Düsseldorf. Die Naturschützer vom Nabu NRW sagen, Wildnisgebiete sollten so privilegiert sein wie Windräder. Windräder gehörten nicht in den Wald.

Der Naturschutzbund Nabu in Nordrhein-Westfalen hat der schwarz-grünen Landesregierung nach eineinhalb Jahren ein schlechtes Zwischenzeugnis ausgestellt: Die Politik von CDU und Grünen sei nicht „naturverträglich“ genug und einseitig auf den Windkraft-Ausbau ausgerichtet.

„Wir sind enttäuscht“, sagte Nabu-Landeschefin Heide Naderer am Dienstag, als sie nach der Arbeit der Landesregierung gefragt wurde. Ihre Kritik zielt vor allem auf die Art und Weise, wie NRW den Ausbau der Windenergie vorantreibt.

"Keine Windräder im Wald"

Der Nabu in NRW setze sich zwar selbst für einen schnellen und konsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien, zum Beispiel aus Wind, Sonne und Biomasse, ein. Aber angesichts des schlechten Zustandes der Wälder in NRW und der besonderen Bedeutung intakter Wald-Ökosysteme für die Artenvielfalt und das Klima seien „die weitreichenden Öffnungen der Wälder zur Nutzung der Windenergie nicht tragbar“, so der Verband.

„Erneuerbare Energien müssen naturverträglich sein, und diese Erkenntnis ist in NRW noch nicht angekommen“, sagte Naderer. In Laub- und Mischwäldern, selbst in solchen, in denen neben den Laub- auch Nadelbäume stehen, müsse grundsätzlich auf Windenergie verzichtet werden.

Vorfahrt für die Windenergie

Der Landtag hat zuletzt den pauschalen 1000 Meter-Mindestabstand von Windrädern zu Wohnsiedlungen abgeschafft. In NRW werden 1,8 Prozent der Landesfläche für die Windkraft-Nutzung reserviert wird, und der Bau von Windrädern in geschädigten Wäldern (Kalamitätsflächen) wurde erlaubt.

Der Nabu meint nun, dass die „Wildnisentwicklung“ ähnlich privilegiert werden sollte wie die Windenergie: Zwei Prozent der Landesfläche müssten geschützte Wildnisgebiete sein.

Nabu-Landeschefin Naderer: "Nicht jeder Wolf ist ein Problem"

Kritisch sieht der Verband auch den Kies- und Sandabbau am Niederrhein sowie die aktuelle Diskussion über den Abschuss von Wölfen. Der Wolf sei ein „streng geschütztes Tier, ein wichtiges Tier in unserer ganzen natürlichen Umwelt“, betonte Naderer. Über Abschüsse von „Problemwölfen“ könne man in Einzelfällen reden, nicht aber über die generelle Freigabe der Jagd auf Wölfe, denn nicht jeder Wolf sei ein Problem.

Lob bekommt die Landesregierung vom Nabu für ihre Pläne, einen zweiten Nationalpark in NRW einzurichten.

Rasanter Mitgliederzuwachs

Der Nabu NRW freut sich erneut über einen starken Mitgliederzuwachs. In den vergangenen zehn Jahren habe sich die Zahl der Mitglieder auf mehr als 125.000 nahezu verdoppelt, sagte Nabu-Landesgeschäftsführer Jonas Krause-Heiber. Insbesondere im Ruhrgebiet und im Raum Köln/Bonn sei das Interesse am Engagement im Nabu groß. Zum Vergleich: Dieser Naturschutzverband hat inzwischen mehr Mitglieder als die CDU und die SPD in NRW.

Die Vorsitzende Heide Naderer erkennt in der positiven Mitgliederentwicklung einen Beleg dafür, dass sich immer mehr Bürgerinnen und Bürger einen konsequenten Naturschutz wünschten.

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