Berlin. Die Affäre um Stefan Gelbhaar spüren auch viele Basismitglieder der Grünen im Wahlkampf. Nun legte die Partei ein Wording vor.

Die Pankower Grünen kommen nach der mutmaßlichen Intrige gegen den Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar nicht zur Ruhe. Das spüren auch die Wahlkämpfer der Partei, die gerade dafür kämpfen, dass der Wahlkreis weiterhin bei den Grünen bleibt und nicht etwa an die AfD fällt.

Immer wieder müssen sie sich dabei auch Fragen zum Umgang mit Gelbhaar anhören. Wie die „B.Z.“ berichtet, hat nun der Kreisverband an seine Mitglieder eine interne Sprachregelung verschickt, wie sie zu möglichen Fragen zum Fall Gelbhaar reagieren sollen. Unter der Überschrift „Wording zur Direktkandidatur“ wird aufgelistet, was Wahlkämpfer bei Fragen zu Gelbhaar sagen sollen.

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Das sollen Grünen-Wahlkämpfer zum Fall Gelbhaar sagen

„Die Situation ist nicht einfach. Die Aufarbeitung braucht Zeit. Gerade weil das Thema so groß und komplex ist, kann es nicht in wenigen Wochen geklärt werden“, heißt es etwa. Und: „Die Entscheidung fällt uns nicht leicht. Sie ist aber kein Gerichtsurteil und sie richtet sich weder gegen die Unschuldsvermutung gegenüber Stefan Gelbhaar noch gegen die Unschuldsvermutung gegenüber Vorfällen meldender Frauen.“

Zudem sollen die Wahlhelfer von Gelbhaar ablenken und auf die neue Direktkandidatin Julia Schneider verweisen: „Mit Julia Schneider haben wir eine starke Kandidatin, die als Ostberlinerin und junge Mutter wichtige Perspektiven in den Bundestag mitbringt.“

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So soll auf kritische Nachfragen reagiert werden

Auch auf kritische Fragen werden die Wahlkämpfer vorbereitet: Unter „Reaktion auf Wut, dass Stefan zu Unrecht abgewählt worden sei und dass die Entscheidungsfindung zu schnell ging“ heißt es: „Eine empathische Reaktion ist hilfreich. Es ist aber auch immer okay, aus schwierigen Reaktionen rauszugehen.“ Möglicherweise aufgebrachten Wählern soll dann gesagt werden: „Ich verstehe Ihre Frustration.“

Gelbhaar, der seit 2017 für die Pankower Grünen im Bundestag saß, war Anfang Januar als Direktkandidat der Pankower Grünen abgewählt worden. Zuvor hatte es mehrere anonyme Belästigungsvorwürfe gegeben – die Gelbhaar alle bestritt. Der Sender RBB hatte auf der Grundlage von eidesstaatlichen Erklärungen über die Vorwürfe berichtet, doch im schwersten Fall hat sich nun gezeigt, dass die Vorwürfe erfunden waren. Der Sender zog die Berichterstattung zurück und erstattete Anzeige. Auch die Partei will die Vorgänge juristisch aufarbeiten – dennoch wird für sie in Pankow weiterhin Schneider statt Gelbhaar antreten.

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