An Rhein und Ruhr. Mehr als 2,7 Mio Tonnen Milch haben NRW-Bauern 2019 bei Molkereien angeliefert. Die Milchwirtschaft rechnet nicht mit weiteren Steigerungen.
Trotz trockenem Sommer haben die Bauern in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr soviel Milch bei den Molkereien angeliefert wie nie zuvor. Bei der Landesvereinigung Milch geht man davon aus, dass es von Januar bis Oktober mehr als 2,7 Millionen Tonnen waren - 7,6% mehr als im noch trockeneren Jahr 2018. Mit solchen Rekorden dürfte es aber wohl nicht weitergehen. Die Landesvereinigung rechnet damit, dass die Milchproduktion infolge von Umweltauflagen in den nächsten Jahren eher stagniert oder gar schrumpft.
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„Umwelt- und Naturschutzvorgaben sind die neue ‘Quotenregelung’“, meinte Geschäftsführer Rudolf Schmidt an diesem Mittwoch (8. Januar 2020) bei einer Jahresbilanz in Krefeld – eine Anspielung auf die sogenannte „Milchquote“ - bis zum Jahr 2015 war die Produktion durch die EU gedeckelt.
Schmidt verwies auf die benachbarten Niederlande. Dort sei die Milcherzeugung zuletzt bereits zurückgegangen, Tierbestände wurden wegen Umweltbestimmungen verkleinert. Auch in anderen EU-Ländern wie Österreich seien Umweltvorgaben ein großes Thema - anderswo indes nicht, zum Beispiel in Irland. Das verzerre den Wettbewerb.
Trockener Sommer ließ Produktionskosten steigen
Bei den Milchbauern in NRW hat sich der trockene 2019er Sommer trotz der gestiegenen Milchmenge sehr deutlich bemerkbar gemacht. Ihre Zahl sank um 4,4 Prozent auf 5381. Immer mehr Landwirte arbeiten
zusammen. Durch den nötig gewordenen Zukauf von Futter stiegen - wie schon im Vorjahr - die Produktionskosten. An den ganz heißen Sommertagen mussten die Landwirte ihre Tiere zur Abkühlung duschen . Eine Stichprobe der Landwirtschaftskammer hatte jüngst auf massive Einkommensrückgänge der Milchbauern aufmerksam gemacht. Die Zahl der Milchkühe ging in NRW 2019 um gut 8000 auf 401.402 zurück. Gerade am Niederrhein spielt die Milcherzeugung aber weiter eine bedeutende Rolle. Nirgendwo sonst in NRW werden so viele Kühe gehalten wie im Kreis Kleve.
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Rückhalt gab es durch zumindest ziemlich stabile Preise, sonst wäre die wirtschaftliche Bilanz noch schlechter ausgefallen. Pro Liter konventioneller Rohmilch bekamen die Landwirte im vergangenen Jahr nahezu unverändert knapp 33 Cent von den Molkereien. Das war spürbar mehr als in den Krisenjahren 2009 (25.56 Cent) und 2016 (knapp 27 Cent). Bei der Landesvereinigung erwartet man, dass der Milchpreis demnächst vielleicht noch etwas zulegen kann, zumindest aber nicht einbricht. Die Preise für Butter und Milchfett zogen bereits seit Oktober etwas an.
Konkurrenz durch Milchimitate auf pflanzlicher Basis
Verbraucher müssen bei Milch je nach Produkt und Händler unterschiedlich tief ins Portemonnaie greifen. In Lebensmittelmärkten waren es laut einer Erhebung der Landesvereinigung zuletzt je Liter zwischen 65 Cent (konventionelle Frischmilch) und 1,69 Euro (Bio-Heumlich). Deutschlandweit geht der Milchdurst etwas zurück. Lediglich Bio-Trinkmilch (+8,7%) und Weide-Milch (+12,9%) legen zu, bleiben gemessen am Gesamtmarkt aber Nischenprodukte. Konkurrenz kommt von Milchimitaten auf Pflanzenbasis (zum Beispiel Hafermilch), deren Absatz um rund ein Drittel zulegt, freilich auf insgesamt niedrigem Niveau.
Die Bauernproteste der vergangenen Wochen und Monate hat man bei der Landesvereinigung aufmerksam verfolgt. Hans Stöcker, der rheinische Vorsitzende von Milch NRW, mahnte, die Landwirtschaft nicht mit neuen Umweltauflagen zu überfordern. Die Nachfolge-Generation werde es sich schwer überlegen, ob sie einen Hof übernehme. Auch Geschäftsführer Schmidt sagt einen noch weiter verschärften Strukturwandel voraus. Dabei habe man schon jetzt einen ziemlichen Umbruch hinter sich: „Noch 1980 gab es in Nordrhein-Westfalen fast 40.000 Erzeuger und 250.000 Milchkühe mehr.“