Sorten; Weingut „Kleine Schorre“ in Dreischor auf Schouwen-Duiveland, fünf verschiedene Weißweine.

Aus nördlicher Richtung von Rotterdam über die N 57 kommend, geht es über den Brouwersdam von Süd-Holland nach Zeeland. Der von 1962 bis 1971 erbaute und sechs Kilometer lange Wall ist das insgesamt siebte Bauwerk der Deltawerke, um das stets von einer Überflutung bedrohte Land vor dem Wasser zu schützen. Auf der einen Seite befindet sich die raue Nordsee, auf der anderen das durch den Damm neu gewonnene Grevelingenmeer.

„Der Strandabschnitt ist ein echtes Surferparadies. Man sieht dort viele junge Menschen mit ihren coolen VW-Bussen, das hat einfach ein lässiges Flair“, schwärmt Ulrike Grafberger und empfiehlt eine erste Pause in der Strandbar mit dem wohl bezeichnenden Namen „Natural High!“.

Von dort geht’s auf die erste Insel, Schouwen-Duiveland. Ein paar Kilometer westlich liegt Renesse, aber das kennt ja jeder... Darum lohnt zur Abwechslung ein Spaziergang im Dünenwald von Westerschouwen und ein Besuch des beeindruckenden Oosterschelde-Sturmflutwehrs.

„Das ist auch für Familien mit Kindern sehr interessant“, verweist Ulrike Grafberger auf das künstlich angelegte Eiland Neeltje Jans auf dem Oosterschelde-Damm zwischen den Inseln Schouwen-Duiveland und Noord-Beveland. An der Orkanmaschine und auf dem Wasserspielplatz kann auch der Nachwuchs spielerisch erfahren, wie sich die Niederländer gegen die Nordsee wappnen.

Am 1. Februar 1953 wurde die Region von der bisher schwersten Sturmflut der Niederlande getroffen, 32 Stunden lang tobte das Meer und riss alle am Wasser gelegenen Dörfer mit sich. Unweit von Zierikzee, mit seinen tollen Plätzen direkt am Hafen übrigens eines der schönsten Städtchen in Zeeland und komplett unter Denkmalschutz, steht das Watersnoodmuseum. Dort erzählen Zeitzeugen in Videos von der Katastrophe mit insgesamt 1836 Toten, die meisten davon in Zeeland.

Zeeland ist abwechslungsreich auf der Halbinsel Zuid-Beveland

Nächster Halt: Noord-Beveland, das Paradies für Gourmets. Am Banjaardstrand relaxen und eine Portion fangfrischer Austern, Hummer und Muscheln genießen, das hat einen Hauch von Luxus. „Man muss aber nicht in eines der doch etwas teureren Restaurant gehen. Zumindest Miesmuscheln gibt es dort – und im Austern- und Muscheldorf Yerseke in Zuid-Beveland – auch an den einfacheren Strandbuden“, weiß Ulrike Grafberger.

In den Tiny Houses am Grevelingenmeer kann man auf der eigenen Terrasse die Füße im Wasser baumeln lassen.
In den Tiny Houses am Grevelingenmeer kann man auf der eigenen Terrasse die Füße im Wasser baumeln lassen. © Ulrike Grafberger

Wohl am abwechslungsreichsten ist Zeeland auf der angrenzenden Halbinsel Zuid-Beveland und Walcheren. Traumhafte Strände locken an die sogenannte „zeeländische Riviera“, zum Beispiel ins mondäne Domburg, das älteste Seebad der Niederlande. Wem das zu langweilig ist, hat es nicht weit bis zu abwechslungsreichen Städtchen wie Middelburg und Vlissingen, die immerhin über 40.000 Einwohner haben.

Vlissingens Stadtstrand bietet zudem ein außergewöhnliches Panorama. Auf der einen Seite eine Skyline, wie es sie sonst nirgends an der niederländischen Küste gibt, und auf der anderen Seite den freien Blick auf riesige Containerschiffe, die auf der Nordsee ihre Fracht ins belgische Antwerpen bringen.

Sandstrände sind im Süden Zeelands die Hauptattraktion

Im Süden Zeelands dockt die Region Zeeuws-Vlaanderen an Belgien an. Auch hier sind natürlich die endlosen Sandstrände die Hauptattraktion, zum Beispiel im Urlauber-Eldorado Cadzand.

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Ulrike Grafberger war schon dutzende Mal in Zeeland, immer wieder entdeckt sie etwas neues. Von ihrer Wahlheimat Den Haag sind es gerade einmal 90 Minuten mit dem Auto nach Zierikzee oder Goes. Aus dem Ruhrgebiet oder vom Niederrhein dauert der Weg auch nur eine Stunde mehr – und dann kann der Urlaub sofort beginnen.

Der Reiseführer „Zeeland“ (ISBN 978-3-8317-3331-6) ist im Reise Know-How Verlag Peter Rump GmbH, Bielefeld, erschienen und für 17,90 Euro im gut sortierten Buchhandel oder unter www.reise-know-how.de erhältlich. Die schönsten Orte, die außergewöhnlichsten Unterkünfte, Top-Restaurants, Aktivitäten für Familien mit Kindern oder die besten Radtouren: Auf 360 Seiten fehlt keine Info für einen Zeeland-Urlaub oder einen Tagestrip in die Region. Ulrike Grafberger hat als Allein- oder Mitautorin an verschiedenen weiteren Reiseführern mitgearbeitet. Von ihr sind neben dem Ratgeber „Holland für die Hosentasche“ die „CityTrips Den Haag mit Scheveningen“, „Groningen und Leeuwarden“, „Maastricht mit Lüttich“ sowie die Insel-Tipps „Texel“ und „Ameland“ erschienen.