Münster. Die Umweltminister von Bund und Länder haben eine neue Strategie gegen Wölfe, die Nutztiere reißen: “Die Strafe folgt auf dem Fuße.“

-- Der Wolf war das zentrale Thema bei der zweitägigen Konferenz der Umweltminister in Münster.

-- Bundesumweltministerin Lemke hat im Oktober Vorschläge zu einem schnelleren Abschuss einzelner Tiere vorgelegt. Nun folgten ihr ihre Kolleginnen und Kollegen aus den Ländern

-- Für Wölfe, die Weidetiere reißen, wird es künftig gefährlich.

Die Umweltministerinnen und -minister von Bund und Ländern haben bei ihrem Treffen in Münster einstimmig per Beschluss Schnellabschüsse von „Problemwölfen“ ermöglicht, die durch das Reißen von Nutztieren auffallen.

„Uns ist ein Durchbruch gelungen“, sagte NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) am Freitag. „Wir ermöglichen die Entnahme eines Wolfes unmittelbar nach einem Riss an diesem Ort auch ohne den bisher nötigen genetischen Nachweis“, erklärte Krischer. Dies erleichtere den Umgang mit problematischen Wölfen deutlich. Die EU-Kommission sei mit diesem Vorgehen einverstanden.

Schnellabschüsse von Wölfen: Unbürokratisch, schnell und ohne DNA-Test

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) zeigte sich zufrieden damit, dass die Länder-Minister ihrem Vorschlag für Schnellabschlüsse folgten. Es gehe um Wölfe, die Herdenschutzmaßnahmen überwinden und Weidetiere reißen. „In solchen Situationen soll künftig ein Abschuss unbürokratisch, schnell und ohne DNA-Test möglich sein“, so Lemke. Dies erleichtere den gezielten Abschuss des „Täterwolfes“, der in der Regel zwei bis drei Tage nach einem Riss an den Ort des Geschehens zurückkehre.

Die Politik hofft auf einen Lerneffekt des Rudels, aus dem der „Täterwolf“ stammt. „Wenn die Strafe auf dem Fuße folgt, teilt sich das auch dem Rudel mit“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD). „Zu 90 Prozent“ ernährten sich Wölfe nicht von Weidetieren, sondern von anderen Lebewesen, so Steffi Lemke.

Schnellabschüsse von Wölfen: Nicht sicher, dass der "richtige" Wolf erschossen wird

Bisher muss die Identität eines Wolfes, der Nutztiere reißt, vor dem Abschuss durch einen DNA-Test festgestellt werden. Bis dieser genetische Nachweis vorliegt, können aber mehrere Wochen vergehen. Zu viel Zeit sei das, um den Wolf noch in der Nähe des Risses schießen zu können, erklärte Steffi Lemke. „Man nimmt mit dem Schnellabschuss und dem Verzicht auf den sofortigen DNA-Test zwar in Kauf, dass nicht der richtige Wolf geschossen wird, aber das passiert auch heute schon“, so Lemke. Der DNA-Abgleich werde künftig nachträglich durchgeführt, um zu klären, ob der richtige Wolf erwischt wurde.

Die NRW-Landesregierung hatte schon vor dem Treffen die Konsequenzen aus zahlreichen Nutztierrissen am Niederrhein in den vergangenen Wochen gezogen: Oliver Krischer kündigte im November eine Allgemeinverfügung des für das Wolfsschutzgebiet Schermbeck zuständigen Kreises Wesel an, um die „Problemwölfin Gloria“ entnehmen zu können. Der Beschluss der Umweltministerkonferenz geht über diese Verfügung hinaus.

Schnellabschüsse von Wölfen: Versöhnt dies Tierhalter und Artenschützer miteinander?

In NRW gebe es laut Krischer nur eine „einstellige Zahl“ von Wölfen. Till Backhaus öffnete den Blick auf die bundesweite Wolfspopulation: In Deutschland gebe es aktuell 184 Wolfsrudel. „Unterm Strich reden wir über 1339 Tiere“, so Backhaus.

Die Runde der Umweltminister hofft nun, dass die Möglichkeit der Schnellabschüsse dazu beitrage, die Diskussion über den Wolf zu versachlichen und Tierhalter und Artenschützer zu versöhnen.

Lesen Sie auch:

Wolfsabschuss: Tierschützer drohen Schützen mit Gewalt

Schäfer prognostiziert: "Wölfin Gloria wird nicht geschossen"

Wölfin Gloria: Petition hat mehr als 34.000 Unterschriften

Umweltminister schießt sich ein auf Problemwölfin Gloria

Abschuss von Wölfen: Jäger haben Angst vor Anfeindungen