An Rhein und Ruhr. Auf regionaler Ebene finden sich bei den Bewerbern auf die Bürgermeisterämter, Kreistage und in Räten nur wenige Kandidatinnen. Eine Übersicht.

Ein Dutzend Männer steht in einem Wald. Sie tragen uniforme Kleidung bestehend aus Anzughosen und Hemden. Ist es eine Altherren-Fußballmannschaft? Ist es ein Männergesangverein auf Sonntagstour? Tatsächlich ist es NRW-Ministerpräsident Armin Laschet mit den CDU-Spitzenkandidaten für die kommende Kommunalwahl in den Ruhrgebietsstädten. Unter ihnen befindet sich keine einzige Frau.

Und auch wer in der Region zur Kommunalwahl auf Wahlplakate blickt, könnte schnell den Eindruck bekommen, bei der Kommunalpolitik handele es sich noch immer um eine Veranstaltung, die im wesentlichen dem männlichen Teil der Bevölkerung vorbehalten ist. Überall blicken männliche Kandidaten von Laternenmasten, Litfaßsäulen und Bäumen herab. Nur gelegentlich gesellt sich mal eine Frau dazu. Wo sind sie also, die Kandidatinnen zur Kommunalwahl in der Region? Die Redaktion hat nachgeforscht.

Diese Oberbürgermeister- und Landrats-Kandidatinnen treten in der Region an

Schon beim Blick auf die Listen der Kandidierenden auf die Oberbürgermeister-Ämter in der Region zeigt sich, dass die Frauen in der Minderheit sind. In Düsseldorf treten mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Claudia Krüger (Tierschutz hier!), Celine Coldewe (Klimaliste Düsseldorf) und Dominique Mirus (Die Partei) zwar gleich vier Frauen an – allerdings bei insgesamt 15 Kandierenden um das Amt des Oberbürgermeisters. In Essen geht mit Annie Tarrach (Die Partei) eine Bewerberin um das Oberbürgermeister-Amt in den Wahlkampf und sieht sich gleich acht männlichen Mitbewerbern gegenüber. In Mülheim gehen mit Monika Griefahn (SPD) und Amrei Debatin (FDP) zwei Kandidatinnen ins Rennen von insgesamt zehn Kandierenden um das Oberbürgermeisteramt. Und auch Claudia Wädlich (Die Violetten) in Oberhausen ist alleine als Frau unter sechs männlichen Bewerbern fürs Amt.

Auch bei den Landratswahlen in der Region sind unter den Kandidierenden die Frauen in der Minderheit. Im Kreis Kleve tritt Silke Gorißen (CDU) als Landrats-Kandidatin an – gegen drei männliche Mitbewerber. Und auch Petra Schmidt-Niersmann (Grüne) im Kreis Wesel ist die einzige Frau im Rennen ums Landratsamt – neben fünf Männern.

Auch bei den Bürgermeister-Kandidaten nur wenige Frauen vertreten

Wenn es um das Amt des Ersten Bürgers in den kreisangehörigen Städten und Kommunen geht, sind in den Kreisen Kleve und Wesel die Frauen ebenfalls in der Minderheit. Tatsächlich treten nur in fünf der 13 Kommunen im Kreis Wesel Frauen zur Wahl an. In Dinslaken geht Michaela Eislöffel (parteilos, unterstützt von CDU und Grünen) ins Rennen. In Kamp-Lintfort steht Sabine Hermann (CDU) zur Wahl. In Moers bewirbt sich mit Diana Finkele eine parteilose Kandidatin für die Grünen um das Bürgermeisteramt.

Jeweils zwei Kandidatinnen gibt es in Wesel und in Xanten. Während in Wesel Bürgermeisterin Ulrike Westkamp (SPD) und Barbara Wagner (Die Linke) antreten, scheint es in Xanten zumindest bei den Parteienkürzeln fast amerikanisch zuzugehen. Denn hier tritt Stella Werner für Forum Xanten mit dem Parteienkürzel FoX an und Valérie Petit für die Freie Bürgerinitiative Xanten – Kürzel: FBI.

„Wir brauchen mehr Verantwortung für Frauen“

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Im Kreis Kleve treten in sieben der 16 Städte und Kommunen Kandidatinnen an. In Emmerich am Rhein kandidiert Sabine Siebers (Grüne). In Geldern bewirbt sich Ulrike Michel (SPD) um das Bürgermeisteramt. In Kalkar möchte Bürgermeisterin Britta Schulz (Forum Kalkar) ihren Posten behalten. Ebenso Sonja Northing in Kleve, wo die parteilose Kandidatin von der SPD unterstützt wird. Außerdem treten Ursula Pitzner (parteilos) in Bedburg-Hau, Patricia Gerlings-Hellmanns (BVK - Bürgervereinigung Kerken) in Kerken und Friederike Janitza (Grüne) in Rheurdt als Bürgermeister-Kandidatinnen an. Ansonsten werden auch die Wahlen im Kreis Kleve eher von männlichen Kandidaten dominiert.

„Wir brauchen mehr Verantwortung für Frauen und Frauen in Verantwortung. Denn gerade als Bürgermeisterin oder Oberbürgermeisterin oder als Landrätin gibt es große Gestaltungsmöglichkeiten“, kommentiert Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen den geringen Anteil von Kandidatinnen.

Frauen in der Unterzahl – bis auf die unterste Ebene

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Das Phänomen, dass wenig Frauen auf kommunaler Ebene antreten fiel auch schon bei vergangenen Kommunalwahlen auf. Nach den Kommunalwahlen am 25. Mai 2014 lag der Männeranteil in den Stadträten in NRW bei 69,9 Prozent. Lediglich bei den Grünen (49,7 Prozent) und der Linken (45,7 Prozent) waren annähernd so viele Frauen wie Männer unter den Stadtverordneten. Bei der SPD war nur jede dritte Person weiblich (35,6 Prozent), bei CDU (22,4 Prozent) und FDP (19,5 Prozent) sogar nur jede fünfte. Außerdem auffällig: In keiner einzigen kreisfreien Stadt und keinem Kreis war der Frauenanteil 2014 höher als der Männeranteil.

Und auch ein Blick in die aktuellen Wahllisten zeigt meist, dass die Frauen in der Kommunalpolitik wohl auch in Zukunft in der Minderheit bleiben werden. So finden sich beispielhaft auf der Liste der Kandierenden für den Kreistag Wesel unter den 213 Bewerbern um einen Sitz im Kreistag nur 58 Frauen (27,2 Prozent). Die Kommunalpolitik dürfte also auch in den kommenden fünf Jahren eher eine Domäne der Männer bleiben.