An Rhein und Ruhr. Der Dürresommer 2018 hat deutliche Spuren in den Bilanzen der Landwirte in NRW hinterlassen. Die Milchbauern waren besonders betroffen.
Bauernproteste und kein Ende: An diesem Samstag (7. Dezember 2019) sollen nrw-weit Mahnfeuer brennen. Aufgerufen hat einmal mehr die Bewegung „Land schafft Verbindung“. Und bereits an diesem Freitag demonstrierten Bauern vor der Hauptsammlung der Landwirtschaftskammer im westfälischen Bad Sassendorf. Der Berufsstand fürchtet neue Umweltauflagen und finanzielle Belastungen. Eine aktuelle Erhebung der Landwirtschaftskammer zeigt: Die Betriebseinkommen in NRW sind im Wirtschaftsjahr 2018/2019 im Schnitt um fast ein Viertel zurückgegangen.
Eine routinemäßige Stichprobe bei 711 Haupterwerbsbetrieben kam für das von Sommer (1. Juli 2018) bis Sommer (30. Juni 2019) währende Wirtschaftsjahr auf einen Unternehmensgewinn von durchschnittlich nur 47.280 Euro – ein Minus von 24.2 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. „Von dem Geld müssen noch private Steuern und Altersvorsorge bezahlt werden“, erklärte Kammersprecher Bernhard Rüb auf Nachfrage der Redaktion. Für Zukunftsplanung, sprich: Investitionen, bleibe da nichts.
Kartoffel und Rüben litten unter der Dürre im Jahr 2018
Die Stichprobe gilt als repräsentativ. Einmal mehr gab es deutliche Unterschiede. Besonders hart traf es Milchviehbetriebe. Bei ihnen lag der Rückgang im Dürresommer 2018 im Schnitt bei satten 37%, im Einzelfall sogar bei etwas über 50%. Auf den Weiden wuchs kaum oder gar kein Futter, Kühe gaben etwas weniger Milch. Altkühe wurden vorzeitig geschlachtet, weil eben nicht genug Futter vorhanden war.
Mit einem Minus von etwas mehr als 11 % kamen Schweinehalter mit einem blauen Auge davon. Der Exportboom nach China sorgte für gute Preise, im laufenden Jahr sind sie sogar noch besser. Beim Ackerbau legte der Unternehmensgewinn im Schnitt sogar um 11 % zu, vor allem dank der deutlich gestiegenen Getreidepreise. Die Erträge bei Kartoffeln und Rüben hingegen hatten im Dürresommer 2018 stark gelitten.
Die Ernte des laufenden Kalenderjahres ist in der Stichprobe der Kammerprüfer noch nicht berücksichtigt – mit 7,7 Tonnen pro Hektar lag sie NRW-weit nur knapp unter dem langjährigen Durchschnitt. Wegen der Trockenheit auch in diesem Jahr gab es aber deutliche Unterschiede je nach Region.
Sorge vor Übergreifen der Afrikanischen Schweinepest
Die Entwicklung steht auf tönernen Füßen. Sollte die Afrikanische Schweinepest auf Deutschland übergreifen, dürfte es mit den guten Preisen für Schweinefleisch von jetzt auf gleich vorbei sein. Infizierte Wildschweine wurden zuletzt in Westpolen, 40 Kilometer vor der deutschen Grenze, entdeckt. Und im Ackerbau haben die Rübenlandwirte angesichts schlechter Preise und Konkurrenzdruck aus dem Ausland große Probleme. Gerade am Niederrhein spielt der Rübenanbau eine wichtige Rolle.
„Die Stimmung unter Deutschlands Landwirten ist angespannt“, sagte Kammerdirektor Martin Berges auf der Versammlung in Bad Sassendorf. Vielen Landwirten sei „durchaus bewusst, dass sie an dem ein oder anderen Problem beteiligt sind“. Die Sorge um ihren Betrieb treibe sie aber auf die Straße. Berges, der für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt wurde, mahnte Planungssicherheit und Perspektiven für die Landwirtschaft an. Die Tierbestände in NRW gingen seit drei Jahren zurück. Die Neu-Investitionen in Tierhaltung befänden sich auf einem historischen Tiefstand.
Zahlreiche Feuer am Niederrhein geplant
Die Rheinischen Bauern wollen die Mahnfeuer an diesem Samstag (ab 17 Uhr) als „Zeichen für die Sorgen und Nöte der Landwirte“ verstanden wissen. Der Verband unterstützt den Aufruf der Bewegung „Land schafft Verbindung“ Am Niederrhein soll es Feuer geben zum Beispiel vor der Messe Kalkar, in Sonsbeck auf dem Markt, in Rheurdt an der Ecke Sevelener Straße/Am Tewesenweg, in Kempen an den Ausfallstraßen der Stadt, im Außenbereich von Grefrath und in Willich am Schwarzen Pfuhl. Im Ruhrgebiet ist zum Beispiel ein Feuer auf dem Buchholzhof geplant.