Berlin. Samsung hat einen Ring herausgebracht, der den Schlaf tracken kann. Aber schläft man dadurch tatsächlich besser? Wir haben den Test gemacht.

  • Wer Probleme in seinen Schlafgewohnheiten erkennen möchte, dem sollen Schlaf-Tracker helfen
  • Wir haben den neuen Samsung Galaxy Ring getestet für zwei Wochen getestet
  • Dabei gibt es vor allem einen zentralen Punkt, der negativ auffällt

Leichter einschlafen, ohne Beschwerden durchschlafen und erholt aufwachen. Was so banal klingt, bleibt für Millionen Menschen mit Ein- oder Durchschlafproblemen – um im Bild zu bleiben – ein unerfüllter Traum. Abhilfe versprechen sich immer mehr Geplagte von tragbaren Helferlein, die nachts den Schlaf tracken und morgens auf dem Handybildschirm die Schlafqualität anzeigen. Auch gesundheitsbewusste Schlafoptimierer greifen gern zu.

Den Anfang machten vor Jahren Smartwatches und Fitnesstracker. Doch die ganze Nacht eine Uhr am Handgelenk tragen, stört viele Nutzer – ich gehöre dazu. Dezentere Schlaftracker sind dagegen smarte Ringe. Sie können – wie auch die Smartwatch – natürlich viel mehr als nur den Schlaf analysieren, zum Beispiel 24 Stunden lang Vitalwerte und Sporteinheiten aufzeichnen.

Als erster großer Technikkonzern hat Samsung kürzlich seinen eigenen Smartring auf den Markt gebracht: den Galaxy Ring. Im Rundum-Test von IMTEST konnte der Neuling mit der Note 1,9 („gut“) bis auf wenige Schwächen überzeugen. Fazit: Das Gesamtpaket macht ihn „zum bislang mit Abstand besten Ring“.

Aber wie trägt sich der Galaxy Ring im Bett? Wie schlägt sich der Smartring bei der Schlafüberwachung im Zusammenspiel mit Samsungs zugehöriger „Health“-App? Und lohnen sich knapp 450 Euro für jene, die vor allem ihren Schlaf verbessern und möglichen Schnarchproblemen auf die Spur kommen wollen? Nach zwei Wochen im Selbsttest fällt das Fazit nicht durchweg traumhaft aus.

Samsung Galaxy Ring: Wie ist der Tragekomfort am Finger?

Der Samsung Galaxy Ring macht optisch eine gute Figur. Gefertigt ist er aus Kunststoff mit dünner Titanschicht. Käufer haben die Wahl zwischen drei Farben: Gold (glänzend), Schwarz und Silber (beide matt). Der silberne Ring wurde vom Hersteller für die Dauer des Tests zur Verfügung gestellt. Diese Farbvariante lässt sich auch im Alltag gut tragen. Die Oberfläche ist nach innen leicht gewölbt und mit 2,6 Millimeter nicht zu dick. Auf der Innenseite sitzen die Sensoren, die durchgehend die wichtigsten Vitalfunktionen messen. Samsungs Ring ist mit 2,3 bis 3 Gramm (je nach Ringgröße) auffallend leicht. Das erhöht den Tragekomfort, kann aber weniger hochwertig wirken.

Auch interessant

Samsung empfiehlt das Tragen am Zeigefinger. Der Ring muss möglichst perfekt auf der Haut am Finger sitzen. Einerseits, damit er im Alltag nicht unangenehm schlackert oder gar verloren geht. Andererseits, damit die Licht-Sensoren innen exakt messen können. Weil die passende Größe beim Kauf entscheidend ist, bietet Samsung ein Größen-Probierset aller neun Ringgrößen aus Plastik. Wer keine Möglichkeit hat, in einem Elektronikmarkt die Größen durchzuprobieren, erhält beim Online-Kauf das 10 Euro teure Set zugeschickt. Beim Ringkauf wird der Betrag verrechnet. Größe US 9 passte an meinem Zeigefinger optimal.

Tipp: Die bevorzugte Probier-Größe vor dem Kauf ein bis zwei Tage am Stück tragen, der Fingerumfang kann sich je nach Tageszeit und Temperatur ändern. Nach zwei Wochen im Alltag zeigten sich am Ring keinerlei Kratzer oder Abnutzungsspuren. Allerdings sollten Träger vorsichtig sein, wenn sie mit Ring am Finger etwa Kisten tragen, klettern oder mit Hanteln trainieren wollen.

In der Nacht – darum soll es hier gehen – trägt sich das Technik-Schmuckstück deutlich angenehmer als ein Smartwatchgehäuse am Handgelenk. Theoretisch lassen sich Smartring und Smartwatch – etwa Samsungs Galaxy Watch – auch gleichzeitig tragen. In dem Fall wird das vom Smartphone erkannt und es werden die Messdaten der Uhr bevorzugt, was den Akku des Rings schont. Ringkäufer werden jedoch nachts mutmaßlich keine Uhr tragen, weil das den Komfortvorteil zunichtemacht.

Samsung Galaxy Ring: 14 Tage Schlaftracking am Finger

Kann der Galaxy Ring oder ein ähnliches Modell die Schlafqualität verbessern? Pauschal belegen lässt sich das nicht. Doch allein die Anschaffung eines Smartrings und das bewusste Tragen Tag und Nacht hat einen Effekt, zumindest mal im Kopf: Ich beschäftige mich aktiv mit meiner Gesundheit – und mit meinem Schlaf. Schlafe ich im Durchschnitt ausreichend lang? Wann gehe ich ins Bett, wann stehe ich auf, wie ausgeruht und energiegeladen fühle ich mich dabei? Der morgendliche Blick auf die Auswertung in der Health-App macht einem das wichtige Thema Schlaf bewusster.

Auch interessant

Samsungs umfangreiche Health-App listet alle wichtigen Messwerte des Rings aus der Nacht übersichtlich auf – von Herzfrequenz über Blutsauerstoffsättigung bis Hauttemperatur. Zusätzlich schätzt die Software auf Basis der Ruhephasen und Bewegungen in der Nacht, wie viel tatsächliche Schlafzeit vergangen ist und welchen Anteil die einzelnen Schlafphasen – Wachzeit, Leichtschlaf, Tiefschlaf und Traumschlaf (REM) – ausgemacht haben.

Der Samsung Galaxy Ring in Silber sitzt am linken Zeigefinger.
Am Zeigefinger soll der Galaxy Ring laut Samsung die besten Ergebnisse liefern. © ZRB | Maik Henschke

Die Erkenntnis, während der zwei Wochen stets, wie empfohlen, zwischen 7 und 8 Stunden geschlafen zu haben, vermittelt ein gutes Gefühl. Andernfalls hat man es schwarz auf weiß, falls man etwa durch Schichtdienst oder lange Abende vor den Bildschirm dauerhaft zu wenig Schlaf bekommt. Verblüffend, wie sehr die gefühlte Schlafqualität von der angeblich gemessenen abweichen kann.

Schlafwert beim Galaxy Ring: Der Löwe in dir

Der erste Blick am Morgen fällt auf den „Schlafwert“. Mit dieser Punktzahl – 85 bis 100 stehen für „ausgezeichnet“ – bewertet Samsungs Algorithmus aus allen gesammelten Werten die Schlafqualität. Motivierend: Nach rund einer Woche ordnet die App dem Träger ein Tier zu, in meinem Fall der Löwe. Das Tier drückt aus, welchem Schlaftyp man entspricht, wo man damit im Vergleich zur Altersgruppe steht und wo Gesundheitsrisiken lauern könnten. Als Anreiz vergibt die App Abzeichen für gute Werte und Fortschritte beim Schlafverhalten.

Auch interessant

In kurzen Lern-Häppchen bietet die App jede Menge Erklärstücke und Verbesserungstipps rund ums Thema Schlaf – das hilft enorm beim Dranbleiben. Nach spätestens einer Woche wird das Schlaftracking mit dem Galaxy Ring zur Gewohnheit. Gerade Menschen ohne viel Hintergrundwissen entdecken spielerisch und motivierend, welche enorme Wirkung ausreichender, regelmäßiger Schlaf auf die Gesundheit und letztlich auf unser Altern besitzt.

Anders als die Smartwatch, die alle zwei bis drei Tage an den Strom muss, hielt der Ring im Test problemlos eine Woche durch. Der Hersteller spricht je nach Ringgröße von 6 oder 7 Tagen Akkulaufzeit – das ist realistisch. Zum Aufladen lege ich den Ring in die optisch ansprechende Ladeschatulle aus durchsichtigem Kunststoff. Eine kreisrunde Ladeanzeige mit LED-Licht zeigt an, wann Ring oder Ladecase wieder an den Strom müssen.

Schlaftracking mit dem Galaxy Ring: Nicht alles traumhaft

Gemessen an der Smartring-Konkurrenz bietet der Samsung-Neuling einen vergleichbaren Funktionsumfang mit insgesamt besserer App. Kleine Schwächen verhindern dennoch ein traumhaftes Ergebnis:

  • Beim Tragen im Dunkeln ist das helle Licht der innenliegenden Sensoren deutlich zu sehen – trotz passender Ringgröße. Das grüne Schimmern kann beim Einschlafen und kurzen Wachphasen einen selbst oder die Person daneben stören. Den Ring ständig abzudecken, kann Unruhe verursachen.
  • Der Smartring besitzt weder Anzeige noch Bedienelemente. Will man schnell etwas ablesen oder einstellen, muss stets das Handy zur Hand genommen werden.
  • Wünschenswert wäre eine Weckfunktion per Vibration. So könnte der Ring einen angenehm summend aus dem Schlaf wecken, ohne, dass andere mitgeweckt werden. Eine Bezahlfunktion per NFC wäre ebenfalls sinnvoll.
  • Die richtige Ringgröße ist entscheidend für Tragekomfort und genaue Messungen. Anders als beim Schmuckring vom Juwelier sind Anpassungen im Nachhinein unmöglich.
  • Der Galaxy Ring lässt sich ausschließlich mit Android-Handys koppeln und verlangt ein Samsung-Nutzerkonto. iPhone-Nutzer sind ausgeschlossen.

Sonderfall Schnarch-Überwachung per Galaxy Ring

Im Normalfall muss für das Schlaftracking per Smartring das Smartphone nicht in der Nähe liegen. Denn auch das kann beim Ein- oder Durchschlafen stören. Stattdessen überspielt der Ring alle Messwerte in die App, sobald am Morgen das Handy angeschaltet wird. Ausnahme ist, wenn man die Schnarcherfassung der Health-App nutzen möchte.

Auch interessant

Der Galaxy Ring besitzt kein Mikrofon. Für das Schnarchtracking muss daher das Smartphone mit Mikrofon während des Schlafs auf Kopfhöhe liegen, auf dem Nachttisch oder der Matratze. In der Schlafanalyse zeigt die App dann, wann und wie häufig in der Nacht ein Schnarchen erkannt wurde. Im Nachgang lassen sich die Schnarcher auf Wunsch anhören. Was für viele – auch für mich – völlig neue Einsichten ermöglicht. Sein eigenes Schnarchen kann niemand hören. Beheben kann der Smartring ständiges Schnarchen natürlich nicht. Doch die Schnarchaufzeichnung lässt sich mit dem Arzt abklären. Samsung versichert, dass alle Aufnahmen auf dem Gerät verbleiben und gelöscht werden können.

Stärken:

  • + Hochwertige Optik und passender Sitz (bei korrekter Größe)
  • + Umfangreiche „Health“-App
  • + Gute Auswertung und Schlaf-Tipps
  • + Hochwertige Lade-Schatulle mit Ladeanzeige
  • + Keine zusätzlichen Abo-Kosten

Schwächen:

  • - Sehr hoher Preis
  • - Einige nützliche Funktionen fehlen, wie Vibration oder Bezahlfunktion
  • - Funktioniert nicht mit iPhones
Der Samsung Galaxy Ring in Silber hat auf der Innenseite Gesundheitssensoren.
Beim Samsung Galaxy Ring sitzen auf der Innenseite sie Gesundheitssensoren. Sie messen mithilfe von Lichtimpulsen etwa Puls oder Blutsauerstoffsättigung. © ZRB | Maik Henschke

Fazit: Lohnt sich der Samsung Galaxy Ring als Schlaftracker?

Der größte Kritikpunkt am Samsung Galaxy Ring ist der Preis. Mit 449 Euro verlangt Samsung für sein neues Wearable so viel wie für eine vollwertige Smartwatch. Die bringt anders als der Ring eine vollwertige Anzeige, Musik- und Bezahlfunktion sowie weitere Annehmlichkeiten mit. Vergleichbare Smartrings kosten zwischen 300 und 400 Euro. Allerdings kommt bei Samsung vorerst keine monatliche Gebühr hinzu. Marktführer Oura etwa verlangt rund sechs Euro monatlich.

Abgesehen vom Preis legt Samsung trotz kleiner Kritikpunkte einen gelungenen Einstieg in die Smartring-Welt hin. Tragekomfort, Akkulaufzeit und Funktionsumfang der App überzeugen. Wem Schlaftracking wichtig ist, der erhält für die Nacht eine sinnvolle, wenn auch abgespeckte Alternative zur unbequemeren Smartwatch. Solange der Preis aber nicht sinkt, dürfte die Mehrheit mit einer ausgereiften Smartwatch besser fahren – und sich für die Nacht lieber ein bequemes Armband zulegen.