Unwetter führten zu Schäden in Millionenhöhe in NRW
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Dinslaken/Essen.. Nach den jüngsten Unwettern in NRW fängt nun die Arbeit für Versicherungen an. Nicht wenige Geschädigte bangen, auf ihrem Schaden sitzen zu bleiben.
Die Notrufnummer 112 war "dauerbesetzt" und das Wasser lief schwallartig ins Schlafzimmer, zwischen Fensterbank und Mauerwerk hindurch: Die vergangene Woche wird Werner Möller (Namen geändert) in Dinslaken nicht vergessen - wie viele in der Nachbarschaft. Starkregen hatte die Keller und Souterrain-Räume zahlreicher Wohnhäuser im Stadtteil Bruch unter Wasser gesetzt - innerhalb von nur einer Stunde. Möller schätzt seinen Schaden auf "mindestens 7000 Euro". Er bangt nun nicht nur, dass seine Versicherung etwas von den Kosten übernimmt - er hat Sorge, dass ihm die Versicherung deshalb kündigt.
Kreis Wesel "dankt allen für ihren unermüdlichen Einsatz"
Im Kreis Kleve stehen auch am Montag noch zahlreiche Felder unter Wasser. Besonders heftig hatte es etwa in Uedem-Bruch, Kevelaer und Rees gegossen. 400 Unwettereinsätze zählte man in der Kreisleitstelle zwischen Mittwoch und Sonntag - und 110 Notrufe, "die wir für den Kreis Wesel erledigt haben", sagt eine Sprecherin. Im Kreis Wesel galt bis ins Wochenende Katastrophenalarm. Auch jetzt liefen noch Unwetter-Einsätze, inzwischen aber koordiniert ohne Krisenstab. "Wir bedanken uns bei allen Rettungs- und Einsatzkräften und allen engagierten Bürgern für ihren unermüdlichen Einsatz", teilte der Kreis am Montag auf seiner Internetseite mit.
Unwetter in der Region
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669 Hochwasser-Einsätze hat man im Kreis Wesel von Mittwoch bis zum Wochenende gezählt, 308 davon alleine im Ort Hamminkeln, der zweitweise abzusaufen drohte. Bis zu 1100 Einsatzkräfte waren zeitgleich im Einsatz; Aufgaben reichten vom Keller leerpumpen bis zum Sandsäcke häufen. Während die Feuerwehr in Sonsbeck 178- und in Xanten 148-mal ausrücken musste, gab es in Wesel nur 5 Unwetter-Einsätze; in Neukirchen Vluyn gar nur einen.
Viele verzichteten auf eine Elementarschaden-Versicherung
Die Unwetter kommen manchen Betroffenen teuer - die erst danach merkten, dass ihre Versicherungspolice solche "Elementarschäden" nicht abdeckt: "Viele Kunden haben auch bewusst auf eine Elementarschaden-Versicherung verzichtet, weil sie nicht damit gerechnet hatten, das uns mal solche Unwetter treffen", sagt Elisabeth Busch von einem Versicherungsmaklerbüro in Hamminkeln. Das letzte bemerkenswerte Issel-Hochwasser muss 1998 gewesen, heißt es beim Kreis Wesel. Experten prognostizieren, dass sich Unwetter-Ereignisse in den kommenden Jahren und Jahrzehnten noch häufen werden.
Beim Gesamtverband der Versicherungen warnt man vor solchen "Irrtümern": "Bei der Flut 2013 an Donau und Elbe entstanden 85 Prozent der versicherten Schäden abseits der großen Flüsse – also eben genau nicht an den Häusern mit Flusspanorama", heißt es im "Naturgefahrenreport 2015". Auch sei es nach erlittenen Wetter-Kapriolen nicht schwieriger, eine solche Versicherung abzuschließen, behauptet der GDV, und: "99 Prozent der Gebäude in Deutschland können gegen Naturgefahren versichert werden". Gleichwohl ist von Versicherungsmaklern zu hören, dass man etwa in unmittelbarer Nähe von großen Flüssen wie dem Rhein wohl nur sehr schwer und wenn, dann nur teuer Elementarschäden-Versicherungen bekommt. Auch gehen manche davon aus, dass die Prämien bei Gebäudeversicherungen nach den jüngsten Unwettern insgesamt weiter steigen dürften.
Werner Möller hat für sein Haus in Dinslaken-Bruch auch Elementarschäden abgedeckt, also Schäden durch Starkregen, Überschwemmung oder Wasser-Rückstau - eigentlich. Erst vor kurzem musste er sich mit Wasser im Souterrain herumärgern, weil Wasserleitungen mehrfach leckten. Die dafür abgeschlossene Gebäudeversicherung kam für den Schaden und die Renovierung auf. Jetzt muss das Souterrain erneut renoviert werden, seit Tagen lässt Möller Trockengeräte laufen. "Ich habe der Versicherung angeboten, das in Eigenarbeit zu erledigen", sagt Möller. Er wartet noch auf Antwort.
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