Am Niederrhein. . Der Rhein führt seit Monaten Niedrigwasser, die sinkenden Pegel sind auf Rekord-Kurs. Die Werte weichen stark voneinander ab: Was sagen sie aus?

Der Wasserstand im Rhein ist auf Rekord-Kurs. Die Pegel sinken - und ein Ende ist nicht abzusehen. Aber wie kann es sein, dass der Rheinpegel in Emmerich jüngst bei 26 Zentimetern lag, in Duisburg-Ruhrort hingegen bei 175 Zentimetern? "Pegel-Werte sind relativ", würde wohl Albert Einstein sagen. Und: der Pegel sagt nicht direkt aus, wieviel Wasser noch im Rhein ist.

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Im Bereich des Wasserstraßen- und Schiffahrtsamts Rhein in Duisburg werden sieben verschiedene Pegel beobachtet, zwischen Bonn und Emmerich. Gewässerkundler Jan Böhme treiben die besonders niedrigen Pegel derzeit noch keine Sorgenfalten auf die Stirn. Bis es für die Frachtschifffahrt auf dem Rhein im Bereich des Niederrheins wirklich kritisch werden würde, müsste der Rhein deutlich weniger Wasser führen, als er es jetzt tut. Werte wie jetzt seien "eigentlich normal für die Jahreszeit".

Fahrrinne im Rhein ist derzeit mindestens zwei Meter tief

Grundsätzlich gilt: Beim derzeitigen niedrigen Wasserstand ist die Fahrrinne im Rhein zwischen Bonn und Düsseldorf mindestens zwei Meter tief, im Bereich zwischen Duisburg und Emmerich sind es sogar 2,20 Meter. Frachtschiffe könnten allerdings nicht mehr voll beladen verkehren, je nach Schiffstyp könnte ihr Tiefgang voll beladen bei bis zu 4,50 Meter liegen. Kritischer ist die Lage im "Gebirge", etwa im Bereich Mainz, Mannheim oder Speyer, wo der Wasserstand in der Fahrrinne aktuell deutlich unter zwei Meter liege.

Die Pegel-Werte gelten jeweils nur für einen bestimmten Rhein-Abschnitt. Der Pegel Duisburg-Ruhrort etwa wird ermittelt für die 31 Rhein-Kilometer von Krefeld bis Orsoy, der Pegel Emmerich ist Berechnungsgrundlage für den Bereich Rees bis zur niederländischen Grenze und gilt für gut 20 Rhein-Kilometer.

Wie sich der Wasserstand in der Fahrrinne berechnen lässt

Für Rheinschiffer ist der jeweilige aktuelle Pegelwert notwendig, um zu berechnen, wie tief die Fahrrinne jeweils ist und wieviel Ladung ein Schiff aufnehmen darf, erklärt Böhme. Dabei ist für jeden Pegel-Bereich ein "gleichwertiger Wasserstand" definiert, der sich an 2,80 Meter Wassertiefe in der Fahrrinne orientiert. Um den aktuellen Wasserstand der Fahrrinne zu berechnen, muss man die jeweilige Differenz zwischen Pegel-Wert und gleichwertigem Wasserstand ermitteln und vom Pegelwert abziehen.

Bei jedem der Pegel-Stellen gilt: Es ist noch jede Menge Wasser in der Fahrrinne, erklärt Böhme. Das gibt auch Antwort auf die eingangs gestellte Frage: Am Pegel Emmerich muss man zum Pegelwert noch 1,96 Meter Wasserstand hinzurechnen - "das ergibt den dortigen Mindestwasserstand in der Fahrrinne", sagt Böhme. Am Pegel Düsseldorf sind 1,53 Meter hinzuzurechnen. Am Pegel Duisburg-Ruhrort sind es 47 Zentimeter.

>> Info: "Elwis" zeigt die Pegel an

Die aktuellen Pegel-Werte lassen sich auf dem Online-Portal Elwis beobachten. Der Pegelwert wird rund um die Ruhr im Viertelstunden-Rhythmus ermittelt. Messmethoden reichen vom herkömmlichen System mittels Schwimmer bis zu Radarmessungen. (dae)