Berlin. Eine Herzdruckmassage kann nach einem Badeunfall oder Blitzschlag lebenswichtig sein. Nicht alle trauen sich. Ein Experte gibt Rat.
Es kann bei einem Badeunfall passieren oder wenn jemand vom Blitz getroffen wird: Liegt jemand mit einem Herzstillstand auf dem Boden, dann geht es um Leben und Tod. Was sollte man jetzt machen? Einfach nichts? „Das ist das Falscheste“, sagt der Verkehrs- und Unfallforscher Siegfried Brockmann. In so einer Situation sei alles besser als keinen Wiederbelebungsversuch zu starten. Doch leider wisse laut Brockmann man kaum jemand, wie eine Herzdruckmassage ginge. Ein Umstand, den der Experte jetzt ändern möchte.
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Brockmann ist Geschäftsführer Verkehrssicherheit und Unfallforschung bei der Björn-Steiger-Stiftung, die sich für ein besseres Rettungswesen einsetzt.
Rettung nach Herzstillstand: Sekunden können über Leben und Tod entscheiden
Das Problem: Manchmal bleiben für genau diese Rettung nur wenige Minuten. Schon innerhalb von drei bis fünf Minuten nimmt das Gehirn unumkehrbaren Schaden, weil Sauerstoff fehlt und die Gehirnzellen absterben. Das lässt sich nur vermeiden, wenn die Betroffenen schnell eine Herzdruckmassage bekommen. Im Schnitt benötigt der Rettungsdienst jedoch neun Minuten, um zu den Betroffenen zu gelangen. Deshalb ist es um so wichtiger, dass jeder und jede in der Bevölkerung weiß, wie man eine Herzdruckmassage sachgemäß durchführt.
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Meistens erlernt man das in einem Erste-Hilfe-Kurs, etwa im Zuge der Fahrschule. „Der liegt bei den meisten aber viele Jahre zurück“, sagt Brockmann. In Deutschland keine Pflicht, einen solchen Kurs regelmäßig zu wiederholen. So hätten viele Angst, etwas falsch zu machen und trauten sich nicht, die entsprechenden Rettungsmaßnahmen durchzuführen. Zimperlich darf man dabei auf jeden Fall nicht sein: „Dabei darf es auch krachen“, meint Brockmann, „brechen die Rippen, war die Kraft richtig.“
Herzdruckmassage: So gelingt sie
Brockmann erklärt Schritt für Schritt, was zu tun ist. Bricht jemand zusammen, sollte man als ersten Schritt die Person ansprechen, dann an den Schultern rütteln. Reagiert die Person nicht, ist sie bewusstlos. Als nächste Schritt folgt die Überprüfung der Atmung.
Bewegt sich der Brustkorb nicht, sollte man unbedingt 112 rufen, da ein Kreislaufstillstand vorliegt. Bitten Sie Passanten in der Nähe, die Notrufnummer zu wählen. Beginnen Sie dann sofort mit der Herzdruckmassage.
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Brockmann: „Der oder die Betroffene muss dafür auf einem harten Untergrund liegen. Knien Sie sich seitlich neben die Person. Legen Sie eine Hand über die andere, und drücken Sie dann fest mit den Handballen in der Mitte des Brustkorbes. Setzen Sie die ganze Kraft ihres Körpers ein, damit der Brustkorb etwa ein Drittel eingedrückt wird.“ Das sei sehr anstrengend, weshalb man sich abwechseln sollte, falls noch jemand anderes dabei sei.
Gedrückt werden solle etwa 100-mal pro Minute. Brockmann rät: „Auch wenn es Ihnen nicht passend erscheint, summen Sie „Stayin´ Alive“, den Disco-Song der Bee Gees, oder den Helene-Fischer-Schlager „Atemlos durch die Nacht“. Das ist der perfekte Rhythmus.“ In dem Takt drücke man dann so lange, bis der Rettungsdienst eingetroffen ist.
Alternative: Defibrillator
In Firmen oder an öffentlichen Plätzen hänge allerdings oft auch ein automatischer Defibrillator, der dem Herzen einen Stromstoß versetzen kann, damit es zum alten Takt zurückfindet. Während ein Helfer die Herzdruck-Massage durchführe, könne ein anderer das Gerät holen und vorbereiten. Man müsse nur tun, was es einem sage. Das Gerät gebe Anweisungen, sobald es angeschaltet ist.
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„Sind Puls und Atmung nach seinem Einsatz wieder da, wehrt sich der Patient womöglich sogar. Dann sollten Sie erst einmal nichts weiter machen, aber sehr genau beobachten“, sagt Brockmann. „Manchmal bricht der Kreislauf erneut zusammen, dann muss die Herzdruck-Massage unbedingt fortgesetzt werden.“
Forderung: Erste-Hilfe-Schulung sollte alle zwei Jahre wiederholt werden
In den kommenden Monaten möchte Brockmann eine Tour durch Deutschland unternehmen, um Passanten die Herzdruckmassage an lebensechten Puppen zu erläutern. Und: „Wer einen Führerschein hat, sollte die Erste-Hilfe-Schulung alle zwei Jahre wiederholen müssen. Dafür sollte sie auf die drei wirklich lebensrettenden Maßnahmen am Unfallort reduziert werden. Dazu gehören neben der Herzdruckmassage die stabile Seitenlage, die die Atemwege offen hält und vorm Ersticken schützt. Hinzu kommt der Druckverband, der verhindert, dass jemand mit einer stark blutenden Wunde zu viel Blut verliert.“