Düsseldorf. In den NRW-Kitas häufen sich die Personalausfälle, dabei hat der Herbst gerade erst begonnen. Die Opposition spricht von einem Drama.

Vorübergehende Schließungen von Gruppen oder ganzen Betreuungseinrichtungen sind schon seit geraumer Zeit Teil der Kita-Krise in NRW. Eine neue Statistik legt den Schluss nahe, dass die Lage in den kommenden Wochen und Monaten noch schlimmer werden könnte als im vergangenen Herbst.

Rheinland: Rund 700 Problem-Meldungen mehr als vor einem Jahr

Aus einer Liste der Problem-Meldungen von Kitas seit Januar 2023, die NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) dem Familienausschuss des Landtags für seine Sitzung an diesem Mittwoch geschickt hat, lässt sich ein besorgniserregender Trend herauslesen. Das Landesjugendamt des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) verzeichnet demnach für den September 2024 insgesamt 2667 Problem-Meldungen zu Personalmangel in Kitas. Die Folgen: 39 Einrichtungen mussten in diesem Monat schließen, es gab 1532 Teil- oder Gruppenschließungen, und in 1063 Fällen wurde die Betreuungszeit reduziert. Zum Vergleich: Im September 2023 gab es im Bereich des LVR „nur“ 1921 Alarm-Meldungen.

Ähnlich ist die Situation in Westfalen. Dort wurden im September 2023 insgesamt 629 Meldungen zu „Personalunterdeckungen“, also zu Personalmangel, gezählt. Im September 2024 wurden dort 1174 Meldungen registriert. Zur Einordnung: In ganz NRW gibt es insgesamt rund 10.700 Kindertageseinrichtungen.

„Das ist ein Drama für die Kita-Landschaft“, sagt Dennis Maelzer (SPD)

„Das ist ein absoluter Höchststand und ein großes Drama für die Kita-Landschaft“, sagte der SPD-Familienexperte Dennis Maelzer dieser Redaktion. Ministerin Paul könne nicht mehr verleugnen, dass die Schließungen und Angebotsreduzierungen auch das Ergebnis ihrer Kita-Politik seien.

Kita-Daten für den Oktober 2024 liegen noch nicht vor. Die Erfahrung lehrt aber, dass die Personalausfälle in den kalten Monaten zunehmen und damit auch die Zahl der Kita-Schließungen. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Personalausfall-Meldungen im LVR-Landesjugendamt von 1921 (September) auf 3623 (November). Die Folge: Fast 2000 Gruppenschließungen im November.

Schon im August dieses Jahres wurde bekannt, dass sich die Zahl der Problemanzeigen der Kita-Träger binnen eines Jahres mehr als verdoppelt hatte.

Konsequenzen: Weniger Betreuungszeit oder Schließung von Gruppen oder ganzen Kitas

Die Träger der Kindertagesstätten sind gesetzlich verpflichtet, Personalunterbesetzungen zu melden. Mit dem jeweiligen Landesjugendamt müssen dann Maßnahmen „zur Sicherstellung des Kindeswohls“ abgestimmt werden. In der Regel bedeutet das eine Einschränkung der Betreuungszeiten, was berufstätige Eltern in NRW immer häufiger in Bedrängnis bringt. Dabei ist der Bedarf an Kinderbetreuung riesig. In unserem Bundesland fehlen Schätzungen zufolge mehr als 100.000 Kita-Plätze.

„Die Träger pfeifen auf dem letzten Loch und wissen sich nicht mehr anders zu helfen, als das Personal massiv runterzufahren“, warnt Dennis Maelzer. Er vermisst Lösungsvorschläge von der NRW-Regierung. Bis heute gebe es keine Eckpunkte für eine Reform des Kinderbildungsgesetzes (Kibiz). Die SPD-Landtagsfraktion fordert daher ein spezielles Kita-Rettungsprogramm.

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