Berlin. Auch wer mit einer an Covid erkrankten Person zusammenlebt, kann eine Corona-Infektion vermeiden. Eine neue Studie zeigt, was hilft.
- Die Corona-Inzidenz liegt aktuell bei über 1000
- In vielen Familien gibt es Infektionen
- Mehrere Maßnahmen helfen, eine Ansteckung zu vermeiden
Lebt im eigenen Haushalt eine mit dem Corona-Virus infizierte Person, können Schutzmaßnahmen weitere Familienmitglieder oder Partner vor einer Ansteckung bewahren. Das ist Ergebnis einer Studie der Universitätsmedizin Halle (Saale). Die Ergebnisse sind im Fachjournal „Infection“ erschienen.
In die aufwändige Untersuchung waren 262 Haushalte mit 662 Personen, davon 122 Kinder, einbezogen worden. Etwa zwei Drittel der Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer waren mindestens dreifach geimpft, zwölf Prozent hatten bis zum Zeitpunkt der Infektion noch keine Impfung erhalten. Die Haushalte hatten die Universitätsmedizin Halle von Mitte bis Ende 2022 sofort nach Auftreten einer Infektion mit der Omikron-Variante von Sars-CoV-2 informiert. Anschließend bekamen sie Testkits für Blutproben, Symptomtagebücher und den Zugang zu einem Online-Fragebogen zugeschickt.
Auch interessant
Ziel der Studie war es, zu untersuchen, wie sich das Ansteckungsrisiko im eigenen Haushalt nach einer Impfung oder Infektion mit der Zeit verändert. In dem Zusammenhang fragten die Forscherinnen Bianca Klee und Sophie Diexer vom Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik auch nach möglichen Maßnahmen, die die Haushalte zum Schutz nicht infizierter Personen ergriffen hatten.
Corona: Maßnahmen vor allem im Zwei-Personenhaushalt umsetzbar
155 Haushalte gaben an, mindestens eine vorbeugende Maßnahme umgesetzt zu haben, mehrfache Nennungen waren möglich.
- Die meisten hielten Abstand und lebten in den Tagen nach Auftreten der Infektion sogar in verschiedenen Räumen (124).
- 110 trugen einen Mund-Nasen-Schutz
- 83 aßen zu getrennten Zeiten
- 93 desinfizierten Hände oder Oberflächen.
„Welche Maßnahme am effektivsten geholfen hat, konnten wir aufgrund der geringen Fallzahl nicht im Detail analysieren und identifizieren“, sagt Bianca Klee im Gespräch mit dieser Redaktion. Generell aber konnte berechnet werden, dass das Infektionsrisiko um 68 Prozent höher war, wenn keine Schutzmaßnahmen ergriffen wurden. „Dies galt vor allem in Zwei-Personen-Haushalten. In diesen fällt es wahrscheinlich auch leichter, Schutzmaßnahmen umzusetzen als in einem Haushalt mit mehreren Kindern“, so Klee.
Die Annahme, dass sich Menschen im Fall einer Corona-Infektion im Haushalt in jedem Fall anstecken, trifft also laut Studie nicht zu: „Anhand unserer Ergebnisse würden wir sagen, dass es durchaus Sinn macht, sich im Fall einer Infektion im Haushalt an bestimmte Schutzmaßnahmen zu halten“, erklärt Bianca Klee.
- Aktuelle Lage: Corona-Varianten und Symptome im Überblick
- Corona-Variante: Auffälliges Symptom bei XEC – „Scheint die Menschen umzuhauen“
- Herbstwelle kommt: Alarmierende Studie zu neuer Corona-Variante
- Corona-Aufarbeitung: RKI-Files geleakt: Alter Spahn-Satz gerät wieder in den Fokus
- Medikament: Corona: Warum Ihr Arzt Ihnen kein Paxlovid verschreibt
Infektionsrisiko variiert je nach Stärke der Symptome
Zur Kernfrage der Studie, wie sich das Ansteckungsrisiko im Haushalt nach Infektion oder Impfung im Zeitverlauf verändert, kamen die Wissenschaftlerinnen zu folgendem Ergebnis: Das Risiko, sich innerhalb eines Haushalts mit der Omikron-Variante zu infizieren betrug insgesamt etwa 58 Prozent. Kurz nach einer Impfung oder Infektion liegt es den Angaben zufolge bei etwa 20 Prozent und steigt innerhalb eines Jahres kontinuierlich auf rund 80 Prozent an.
Auch interessant
Und: Das Ansteckungsrisiko war bei Kindern und Jugendlichen sowie bei einer Infektion mit nur leichten Symptomen geringer. Kinder und Jugendliche seien keine Treiber der Infektion, sagt Klee. Bei ihnen falle der Anstieg des Ansteckungsrisikos über die Zeit geringer aus. „Auch zwölf Monaten nach der letzten Infektion oder Impfung beträgt die Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken, bei ihnen nur 40 Prozent“, so Klee. „Und das ist anders als bei der Grippe, bei der Kinder das Infektionsgeschehen durchaus vorantreiben.“
„Allerdings konnten wir nur wenige Kinder in die Studie einbeziehen, sodass diese Ergebnisse mit einer größeren Unsicherheit behaftet sind“, so die Wissenschaftlerin weiter. Sie deckten sich aber mit früheren Untersuchungen, die sich mit anderen Varianten als Omikron befasst hätten.