Duisburg. In einer Duisburger Kita fehlen bis zu acht Erzieherinnen pro Tag, ständig fallen Gruppen aus. Eltern springen ein – und fehlen im Job.

Chronischer Personalmangel treibt die Eltern der Kita-Kinder Haraldstraße in Duisburg-Hochemmerich zur Verzweiflung. „Innerhalb von fünf Wochen gab es 40 Gruppenschließungen. Und das bei einer achtgruppigen Kita“, schrieben sie am 8. Oktober an Oberbürgermeister Sören Link.

Eine Antwort der Stadt auf ihren ausführlichen Alarm-Brief haben sie aber bis heute nicht erhalten. Das macht sie zusätzlich wütend.

Mittlerweile fehle jegliches Verständnis der arbeitenden Eltern, denn für sie haben die ständigen Schließungen weitreichende Konsequenzen. Aber natürlich auch für die Kinder, die immer wieder aus ihrem – zum Teil neuen – Umfeld herausgerissen werden.

Kita in Duisburg – Eltern verzweifeln: „Stadt lässt uns absolut hängen“

Eins betonen die Eltern: „Das Personal ist absolut hervorragend – engagiert und ideenreich.“ Nur könne bei der desolaten Situation schlicht nichts umgesetzt werden. „Die Stadt lässt uns absolut hängen“, sagt Jessica Sprenzel, eine Mutter, die für viele andere spricht. „Um 7 Uhr beginnt die Frühbetreuung. Um 8 Uhr können wir dann die Kinder wieder abholen“, schildert die Mutter.

Jessica Sprenzel mit ihren Kindern Connor und Josy. Die Mutter findet: „Die Stadt lässt uns absolut hängen.“
Jessica Sprenzel mit ihren Kindern Connor und Josy. Die Mutter findet: „Die Stadt lässt uns absolut hängen.“ © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Leider sei auch kein Ende dieser Notsituation in Sicht, da drei Stellen unbesetzt und zwei Erzieherinnen langzeitkrank sind. Hinzu kommen noch der ohnehin geplante und verdiente Urlaub und kurzfristige Erkrankungen, schrieben die Eltern an den Oberbürgermeister.

Personalmangel in Duisburger Kita: Pro Tag fehlen acht Erzieherinnen

Demnach fehlten pro Tag um die acht Erzieherinnen. Leider könne die Stadt diese Lücke wohl nicht durch Springer auffüllen, so dass auch die nächsten Wochen und sogar Monate mit der Menge an Gruppenschließungen gerechnet werden müsse.

Es gelte das Rotationsprinzip für die Gruppen der 162 Kinder. Jede Gruppe sei bereits fünf Mal geschlossen worden, teilweise sogar zweimal pro Woche. Kinderbetreuung stellen sich die Eltern anders vor. 

Ein gravierender Punkt sei die Ansage des Landschaftsverbandes Rheinland gewesen, „bei nicht planbarem Personalmangel den Rechtsanspruch aller Kinder zu berücksichtigen und selbsttätig ein Notfallkonzept zu erarbeiten“.

Notfallbetreuung: Jede Gruppe muss mal ganztägig zu Hause bleiben

Laut der Kita-Leitung sei das bisherige Vorgehen nicht mehr erlaubt, für Eltern, die beide berufstätig sind, eine Notfallbetreuung zu gewährleisten. Einige Familien seien sogar doppelt betroffen. Nämlich dann, wenn sie Kinder in zwei unterschiedlichen Gruppen haben.

Bis Dezember 2023 habe die Leitung vor Ort noch mit dem chronischen Personalmangel umgehen können. „Im Januar 2024 hat sich dies jedoch schlagartig geändert und es wurde nach Gleichberechtigung für die nicht arbeitenden Eltern verlangt“, berichtet Mutter Susanne Schellenberg. „Dies wurde dann auch so umgesetzt – trotz des Protestes.“

Geeinigt habe man sich auf das Rotationsverfahren, so dass jede Gruppe einmal ganztägig zu Hause betreut werden muss, egal, ob die Eltern berufstätig sind oder nicht.

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Warum die Stadt Duisburg die Ausfälle nicht auffangen kann

„Wir können den Unmut der Eltern verstehen und bedauern es sehr, dass es aktuell in der Kita Haraldstraße durch Personalengpässe zu Ausfällen kommt. Selbstverständlich tun wir alles, um auch unter diesen schwierigen Bedingungen eine möglichst stabile Betreuungssituation zu gewährleisten“, teilt die Stadt auf Anfrage mit.

„Trotz unseres bestehenden Springerpools konnten wir die zahlreichen Ausfalltage nicht vollständig auffangen. Wir haben jedoch sofort reagiert und den Einsatz von zwei Springern organisiert. Zusätzlich ist in der Kita bereits eine hausinterne Springerin im Einsatz.“

Susanne Stölting
Sprecherin der Stadt Duisburg

Seit September habe man in der Kita eine verstärkte Erkrankungswelle beim Betreuungspersonal. Mitte Oktober seien gleich fünf Mitarbeitende krankheitsbedingt ausgefallen.

„Trotz unseres bestehenden Springerpools konnten wir die zahlreichen Ausfalltage nicht vollständig auffangen. Wir haben jedoch sofort reagiert und den Einsatz von zwei Springern organisiert. Zusätzlich ist in der Kita bereits eine hausinterne Springerin im Einsatz“, schildert Sprecherin Susanne Stölting die Lage.

Es sei richtig, dass aus den geschilderten Gründen „bedauerlicherweise“ in den letzten Wochen immer wieder zwei bis drei Gruppen von Reduzierungen betroffen waren. „Von Anfang bis Mitte September mussten wir leider achtmal die Betreuungszeiten anpassen, jedoch nur eine Gruppe schließen.“ Die aktuelle Lage sei natürlich nicht zufriedenstellend und man werde alles tun, um die Situation zu verbessern.

Die Kita Haraldstraße in Duisburg-Hochemmerich: Teilweise fehlen acht Erzieherinnen pro Tag.
Die Kita Haraldstraße in Duisburg-Hochemmerich: Teilweise fehlen acht Erzieherinnen pro Tag. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Eltern müssen weiter zahlen – und Verdienstausfall stemmen

Für die Eltern gibt es noch ein weiteres, ausgesprochen ärgerliches Thema. Sie werden von der Stadt nach eigenen Angaben für die Leistungen Betreuung und Essen weiterhin zur Kasse gebeten, „obwohl von Leistung seit langem keine Rede mehr sein kann, von Bezahlen allerdings schon“. 

Die berufstätigen Eltern plagt nicht nur die Sorge, wie sie den Verdienstausfall stemmen sollen, weil sie immer wieder nicht zum Dienst erscheinen können. „Wir fragen uns auch, wie lange die Arbeitgeber das ewige Fehlen noch mitmachen“, sagt Jessica Sprenzel. Die Stadt müsse endlich eine stabile Lösung für die desolate Situation finden.

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