Wesel/Hamminkeln. Nach den Überschwemmungen in den Kreisen Wesel und Borken haben Hunderte Hochwassergeschädigte Soforthilfe vom Land NRW beantragt. Frist läuft ab.
- Großteil der Anträge wurden im Kreis Wesel gestellt
- Kreis Wesel hat bereits knapp eine Million Euro Soforthilfe bewilligt
- Provinzial-Versicherung beziffert Starkregen-Schäden auf 20 Millionen Euro
Es war ein "Jahrtausend-Hochwasser" - genau genommen waren es sogar zwei: Selten heftige Regenfälle zwischen dem 31. Mai und 8. Juni hatten in mehreren Orten in den Kreisen Wesel und Borken Überschwemmungen zur Folge. Vor allem Hamminkeln drohte vom Hochwasser der Issel zeitweilig überflutet zu werden, auch in Hünxe, Schermbeck, Sonsbeck, Wesel und Xanten war vielerorts 'Land unter'. Fünf Wochen nach den Unwettern läuft an diesem Freitag die Frist ab, Soforthilfe vom Land NRW zu beantragen. Die Bilanz zeigt: Die wirtschaftlichen Schäden sind enorm.
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Nach Auskünften aus den beiden Kreisverwaltungen haben Unwettergeschädigte bis zum Freitag beim Land Soforthilfe über insgesamt gut 2,05 Millionen Euro beantragt. 510 der insgesamt 627 gestellten Anträge kamen aus dem Kreis Wesel, teilte eine Kreissprecherin auf Anfrage mit. Insgesamt wurden dort Anträge auf zusammen 1,628 Millionen Euro Hilfsmittel vom Land gestellt; 922.000 Euro seien dort bereits bewilligt worden.
Versicherer meldet 20 Millionen Euro Schadenhöhe
Das Geld ist gedacht für Betroffene, deren Hochwasserschäden nicht durch Versicherungen gedeckt sind. Für Privathaushalte musste dazu nachgewiesen werden, dass dort mindestens 5000 Euro Schaden entstanden waren, bei Landwirtschaft und Kleinbetrieben waren mindestens 10.000 Euro Schaden Bedingungen. Die Höhe der Soforthilfe wurde gedeckelt: für Privathaushalte sollte es höchstens 2500 Euro geben, für landwirtschaftliche Betreibe und Kleingewerbe sollte je Fall 5000 Euro zur Verfügung gestellt werden. Ein Rechtsanspruch wurde ausgeschlossen.
Gut fünf Wochen nach der Unwetterserie, die über 14 Tage dauerte, bilanziert die Versicherung Provinzial Rheinland etwa 9000 Schadenmeldungen in NRW. "Besonders betroffen waren der Niederrhein, der Süden von Bonn mit Grafschaft und Wachtberg sowie das Ahrtal. Die gesamte Schadenhöhe liegt hier bei etwa 20 Millionen Euro", sagte Sprecher Christoph Hartmann auf Anfrage.
Juni-Unwetter so teuer wie Pfingst-Sturm "Ela"
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Deutlich mehr Schäden hatten jedoch Unwetter "Lea" am 23. und 24. Juni in der Region verursacht: 14.400 Schadensmeldungen wurden gezählt, der Gesamtschadenaufwand für die Provinzial wird auf etwa 40 Millionen Euro geschätzt. Dabei wurden durch heftigen Hagel besonders in Kevelaer am linken Niederrhein und in den Bereichen Heinsberg, Mönchengladbach und Erkelenz zusammen 5000 Autos beschädigt: "Im Moment sind deswegen in Kevelaer und Mönchengladbach noch bis Ende Juli Sammelbesichtigungs- bzw. Regulierungsaktionen", sagte Hartmann.
Im Vergleich liegen die Unwetter von Ende Mai und Juni nach Berechnung der Provinzial damit mit Blick auf die Schadenssumme auf gleicher Höhe wie das verheerende Unwetter "Ela" an Pfingsten 2014. Im Juli 2015 führte Unwetter "Siegfried" alleine bei der Provinzial zu über 30 Millionen Euro Schadenssumme.