Berlin. Der Verkehrsminister bleibt und tritt aus der FDP aus, obwohl seine Partei die Ampel verlässt. Das ist bemerkenswert und für ihn ein hohes Risiko.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat sich in den letzten Wochen zurückgehalten. Während andere Minister aus der Ampel-Koalition öffentlich eigene Wirtschaftspapiere und Deutschlandsfonds vorstellten, um im fast selben Atemzug wiederum die Ideen ihrer Koalitionspartner für vollkommen abwegig zu erklären, machte Wissing einfach weiter. Digital-Gipfel, Verkehrsprognose, Deutsche Bahn anstatt öffentliche Zankerei, ja eigentlich Theater.
Wissing bleibt: FDP-Chef Lindner hat ihm die Entscheidung leicht gemacht
Wissing handelt nun auch in der wohl dunkelsten Stunde des bisherigen Dreier-Bündnisses in Berlin nach seinem eigenen Kompass. Sein Schritt, nach dem Bruch der Koalition im Amt zu bleiben und gleichzeitig aus der eigenen Partei auszutreten, ist bemerkenswert, aber aus Sicht von Wissing selbst auch konsequent.
Zuletzt hatte er betont, dass er es für das wichtigste Wesen der Politik hält, kompromissfähig zu bleiben und mehrheitsfähige Lösungen für die gesamte Gesellschaft zu erarbeiten. Insofern dürfte vor allem FDP-Chef Christian Lindner Wissing seine Entscheidung leicht gemacht haben. Denn Lindner zeigte zuletzt gar kein Interesse daran, von eigenen Positionen abzuweichen.
Man muss Wissing jetzt fraglos Rückgrat attestieren. Sein Austritt aus der FDP und sein gleichzeitiges Verbleiben im Amt ist bemerkenswert und mutig. Denn gut möglich ist, dass es das in der Politik gewesen sein könnte für den Rheinland-Pfälzer, der sein gesamtes bisheriges politisches Leben bei den Liberalen verbrachte. Innerhalb der FDP distanziert man sich bereits öffentlich von ihm. Wissing wird das ertragen können. In solch herausfordernden Zeiten eigene Interessen hinter die seines Landes zu stellen, zeugt von Format. Das muss man ihm hoch anrechnen.
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