An Rhein und Ruhr. Der Eichenprozessionsspinner breitete sich in den vergangenen Jahren am Niederrhein und im Ruhrgebiet aus. Jetzt haben einige Städte aufgerüstet

Er ist nur sehr klein, dafür aber umso gefährlicher für Mensch und Tier: Der Eichenprozessionsspinner ist die Raupe einer Motte und vollständig mit Haaren bedeckt, die ein Nesselgift enthalten. Das Gift zerstört Eiweiße im Körper, im schlimmsten Fall resultieren Asthma und Atembeschwerden daraus. Das vermehrte Vorkommen der Raupe ist eine Folge des Klimawandels – und weil es auch in diesem Jahr wieder sehr warm werden soll, haben viele Kommunen nun aufgerüstet im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner.

Nach dem starken Befall in den vergangenen Jahren testet die Gemeinde Schermbeck zum Beispiel nun neue Fallen. Eng anliegende Ringe sind an verschiedenen Eichenbäumen rund um den Stamm angebracht worden. Bei der „Prozession“ der Tiere fallen diese, durch einen Lockstoff angelockt, in einen am Ring befestigten Köderbeutel. Durch die Sonnenwärme sollen die Tiere mit Haaren unschädlich werden. Der Beutel kann anschließend händisch entleert werden. Der Erfolg dieser alternativen Bekämpfungsmethode bleibt noch abzuwarten.

Meisen und Rotkehlchen sollen der Raupe den Garaus machen

In Emmerich setzt man auf Meisen. Die Vögel sollen die Raupen des Eichenprozessionsspinners fressen, die im vergangenen Jahr auch hier im Wald in Hoch-Elten unterwegs waren. „Wir sind selbst oft hier im Wald und unsere Kinder besuchen das AWO-Zeltlager“, sagt Timm Sterbenk von der Firma Sterbenk und Arntzen. So kam man bei der Firma, die sich eigentlich um Maurerarbeiten und Fliesenlegerarbeiten kümmert, auf die Idee, etwas gegen die Raupen zu unternehmen.

Sie bastelten Nistkästen für die Meisen. 48 der kleinen Holzhäuser hat die Firma hergestellt. „Da haben wir alle zusammen einen ganzen Tag dran gearbeitet“, erzählt Timm Sterbenk. Erst wurde ein Muster angefertigt und gebaut, danach ging es ganz schnell. „Das war nachher Arbeit wie am Fließband“, sagt Sterbenk. Auch Rotkehlchen fressen die Eichenprozessionsspinner. Schon im vergangenen Jahr hatten einige niederländische Gemeinden es mit den Nistkästen probiert. Mit Erfolg: Wo sie hingen, hatte die Raupe nur ein kurzes Leben. Der Befall ging deutlich zurück.

Verschiedene Methoden in Moers

In Moers setzt die Enni Stadt & Service aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Jahre auf eine Mischung aus verschiedenen Methoden. „Je nachdem wie das Wetter ist und wie die Raupen sich entwickeln, beginnt die Bekämpfung meist Anfang Mai“, erklärt Sprecherin Katja Nießen. Mit der Besprühung kann vom Boden aus ein Mittel auf das Eichenlaub aufgebracht werden, dass als Fraßgift gegen die Raupen wirkt. „Damit haben wir gute Ergebnisse erzielt“, so die Sprecherin.

2800 Eichen im Stadtgebiet werden besprüht, überall dort, wo Menschen mit ihnen in Kontakt kommen könnten, also in der Innenstadt oder in den Parks. Ebenso würden aber auch Nester abgesaugt werden. Auf den Friedhöfen wende die Enni die „natürliche“ Waffe an, dort hängen Nistkästen für Meisen, die von den Vögeln gut angenommen werden. Gesprüht wird dort dann nicht.

Biozid ist noch unumgänglich

Die Oberhausener Umweltdezernentin Sabine Lauxen erklärt, dass der Eichenprozessionsspinner die Stadt vor „große Herausforderungen“ stelle. „Auf der einen Seite müssen wir die Gesundheit der Menschen schützen, deshalb setzen wir in viel frequentierten Bereichen ein Biozid ein. Auf der anderen Seite versuchen wir, ihr mit natürlichen Methoden zu Leibe zu rücken.“